Reihe: The Warlord, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Wir schreiben das Jahr 1969: Lieutenant Colonel Travis Morgan ist in seinem Jet unterwegs, Spionageaufnahmen von militärischen Anlagen der Sowjets in Wladiwostok zu machen. Doch sein Vorhaben wird bemerkt und nur mit Mühe kann er den Raketen des Feindes entkommen. Das Flugzeug ist allerdings beschädigt. Es bleibt dem Colonel nur der Weg über den Pol, um seine Route nach Hause abzukürzen. Über dem Pol verlässt ihn aus verständlichen Gründen sein Kompass und sein Sprit wird knapp. Der einzige Ausweg scheint eine Notlandung zu sein, aber der Offizier muss seine Maschine verlassen, um mit dem Fallschirm abzuspringen. Aber die vermeintliche Eiswüste, die er erwartet hat, ist ein tropisches Paradies, ein wahrer Garten Eden - zumindest auf den ersten Blick. Nach kurzer Zeit stößt er auf die schöne Tara, deren Haut bei den ansässigen Dinosauriern sehr beliebt zu sein scheint. Travis rettet die Barbarin, was die beiden dauerhaft verbindet. Bevor der Offizier irgendwelche Fragen stellen kann, tauchen Soldaten der nahen Stadt Thera auf, um die beiden gefangen zu nehmen. Morgan ahnt dabei nicht, dass er ab diesem Zeitpunkt Abenteuer erleben wird, die jenseits seiner Vorstellungskraft liegen
In den siebziger Jahren erfreuten sich Comics mit starken Fantasymotiven einer großen Beliebtheit bei Marvel. Die mittlerweile legendäre CONAN-Adaption von John Buscema hatte dem Verlag eine feste Leserschaft beschert. DC Comics wollte da natürlich nicht nachstehen. Also musste etwas Ähnliches her. Der junge Zeichner Mike Grell hatte so ein Konzept in der Tasche. Er bediente sich bei Vorbildern wie Jules Verne, Clark Ashton Smith und Edgar Rice Burroughs, dessen Pellucidar- und Mars-Romane ganz klar aus dem Konglomerat der Versatzstücke hervorstechen. Dazu kam noch eine Prise von Robert E. Howards hyborischer Welt, in der sich der bereits schon erwähnte CONAN THE BARBARIAN heimisch fühlt. Fertig war das Mix, das man in einer speziellen Ausgabe ausprobieren wollte. In einer Reihe, deren Aufgabe es war, neue Comicformate zu testen, erschien das erste Abenteuer von WARLORD. Das Konzept fand einen großen Anklang und ging in Serie, deren Ende erst 1989 erfolgen sollte.
Die DC Comics erschienen in den 70er und 80er Jahren in Deutschland beim Ehapa Verlag, dessen Programm schon damals recht vielseitig war. 1980 starte man mit Die großen Phantastic-Comics eine Reihe mit einem neuen Konzept: mehrere verschiedene Serien mit SF- oder Fantasyhintergrund, die abwechselnd erschienen. So kamen oft in gekürzter Form Helden wie STORM, TAAR oder AMETHYST zum Zuge. Ebenfalls mit von der Partie war auch WARLORD, der ebenfalls hier integriert wurde.
WARLORD-Schöpfer Mike Grell stand schöpferisch unter dem Einfluss von Neal Adams und Dennis O’Neil. Das Duo hatte Anfang der siebziger Jahren mit der Einführung ihres eigenen Stil die starren Panels der Seiten aufgebrochen, um mit einer neuen Art von realistischeren Geschichten Superhelden wie BATMAN, GREEN LANTERN oder SUPERMAN eine neue Richtung zu geben. So beeinflusste der Stil der beiden dann auch eine ganze Generation von Zeichnern, zu denen auch Mike Grell, Frank Miller oder Howard Chaykin zählten. Da die Comics von Grell oft nicht wieder aufgelegt wurden, verschwand er etwas in den Hintergrund, wobei er bei seinen Fans immer beliebt blieb. Der Zeichner war allerdings einer der ersten seiner Zunft, die den beiden großen Verlagen DC und Marvel den Rücken kehrten, um etwas Eigenständiges im Independentbereich zu schaffen.
Auch 35 Jahre nach seiner Entstehung hat WARLORD nichts von seinem Reiz verloren. Mike Grell hat die Story seines Helden in immer epischere Dimensionen gehoben, bis er zu dem wird, was der Serie die Titel gibt. Obwohl die einzelnen Geschichten oft episodenhaft wirken, ist schnell klar, dass Grell noch einiges auf Lager hat, um den Leser weiter in die Welt von Travis Morgan zu führen. Neben der Story beeindrucken aber auch die sehr dynamischen Zeichnungen Grells, deren Reiz immer noch vorhanden ist. Seine Bilder entstehen oft aus der Bewegung heraus, wobei er sich auch Stilmittel bedient, die man beim Film wiederfindet. Dabei befreit er seine Zeichnungen aus dem üblichen Rahmen eines Panels, was man ebenfalls bei Frank Miller wiederfindet. WARLORD ist nicht nur ein Geheimtipp für Comicliebhaber, sondern auch einer der großen Klassiker des Genres. Somit wird er auch noch heute lesenswert.
WARLORD: SKATARIS ist der Auftakt einer sechsbändigen Reihe von Cross Cult, in der die Serie wiedergegeben werden soll. Die Zeichnungen selbst liegen im US-Format und in Schwarzweiß vor. Hinzu kommen noch ein sehr interessanter Artikel von Jochen Ecke über Mike Grell sowie eine Covergalerie der in dem Hardcover verwendeten Hefte. Auch wenn der Preis mit 22 Euro recht stolz ist, kann man sich diese Ausgabe getrost ins Bücherregal stellen.