Serie: Wanted, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Zwar hat der Kopfgeldjäger Wanted dem jungen Mischling Yaqui Red geholfen, zwei der Mörder der Familie des Halbindianers zur Strecke zu bringen, obgleich er nichts daran verdienen konnte, doch nun sieht er die Zeit gekommen, zunächst getrennte Wege zu gehen. Während Wanted sich also alleine in die kleine Stadt Hispaniola begibt, um neue Aufträge an Land zu ziehen, campiert Red vor den Toren der kleinen Ortschaft.
Vom Hilfssheriff Hispaniolas erfährt Wanted, dass die Auftragslage für Männer seiner Profession nicht sonderlich rosig aussieht, denn entweder haben sich die Verbrecher aus dem Staub gemacht, oder sind einer der beiden Fraktionen des Sezessionskrieges beigetreten und stehen damit vorübergehend unter dem Schutz einer Armee.
Immerhin stellt der Sheriff Wanted etwas Geld in Aussicht, wenn er sich in die nächste größere Stadt – Taos – begibt, um dort einem Mann namens Carson eine Nachricht zu überbringen. Da sich in Taos auch mindestens ein weiterer der von Yaqui gejagten Mörder befinden soll, schließt sich das Halbblut erneut dem Kopfgeldjäger an.
Ehe sie sich versehen befinden sich beiden Männer als Zwangsrekrutierte in einem blutigen Krieg zwischen konföderierten Rebellen, Yankees und Indianern.
Während Wanted im Tross Carsons einen der Bull-Brüder ausfindig zu machen versucht und dadurch nicht nur die Aufmerksamkeit und Unmut der Soldaten auf sich zieht, setzt sich Red zu den Navajos ab, um die Indianer vor dem Angriff durch Rebellen und die Armee General Canbys zu warnen.
Verglichen mit dem ersten Band, stellt dieses zweite Album sowohl inhaltlich als auch visuell eine deutliche Enttäuschung dar.
War im ersten Band der Sezessionskrieg als handlungsbestimmendes Moment oder auch nur als Hintergrundinformation vollkommen inexistent, so bricht er nun aus heiterem Himmel über die beiden Hauptprotagonisten herein, mit beispielsweise der Folge, dass aus Kit Carson, dem dreckigen Skalpjäger des ersten Albums, urplötzlich ein im Grund respektabler Freiwilliger in den Reihen der Yankees wird. Dieser extreme Bruch im Hintergrund relativiert die Plausibilität zumindest eines der ersten beiden Bände Richtung "wenig".
Das zweite große Manko der Geschichte sind die wirren Zuordnungen und unvollständig beschriebenen Konflikte, die den Leser mehr raten als ahnen oder wissen lassen, wer nun genau aus welchem Grund gegen wen kämpft, wo also die Frontlinien innerhalb der Story genau liegen.
Immerhin wartet die Serie nach wie vor mit einem Hauptprotagonisten auf, für den Egoismus und Anreiz-Beitrags-Überlegungen mehr als bloße Worte sind, obgleich auch der Kopfgeldjäger - wie die Handlung insgesamt - gegenüber dem Vorgängerband an Härte und Zynismus verloren zu haben scheint.
In Bezug auf das Artwork setzten sich die Mängel des ersten Bandes insbesondere im nach wie vor detailarmen, zum Teil regelrecht grobschlächtigen, oftmals wenig ausdrucksstarken Artwork fort, während die Koloration insgesamt etwas mutiger erscheint. Allerdings soll nicht verhehlt werden, dass Zeichner Girod in einigen Panels durchaus eine Beherrschung des Western-Sujet an den Tag legt, die Hoffnung für die Folgebände weckt.
Fazit: Die fehlende Plausibilität in der Fortsetzung des ersten Albums, eine unübersichtliche Dramaturgie, wirr inszenierte Konflikte sowie das mäßige Artwort machen diesen zweiten Wanted-Titel eher zu einer Empfehlung für Western-Hardcore-Fans.