Reihe: Fortsetzung zu "Weltengänger" Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht das Schicksal so hart zuschlagen oder der Autor einen roten Faden benutzen würde. In diesem Fall ist der Held Kirill aus Weltengänger mal wieder die arme Sau, die alles ausbaden muss. Zwar ist Kirill wieder normal, wobei man den Begriff aber nur bedingt anwenden kann, doch es läuft immer noch einiges schief. Man nimmt ihn wieder wahr in der Welt, in der er zu Hause war/ist/sein könnte. Freunde, Bekannte und Verwandte, also das übliche soziale Umfeld, nehmen ihn wieder wahr.
Somit könnte das Leben so schön sein. An dieser Stelle schlägt das Schicksal - bzw. der Autor - erneut zu: Der Geheimdienst von Arkan ist hinter unserem sympathischen Anti-Helden her. Warum, weiß keiner, und ich als Leser vermute mal, der Autor auch nicht. Kirill bleibt nichts anderes übrig, als zu fliehen. Wie bei einem Slide rutscht er von einer Welt in die nächste. Da eine planlose Flucht niemandem nutzt, beschließt er etwas Gewagtes. Er will die Welt der Funktionalen suchen und dort mal so richtig auf den Putz hauen. Kirill ist der (eventuell auch irrigen) Meinung, das könnte helfen. Die Frage bleibt jedoch offen, wem es helfen soll und vor allem, warum. Bevor er aber dort auftauchen kann, treibt es ihn auf eine Welt, wo die Kontinente noch glühen, in eine weitere Welt, wo die römische Kirche der einzige Machthaber ist.
Das Besondere an unserem Helden ist jedoch, dass er zu Beginn eines Kapitels pseudophilosophische Gedankengänge auf die Welt loslässt. Die Dinge, über die er sich dabei auslässt, sind unterschiedlichster Natur und haben untereinander keinen Bezug. Diese locker formulierten Gedankengänge können mitunter witzig und spritzig sein - oder nur fehl am Platz, weil da gerade ein Kapitel beendet wurde und man eigentlich wissen will, wie es weitergeht. Allerdings hindert der Autor sich selbst daran, die Lesbarkeit (d. h. schnelle und gute Lesbarkeit) beizubehalten. Gegen Ende des Buches verwirrt er nicht nur den Leser sondern auch seinen eigenen Geist, hat es den Anschein. Kirill ist ein Verlierer, der sich aber irgendwie überall durchmogeln kann. Verblüffend die Tatsache, dass er sich ohne Sprachprobleme mit jedem und allen unterhalten kann. Manch eine Handlung von anderen Handlungsträgern (egal, wie groß die Rolle ist) kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube, Sergej Lukianenko biegt sich das schnell mal so zurecht, wie er es braucht - Handlung, Orte und Personen. Nichts ist vor ihm sicher, und Kirill muss sehen, wie er klarkommt. Das liest sich amüsant, mit dem kleinen Nachteil, dass Sergej Lukianenko die Handlung vergisst.
Alles in Allem hat das vorliegende Buch im Unterhaltungswert gegenüber seiner Wächter-Reihe und dem Vorgängerroman nachgelassen.