Titel: Witchblade Vol. 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Episoden:
1. Beginn
2. Zweifel
3. Widerstand
4. Bewegung
Nach dem allzu brutalen Mord an der Ehefrau des Police Commissioners gerät zunächst dieser selbst unter Mordverdacht. Doch als dem ermittelnden Detective Braque das Tagebuch der Ermordeten in die Hände fällt, wird schnell klar, dass sie den Falschen suchen. Die schockierenden Tagebucheinträge bringen ihren Tod mit einem ungelösten Mordfall in Verbindung, der schon Jahre zurückliegt. Und noch etwas bringen die Ermittlungen des Detectives zu Tage: Der Mörder ist vielleicht in den Reihen des Police-Departments zu suchen. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Die Spuren führen zurück in die Vergangenheit und von dort geradewegs in jene Reihen der Polizisten, die den prekären Fall aufklären sollen…. Unter ihnen ist der rücksichtslose Philip Randall (Marzio Frei), der für seine Karriere buchstäblich über Leichen geht. Gehen auch diese Morde auf sein Konto, oder ist er selbst ein Opfer des brutalen Mörders, der sich bald als Phantomkiller einen Namen macht? Die Liste der Zeugen und Beteiligten ist ellenlang. Der Phantomkiller sorgt dafür, dass sie sich bald wie eine Todesanzeige liest. Die Jagd nach dem Unbekannten führt die Überlebenden am Ende in ein altes Fabrikgebäude. Dort lässt der Mörder seine Maske fallen, den Anwesenden erstarrt das Blut in den Adern.. Krimifans könnten mit diesem handwerklich sauber inszenierten Werk ihre Freude haben.
Technisch ist die Scheibe ok, die DVD Umsetzung solide, wie die Bildwiedergabe. Kontrast und Helligkeit sind in scharf, es gehen keine Details verloren. Es wird ebenso kein Rauschen festgestellt. Die Farben sind zwar etwas blass gehalten, manchmal erscheint das Bild etwas vernebelt, was aber oftmals der Szenerie zuzuschreiben ist. Beim Ton gibt es nichts zu bemängeln. Er kommt hauptsächlich aus den vorderen Lautsprechern. Die Rears werden leise angespielt, so dass ein guter Raumklang entsteht. Hintergrund: Für Filmkiller gibt es eine Masse von Klischees, die mittlerweile in der Populärkultur fest verwurzelt sind. Killer werden gerne als stumme oder verschwiegene Einzelgänger dargestellt, die wie aus dem Nichts erscheinen, um zu töten und dann ebenso spurlos wieder zu verschwinden. Protagonisten in der Rolle des Killers können dabei durchaus diffizil behandelt werden; im Konflikt etwa zwischen Auftrag und Gewissen erschließt sich dem Autor oder Regisseur ein weites Feld der Charakterentwicklung; Beispiele hierfür sind Nikita und Léon – Der Profi. Das andere gängige Hauptklischee ist der Killer als seelenlose Mordmaschine, als Psychopath („Jason“), der als unerbittlicher Widersacher die Handlung bis zum konfliktgeladenen Höhepunkt vorantreibt.
Ihr Debüt erfuhr die Witchblade 1995 in einer von Silvestri und Turner konzipierten Comic-Serie, welche ab 2001 für 23 - durchaus unterhaltsame - Folgen den Weg auf den TV-Bildschirm fand. Ohashis Anime-Adaption des Witchblade-"Mythos" hat mit diesen ursprünglichen Fassungen nicht viel mehr als den Namen gemein, denn die Trägerin der Waffe der Götter ist nicht länger die New Yorker Polzistin Sara "Pez" Pezzini, sondern eine Frau ohne Vergangenheit, Masane Amaha.
Sechs Jahre nachdem ein Erdbeben Tokio verwüstete, kehren Masane Amaha und ihre Tochter Rihoko - kurz Riko - auf der Flucht vor der Kinderfürsorge, der NSWF (National Scientific Welfare Foundation), zurück in die noch in großen Teilen zerstörte Stadt.
Doch die Häscher der NSWF warten schon auf die Flüchtlinge: Während man Riko in ein Kinderheim steckt, landet Masane nach einem verzweifelten Befreiungsversuch im Gefängnis.
Als ein Mitgefangener sie töten will, mutiert die ahnungslose Frau plötzlich zu einer übermenschlichen Kämpferin, tötet den Angreifer und entkommt der Gefangenschaft, um schon kurz darauf in die Fänge des mächtigen, Waffen produzierenden Douji-Konzerns zu geraten. Dessen Direktor, Reiji Takayama, macht Masane ein Angebot: Wenn sie für den Konzern entflohene Ex-Cons, Kampfmaschinen in menschlicher Gestalt, die für eine Vielzahl grauenhafter Morde vor allem an Angestellten der NSWF verantwortlich sind, zur Strecke bringt, wird man ihr helfen, ihre Tochter zurückzugewinnen.
