Serie / Zyklus: Warhammer, Dritter Roman der Abenteuer von Gotrek und Felix Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Doch wer sind diese beiden tapferen Streiter? Felix ist ein Mensch, ein für damalige Zeiten gebildeter Schöngeist, der eine treffliche Klinge schwingt und nebenbei Prosa schreibt. Gotrek ist ein Zwerg, genauer gesagt, ein Trollslayer. Die Angehörigen dieses Kultes sind völlig "durchgeknallte" und furchtlose Kampfmaschinen, die zuweilen ein ziemlich exzentrisches Outfit an den Tag legen: schrillste Farben, punkige Frisuren und das eine oder andere ungewöhnliche Accessoire (bspw. abgeschlagene Köpfe).
Unsere beiden Helden haben allerdings ein gravierendes Problem, vielmehr Felix hat das Problem: er ist durch einen in Weinseligkeit abgelegten Eid an Gotrek gebunden und hat sich verpflichtet dessen Abenteuer und Ableben schriftlich der Nachwelt zu überliefern. Zu diesem Zweck darf er selbstverständlich nicht von Gotreks Seite weichen. Das Dumme ist, dass der Zwerg sich mit Vorliebe nur in solche Abenteuer stürzt, die zumindest eine hohe Wahrscheinlichkeit des endgültigen Dahinscheidens bieten, kurz gesagt: er sucht den Heldentod und einen glorreichen Untergang.
Das Abenteuer, dass die beiden diesmal bestehen müssen, verheißt ihnen ein sicheres Ende, zumindest wenn man der Vorfreude Gotreks Glauben schenken darf. "Ein mächtiges Verhängnis, Menschling. In der Tat, ein mächtiges Verhängnis", war Gotreks Antwort auf Felix Frage: "Was ist?", bevor sie Nuln verlassen, um zu einem ungastlichen Ort, dem Einsamen Turm, im Norden des Kontinents aufbrechen. Unterwegs schließen sich ihnen zwei weitere mit Gotrek bestens bekannte und befreundete Zwerge an, da sie ohnehin das selbe Reiseziel haben: ein Trollslayer namens Snorri, der anstelle von Haaren in den Schädel getriebene und bunt angemalte Nägel trägt, und sein intellektueller, unentwegt schreibender Gefährte Varek.
Als sie den abgelegenen Einsamen Turm erreichen finden sie dort ein riesiges Zwergenbergwerk sowie den größten industriellen Komplex der bekannten Warhammer-Welt. Ein uralter Zwerg namens Borek eröffnet ihnen seinen Plan, die in der Chaos Wüste verlorene Zwergenstadt Karag Dum zu suchen, um dort eine uralte Waffe der Dawi zu bergen und das Schicksal der ehemals dort lebenden Zwerge in Erfahrung zu bringen. Leichter gesagt als getan: die Chaos-Wüste ist ein riesiges, Warpsteinstaub-verseuchtes Gebiet, in dem Mutanten, Tiermenschen und die Avatare der Götter des Chaos ihr Unwesen treiben. Normales Leben - so wie wir es kennen - ist dort nicht möglich und jeder, der die Wüste zu durchqueren versucht, fällt früher oder später unweigerlich dem Wahnsinn, dem Tod oder Schlimmeren anheim.
Der ausgeklügelte Plan der Zwerge sieht nun vor, die Wüste in kürzester Zeit mit einem riesigen, magisch geschützten Gefährt zu passieren, welches der Technikus - und Trollslayer - Makaisson entwickelte. Bisher endeten allerdings alle Erfindungen und Expeditionen dieses genial-wahnsinnigen Erfinders in einer Katastrophe, die zufälligerweise immer nur Makaisson als einziger überlebte. Und schließlich sind da auch noch die rattenähnlichen Skaven: unter Führung ihres Grauen Propheten Thanquol wollen sie sich des Zwergen-"Fahrzeuges" bemächtigen. Der zwischen Zwergen und Skaven herrschende Zielkonflikt bezüglich der weiteren Verwendung des Gefährtes wird Warhammer-like in einer blutigen Schlacht scheinbar gelöst. Immerhin gelingt es Thanquol, einen Spion - Lurk Spitzelzunge - an Bord der Maschine zu platzieren. Dieser wiederum mutiert im Laufe der Reise wegen zu ausgiebigem Warpsteinstaubgenuss immer mehr zu einem monströsen Skaven, den es nach Zwergen- ersatzweise auch Menschenfleisch gelüstet...
William King ist zur Zeit DER Warhammer-Autor schlechthin. Ihm gelingt es mühelos, das überaus komplexe und durch und durch - wie ich finde - langweilige Tabletopspiel in bunten, eindringlichen Bildern mit Leben zu füllen. Dabei legt er nicht nur Wert auf die von GW vorgegebene Authentizität, sondern verleiht dem Ganzen eine eigenständige Note: betonen andere WH- bzw. WH-40k-Autoren wie beispielsweise Jack Yeovil, Brain Craig oder Ian Watson übermäßig stark die dunkle Seite dieser Spielewelt, so beweist King mit seinen Romanen einen erfrischenden Humor. Der Leser hat dementsprechend oft das Gefühl, er lese keinen Dark Fantasy- sondern einen Funny Fantasy-Roman.
Weil King bewusst darauf verzichtete, die Hauptprotagonisten - Felix, Gotrek und auch Thanquol - und ihre merkwürdigen Beziehungen zueinander erneut ausführlich zu charakterisieren, bleiben sie zwar für die Neueinsteiger unter den Lesern blass und konturlos, dafür gewinnt die Story eindeutig an Rasanz und Tempo. Die Stammleser danken es ihm.
Wie schon in den ersten beiden Teilen reicht der Spannungsbogen der Story auch diesmal wieder ein wenig über diesen Roman hinaus und lässt einen gefesselten Leser dem nächsten Band entgegenfiebern.
Fazit: Heroische Fantasy, reichlich Action, viel Humor! Was will man mehr! Allerdings sollte man für den vollen Genuss die beiden ersten Romane - Schicksalsgefährten und Der graue Prophet - gelesen haben ... und wenn man darüber hinaus auch noch rudimentäre Kenntnisse über das Tabletop-Spiel vorweisen kann, so ist dieses sicherlich nicht von Nachteil. Dennoch: ABSOLUT EMPFEHLENSWERT! ... und wer nach Lektüre der King-Romane die Skaven nicht liebt, dem ist nicht zu helfen...
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