Reihe: Weltennebel, Band 3 Eine Rezension von Ida Eisele |
Darian und Atorian, die Erben von Northcliff, sind auf der Suche nach Unterstützern gegen den Zauberer Samukal, der die Herrschaft über Albany an sich gerissen hat. Obwohl es ihnen gelingt, mit Hilfe von Darians kleiner Tochter Leana einige Portale zu schließen, über die Samukal blutrünstige Dämonen beschworen hat, schließt sich ihnen kaum jemand an. Denn der Zauberer hat den Menschen bescheidenen Fortschritt gebracht und steht hoch in der Gunst des Volkes.
Das Blatt wendet sich erst, als Samukal die Kontrolle über die schrecklichen Dämonen mehr und mehr entgleitet...
Der dritte und letzte Band der Weltennebel-Reihe knüpft direkt an die Geschehnisse des Vorgängerbandes an. Die Suche nach den Portalen beginnt und führt die Protagonisten wieder und wieder quer durchs Land.
Die Charaktere sind allesamt bereits aus den vorigen Büchern bekannt, allerdings werden einige neue Zusammenhänge enthüllt und Geheimnisse gelüftet. So erfährt man, was es mit Leanas geheimnisvoller Geisterfreundin auf sich hat und wohin die mysteriöse Zauberin Atene so oft verschwindet.
Der Hauptcharakter Darian bleibt ein wenig blass, gewinnt aber im Vergleich zu früher an Profil. Sein Minderwertigkeitsgefühl gegenüber Atorian und seiner eigenen Gefährtin Mia bleibt eine wichtige Triebfeder seines Verhaltens, allerdings findet er im Laufe des Buches Möglichkeiten, sich selbst zu behaupten und etwas Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen.
Mias Erkundung der Dunkelelfenkultur aus Band 2 setzt sich fort, da sie gemeinsam mit ihrem Vater und später weiteren Dunkelelfen für Atorian kämpft. Der Respekt dieser Wesen und zudem der Beginn einer Zauberausbildung bei Nordhalan bereichern diese bereits zuvor interessante Frau, der es gelingt, sowohl Kämpferin als auch Mutter gleichermaßen überzeugend zu verkörpern.
Die faszinierendste Gestalt des Buches war für mich persönlich aber Samukal, der durch eigene Schuld die Kontrolle über die Ereignisse verliert. Leider erfährt man nicht genug über seine Motive, um ihn endgültig zu verstehen. Nur zu oft muss man sich mit Darians Interpretation seines Verhaltens begnügen und so bleiben bis zuletzt viele Fragen bezüglich des Zauberers offen, die sich vor allem durch einen einigermaßen fragwürdigen Gesinnungswandel seinerseits ergeben.
Wie auch schon in anderen Büchern von Aileen P. Roberts hält der Erzähler eine sehr große Distanz zu den Charakteren, was nicht jedermanns Sache sein mag. Meistens scheint man die Protagonisten aus der Vogelperspektive zu beobachten. Nur für kurze, etwas zusammenhanglose, bisweilen auch belanglose Gespräche wird näher an die Personen herangezoomt. Wichtige Entwicklungen, wie Atorians Geständnis gegenüber Darian, dass er Mia liebe, werden im Nebensatz erwähnt.
Ebenfalls als störend empfand ich wiederholte Formulierungen wie „Mal wieder war sie von der Stärke ihrer Magie überwältigt.“ (S. 530), die inmitten wohlformulierter Sätze und wirklich wunderbarer Landschaftsbeschreibungen wie Brennnesseln in einem Blumenbeet wirken.
In Sachen Handlung ist auffällig, dass Leanna häufig eigenartige Entdeckungen macht, die von den Erwachsenen wieder und wieder belächelt werden, die aber immer eine wichtige Wendung der Geschichte verursachen. Einmal eingesetzt mag dieses Stilmittel ganz lustig sein, allerdings begann es mich nach mehreren Wiederholungen zu langweilen.
Ein wenig eigenartig erschienen mir auch Atorian und seine Liebesgeschichten: Erst verliebt er sich in Band 2 urplötzlich in Mia, die er vorher überhaupt nicht leiden konnte, nun ist es Kaya, die es ihm auf den ersten Blick angetan hat und auch noch magisch mit ihm verbunden ist. Ein Aspekt der Geschichte, der Atorian nicht eben menschlicher macht.
Wirklich gut sind, wie gesagt, die Landschaftsbeschreibungen. Besonders angetan haben es mir die Heidefeen, Nachtfeen und all die anderen winzigen, fast insektenartig beschriebenen Geschöpfe, welche Albany bevölkern und immer wieder beiläufig erwähnt werden. Albanys Geschichte als letztes Refugium der verschiedenen Völker in einer größtenteils von einer Naturkatastrophe zerstörten Welt gefielen mir ebenso wie die Idee der Drachen als Ursprung jeglicher Magie oder des Volkes, das seine rechtmäßigen Herrscher nicht einfach deren Rechtmäßigkeit halber unterstützt.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass „Im Schatten der Dämonen“ mir besser gefallen hat als „Das Reich der Dunkelelfen“ oder die Reihe „Thondras Kinder“ von derselben Autorin. Irgendwie gewann ich die Charaktere mit ihren Stärken und Fehlern mit der Zeit lieb und als das Buch schließlich zu Ende war, war es fast schade. Insgesamt habe ich es trotz der genannten Mängel gern gelesen und muss sagen, dass die Trilogie zu einem guten, zufriedenstellenden, allerdings nicht übertrieben triumphalen oder klischeehaften Ende gebracht worden ist.