Serie/Zyklus: Terra Taschenbuch #288 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Jugendliche Eric steht kurz davor, als vollwertiges Mitglied in seinem Stamm aufgenommen zu werden. Nachdem gewaltige, riesenhafte Außerirdische die Erde im Handstreich erobert hatten, wurde die Menschheit dazu verdammt im Untergrund zu leben. Was Eric und sein Stamm benötigen, das stehlen sie von den Außerirdischen, die das Fehlen von Nahrung kaum bemerken, da diese ca. 100 Mal so groß wie die Menschen sind.
Und dennoch: Die Fremden fühlen sich von den Menschen, die alles durchdringen und ständig Lebensmittel wegfressen, belästigt. Und die Menschen selbst sind bestrebt, Rache zu nehmen für die längst vergangene Unterwerfung. Doch wie? Es bricht ein Streit aus zwischen den Menschen, die die Meinung vertreten, man sollte das Wissen der Vorväter wiederentdecken und jenen, die sagen, dass schon damals das Wissen der Menschheit nichts wert war und die Aliens nicht aufhalten konnte. Sie sind der Ansicht, dass nur die Alien Technologie den Menschen den Sieg bringen kann. Auch Eric vertritt diese Meinung, doch dann wird seine Gruppe von seinem Stamm identifiziert. Eric muss fliehen, denn eine Rückkehr würde seinen Tod bedeuten und so macht er sich, gerade erst zum Mann geworden, auf in einer menschenfeindlichen Welt sein Glück zu suchen.
Der Titel hat eine sehr starke Ähnlichkeit zum John Steinbecks Roman Von Mäusen und Menschen (Of Mice and Men). Auch inhaltlich wandert William Tenn auf Steinbecks Spuren, sofern es um die Menschen und deren Hang, einander weh zu tun, geht. Die Grundgeschichte hat freilich nichts mit dem Klassiker zu tun. William Tenn überträgt das Verhältnis von Mäusen zum Menschen auf das von Menschen zum Monster (= Alien). Dabei lässt er sich von einem zweiten Werk beeinflussen, nämlich Mary Nortons The Borrowers (auf Deutsch Die Borger). Der Autor macht keinen Hehl daraus und nennt die unterschiedlichen Menschenstämme "Front-Borrowers" und "Back-Borrowers".
Doch auch hier hinkt der Vergleich: das vorliegende Buch ist kein Jugendroman, sondern ein reiner SF Roman mit vielen Wendungen. Zusammen mit Eric entdeckt man die Welt und stellt nach und nach fest, dass die Welt ganz anders ist als sie zu nächst scheint. Sehr kurzweilig und nicht ohne Ironie beschreibt William Tenn Erics Odyssee durch eine fremdartige, menschfeindliche Welt und lässt das Ganze in einem wunderbar sarkastischen Schluss enden.
Von Menschen und Monstern ist William Tenns einziger Roman. Der Autor, der im bürgerlichen Leben Philip Klass hiess und 1920 in London geboren wurde, war ansonsten ein routinierter Kurzgeschichten-Schreiber. Mit seinem Roman jedoch schuf er ein Meisterwerk der SF, das leider heute zu unrecht fast vergessen ist. Mit seinem ungewöhnlichen Ansatz griff er ein Thema auf, das noch nicht so abgedroschen ist, wie manch andere Themenstellung. Bedauerlich, dass der Autor keine weiteren Romane verfasst hat.
9 von 10 Punkten.