Serie: The Warlord, Band #3 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der wegen aktuellem Problemen mit Lizenzgeber DC vorerst letzte Sammelband der klassischen Warlord-Serie enthält in gewohnter Schwarzweiß-Edition die Ausgaben #22 - #28 und fällt damit etwas dünner aus als die beiden vorausgegangenen Hardcover-Bände.
In der ersten Story rettet Morgan Travis aka der Warlord eine negroide Schönheit aus den Fängen von Soldaten, welche die junge Frau in einen offenkundig magischen Turm verschleppt haben. Was Travis nicht ahnt: diese Frau verbirgt ein tödliches Geheimnis.
In Geschichte Nummer Zwei steht der Warlord einer Gruppe augenscheinlich friedfertiger Menschen bei, welche in einer paradiesischen Umgebung leben und die von neandertalerhaften Wesen überfallen wird. Da er nicht immer zur Stelle sein kann, bildet der weißhaarige Krieger die Überfallenen in verschiedenen Kampfkünsten aus, damit sie sich zukünftig alleine der Angreifer erwehren können, und begeht dabei einen fatalen Fehler.
"Das Lied der Ligia" ertönt in einem unterseeischen Reich, in das es den Warlord auf einer abenteuerlichen Seereise als Pirat verschlägt. Die Herrscherin singt es, um Morgan zu retten, und opfert dadurch nicht nur ihre Seele.
In der vierten Story erleben wir mit, wie sich der Warlord einer Gruppe Söldner anschließt, um den Dieb Ashir zu jagen. Nachdem seine Kameraden in den unzugänglichen Bergen ein unrühmliches Ende gefunden haben, muss Morgan Travis letztlich jedoch alleine einen Mann dingfest machen, der ihm nicht nur ähnlich, sondern sogar sympathisch ist. Gemeinsam bestreiten die beiden Helden anschließend eine Prüfung, die sowohl ihren Verstand, als auch ihre innere Stärke erfordert, da sie den Dämonen ihrer Vergangenheit gegenübertreten.
Den Untergang von Atlantis erlebt der Warlord in einer früheren Inkarnation mit, um dann in jeweils immer neuen Körpern zu den großen Schlachten in unterschiedlichen Epochen der Erdgeschichte zu reisen.
"Der Fluch der Kobrakönigin" erwartet Morgan Travis schließlich in einem Dschungelreich, das von einer gleichermaßen schönen wie tödlichen Herrscherin regiert wird.
In erzählerischer Hinsicht ist dieses dritte Tradepaperback, das wie gehabt einem pulphaften Ansatz folgt, der zahlreiche Genres ungestüm miteinander mixt, überzeugend. Natürlich sind die Rollenbilder anachronistisch, natürlich macht sich ab und an ein leicht faschistoider Grundton breit und selbstredend ist Morgan Travis keine pazifistische Ikone, aber die Geschichten sind kurzweilig kurz – nicht zuletzt, weil sie allenfalls nur locker verbunden sind und keine ausufernden Handlungsbögen in den Vordergrund stellen – und phantasievoll, wobei durchaus einige Inspirationsquellen Mike Grells auszumachen sind, sei es H.G. Wells "Time Machine" oder Michael Moorcocks "Eternal Champion". Darüber, ob Grells merkwürdigen Frauenfiguren, hinter denen sich regelmäßig irgendwelche Wer-Wesen verbergen, auf eine tiefere psychologische Ebene herunter gebrochen werden können, will ich hingegen lieber nicht spekulieren.
Obgleich selbst zwei Dekaden nach der Erstveröffentlichung der Warlord-Comics Mike Grells künstlerischer Stil nach wie vor sehr modern und in der Inszenierung sowohl der Action als auch im Seitenlayout hochdynamisch bzw. innovativ anmutet, wird in diesem dritten Sammelband dennoch eine Schwäche erkennbar: insbesondere die weiblichen Figuren wirken unterm Strich und trotz aller mehr oder weniger realistischen Proportionen regelrecht stereotyp und physiognomisch so gleichförmig, dass es an Langeweile grenzt, wobei das Fehlen von Farbe die äußerliche Einheitlichkeit unterstreicht .. und damit wären wir noch einmal bei merkwürdigen Frauenbildern …
Fazit: Phantastische Abenteuer in einem lebendigen, überbordenden und in erzählerischer Hinsicht fast schrankenlosen Mini-Kosmos, deren brillantes Artwork auch noch nach mehr als 20 Jahren überzeugt.