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Titel: Vollendet - Der Aufstand Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand |
Noch einmal zur Erinnerung:
“Vollendet” ist die Geschichte von Connor, Risa und Lev, die in einer für uns unvorstellbaren Welt in einer komplett neuen Ordnung leben. In dieser Welt gilt das Gesetz der “Charta des Lebens”, welches besagt, dass Eltern ihre Kinder im Alter zwischen 13 und 18 Jahren jederzeit rückwirkend abtreiben und somit für immer loswerden können. Dabei sind die Gründe für die Entsorgung der Kinder jeweils unterschiedlicher Natur.
Connor wurde seinen Eltern auf Dauer einfach zu unbequem. Risa, ein Waisenkind, soll aus Kostengründen verschwinden und Lev ist ein sogenanntes Zehntopfer, dessen Bestimmung aus vermutlich religiösen Gründen bereits seit seiner Geburt feststand. Alle drei teilen das gleiche Schicksal. Sie erwartet der Abtransport in ein Ernte-Camp, wo ihre Körper zu fast 100% für interessierte Käufer wiederverwertet werden sollen.
Bereits dieser erste Teil begeisterte und fesselte mich, so dass ich mich gar nicht lange bitten lassen musste, auch den zweiten Teil zu lesen.
Inzwischen hat sich in der Welt unserer drei Protagonisten einiges getan.
Risa gilt als Behinderte und darf nicht mehr umgewandelt werden. Levs Organe sind kontaminiert, so dass auch er die Gefahr der Umwandlung nicht mehr fürchten muss. Connor ist für die Öffentlichkeit tot und somit auch kein Kandidat mehr für eine Umwandlung.
Inzwischen wurde das höchstmögliche Alter für eine Umwandlung auf 16 Jahre herabgesetzt. Einerseits müssen die Kids nun zwei Jahre weniger um ihr Leben bangen. Andererseits werden die Organe knapp und dementsprechend floriert die Piraterie unter den Händlern.
Die Geschichte wird insgesamt durch drei weitere Protas in Form von Miracolina, Starkey und Cam ergänzt. Diese drei treffen über kurz oder lang auf unsere guten Bekannten aus dem ersten Teil. Damit fließt dann wieder alles zu einem Ganzen zusammen. Und dieses Ganze hat es wieder gehörig in sich.
Bereits im ersten Teil hatte mich die emotionale Tragweite dieser Dystopie mit Pauken und Trompeten vom Platz gefegt. Ganz ehrlich, ich habe mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an Teil zwei begeben, weil ich dachte: Ach, wieder so ein Lücken füllender zweiter Teil, der nur geschrieben wurde, um Teil drei einzuläuten. Aber nichts von alledem. Dieser Teil steht dem ersten in nichts nach. Im Gegenteil.
Auch hier erschlägt Neal Shusterman den Leser wieder mit einer atemberaubend gut geschriebenen Geschichte, tollen Charakteren und einer Fülle an Emotionen, die einen während der gesamten Lektüre permanent am Wickel haben. Kritik am Schreibstil, in den man sich angeblich nur schwer hineinfinden kann, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Auch in diesem Teil fand ich kinderleicht in die Geschichte hinein und nur schwer wieder hinaus.
Fazit:
„Vollendet – Der Aufstand“ von Neal Shusterman ist ein mehr als würdiger zweiter Teil der Trilogie, der, abgesehen vom eher langweiligen Covermotiv, richtig tief geht. Diese Dystopie, die eher für Jugendliche angedacht war, ist selbst für Erwachsene mitunter harter Tobak. Wer gerne mal Abseits vom Splatter-Horror eine wirklich mitreißende und aufwühlende Geschichte lesen möchte, ist mit „Vollendet“ sehr gut bedient. Dieses Buch ist ein nervenzerfetzender, hemmungslos emotionaler Pageturner.