Ein Beitrag der uns freundlicherweise von www.dragonsong.de zur Verfügung gestellt wurde
Warum bin ich von diesen Büchern so fasziniert und begeistert, dass ich mir die Zeit nehme, eine ganze Website zu dem Thema zu machen?
Nun ja, zunächst einmal wegen des offenkundig ungewöhnlichen Einfalls Anne McCaffreys, die Drachen in ihren Geschichten endlich einmal nicht als menschenfressende Ungeheuer darzustellen, sondern ganz im Gegenteil als freundliche sanfte Wesen, die mit ihren menschlichen Gefährten aufs Engste verbunden sind. Das war es, was mich am Anfang gefangen nahm und mich geradezu zwanghaft sämtliche erreichbaren Bücher verschlingen ließ, um immer mehr von dieser Welt Pern und ihren aufregenden Bewohnern zu erfahren.
Und damit kam dann noch ein anderer Aspekt ins Spiel: mir fiel auf, wie ungeheuer detailliert und einfallsreich diese Welt auf den Buchseiten in der Fantasie des Lesers Gestalt annahm und ich begann, mich - fast mehr noch als für die eigentlichen Geschichten - für das Handwerk und die Kreativität zu interessieren, die in diesen Büchern stecken.
Allein die Tatsache, dass der Zyklus ja anfänglich nicht geplant war, sondern sich über die Jahre hinweg entwickelte, finde ich faszinierend. Pern ist keine von Grund auf durchdachte und durchgeplante Welt, sondern war anfangs nicht mehr als eine nebelhafte Idee für eine Kurzgeschichte. Mit dem ersten vollständigen Roman wurden die Konturen zwar schon schärfer, die Details genauer, aber wenn man die Bücher in der Reihenfolge liest, in der sie geschrieben wurden, fällt auf, dass Anne McCaffrey während des Schreibens ihre Welt zunehmend genauer definierte und die Vorgeschichte dieser Welt auch erst für sich erforschen musste.
Sie schreibt zwar hier, sie hätte sich Pern an einem einzigen Nachmittag ausgedacht. Das mag auch sein - die Grundstruktur der Gesellschaft hat sie ganz sicher an diesem bewußten Nachmittag entworfen. Aber all die Erklärungen, warum manche Dinge auf Pern halt so sind wie sie sind - die kamen erst später dazu, als die Geschichten, die sie erzählen wollte, mehr und mehr Hintergrundinfos notwendig machte.
Ich denke beispielsweise nicht, dass die Drachen anfangs als Ergebnis eines ausgefeilten Bioengineering gedacht waren. Aber als der Punkt in einer der Geschichten kam, wo eine Erklärung für ihre Entwicklung und Herkunft nötig wurde, war das halt eine naheliegende Möglichkeit - und so betrat Kitti Ping die Bühne.
Natürlich passierten so auch kleinere Fehler, die aber selbst dem aufmerksamen Leser zeitweise erst beim zweiten oder dritten Lesen auffallen. So war Lytols verstorbener Drache Larth im ersten Buch angeblich noch eine Grüne - wohl weil Lytol nur als unwichtige Nebenfigur angelegt war. In den folgenden Büchern jedoch wird immer wieder Bezug darauf genommen, dass Larth ein Brauner war. Das ergab sich einfach im Verlauf der weitergesponnenen Story, weil sich Lytol schließlich zu einer der Hauptfiguren des neunten Passes entwickelte. Und in dem einmal herausgegebenen ersten Band (Dragonflight) konnte man das im Nachhinein ja schwerlich ändern.
Und genau das ist auch einer der Punkte, den ich mit großem Interesse verfolge: die scheinbare Widerspenstigkeit der Figuren, die sich in folgenden Büchern oft ganz anders entwickeln, als man das bei ihrem ersten Auftauchen vermuten würde. Anne McCaffrey selbst hat über Master Robinton einiges zu dem Thema gesagt.
Ich interessiere mich schon seit langem für die handwerkliche Seite des Schreibens - obwohl ich selbst anscheinend kein großes Talent dafür zu haben scheine. ;-) In mir steckt wohl doch eher ein Lektor als ein Schriftsteller. Aber ich bin immer wieder begeistert, wenn sich solche Blicke "hinter die Kulissen" beim Lesen ergeben - wenn man an manchen Stellen fast das Gefühl hat, man könne die Gedankengänge des Schreibers schon fast nachvollziehen und verstehen, warum manche Dinge gerade so und nicht anders geschrieben wurden. Diese Überlegungen sind für mich zeitweise fast spannender als die Handlung der Geschichte selbst.
Die Tatsache, dass manche der Erklärungen für Zustände auf Pern und auch einige der physikalischen Gegebenheiten auf dem Planeten im besten Falle pseudowissenschaftlich sind und wirkliche Experten eher zum Lachen bringen, werte ich dabei nicht unbedingt als Nachteil.
Die sogenannte "Anne Science" hat immerhin den Vorteil, auf den Leser mit einer nur durchschnittlichen Allgemeinbildung ziemlich einleuchtend zu wirken. Wenn man nicht weiß, wie extrem kompliziert manche Dinge wirklich funktionieren, dann kann man sich beim Lesen durchaus leicht einreden, dass es so "schon gehen könnte". Und genau das reicht doch auch völlig aus. Wenn ich ein absolut korrektes Buch lesen will, in dem alle Fakten und alle physikalischen, astronomischen und sonstigen Gesetzmäßigkeiten bis ins Einzelne stimmen, dann lese ich ein wissenschaftliches Lehrbuch. Die haben nur leider im Allgemeinen den großen Nachteil, todlangweilig zu sein. Wenn ich also eine spannende Geschichte lesen will, greife ich doch eher zu Annes Büchern und fange nicht an, jedes einzelne am Rande erwähnte Detail mit der Lupe nach Fehlern abzutasten, sondern lasse mich von der Geschichte gefangen nehmen und in eine andere Welt entführen...
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