Widerwillig stimmt Masane diesem Deal zu, nicht ahnend, dass Riko schon längst aus dem Heim der Kinderfürsorge geflohen ist und vorerst Unterschlupf bei dem investigativen Journalisten Yuusuke Tozawa gefunden hat. Der junge Mann ist der Ansicht, hinter der NSWF stecke ein düsteres Geheimnis.
Da Yuusuke sich aber nicht ausreichend um das kleine Mädchen kümmern kann und zudem seine Pensionswirtin Riko loswerden will, macht sich das Kind zu dem Treffpunkt auf, den es mit seiner Mutter für den Notfall vereinbart hat.
Unterdessen bringt Masane für Douji Ex-Cons zur Strecke, wobei es ihr aber nicht gelingt, die Witchblade wirklich zu kontrollieren, sodass in ihr selbst das Gefühl wächst, lediglich ein Werkzeug zu sein. Doch schließlich erinnert auch sie sich an die Abmachung mit ihrer Tochter. Am Fuße des Tokio-Towers fallen sich die beiden wieder in die Arme.
Masane entscheidet sich, für den Konzern zwar weiterhin die Drecksarbeit zu machen, ansonsten jedoch mit ihrer Tochter auf eigenen Beinen zu stehen. Daher zieht sie in jene kleine Pension, in der auch der Journalist Tozawa wohnt, und gründet eine kleine Firma: "Mädchen-für-alles-Amaha". Das Leben könnte nun relativ einfach sein, wenn nicht im Hintergrund ein Unbekannter lauerte, der die Witchblade in seine Hände bekommen will.
Eigentlich kann ich Animes nicht ausstehen! Das gilt jedenfalls für die, die nicht aus den Ghibli Studios stammen. Da ich aber regelmäßig Comics und Romane aus dem PaniniProgramm rezensiere, dachte ich: "Was soll’s, probierst halt mal sowas. Vielleicht ist ja ein netter Verriss drin!". Und nett wurde es dann tatsächlich.
Wer ob des DVD-Covers, der FSK-16-Freigabe und letztlich auch der Original-Comics ein brutales, actiongeladenes Erotik-Spektakel erwartet, der reibt sich nach diesen ersten vier Episoden verwundert die Augen. Der Fokus der Geschichte liegt nämlich auf - und das ist nicht nur metaphorisch gemeint - Charakterzeichnungen, den Darstellungen der unterschiedlichen Beziehungsgeflechte, dem relativ ruhigen Erzählen und Entwickeln einer komplexen Handlung, die viele Fragen aufwirft.
Natürlich spielen auch Gewalt und Erotik eine nicht unbedeutende Rolle, doch diese beiden Aspekte werden mittels wenig expliziter Darstellungen in die Geschichte relativ zurückhaltend eingebaut. Es fließen keine Hektoliter Blut, und auch die Abbildung nackter Haut ist, abgesehen vom freizügigen, nippelbedeckenden Witchblade-Dress, Mangelware. Bemerkenswert sind damit zwei Punkte: Erstens wird die Erotik zum großen Teil über zweideutige Worte und lüsternen Tonfall transportiert, zweitens sind Gewalt/Zerstörung und Lust in der Figur der Witchblade untrennbar miteinander verbunden. Dieses wird der Hauptgrund dafür sein, dass die DVD eine FSK-16-Freigabe erhalten hat.
Das Artwork lässt sich mit dem Wort "stimmig" subsumieren. Die Figuren selbst sind zwar grafisch einfach strukturiert, weisen aber dennoch realistische Physiognomien und zahlreiche Charakteristika auf, die sie zu unverwechselbaren Individuen machen. Ihr Volumen, ihre Präsenz und Dynamik erhalten sie weniger durch starke, harte Striche - bspw. in den Faltenwürfen der Kleidung, im Fall der Haare - als vielmehr durch eine nuancierte Kolorierung. Der zurückhaltende Einsatz von Bewegungslinien sowie der weitgehende Verzicht auf elende Kawaii-Fratzen und vollkommen überzeichnete Mimiken scheint zu belegen, dass sich die Geschichte eher an reifere Zuschauer richtet.
Die Hintergründe, vor denen die Figuren agieren, sind zum Teil malerisch, fast immer jedoch sehr detailliert, ohne dadurch den - genre-üblichen - statischen Gesamteindruck vergessen zu machen.
In den Kampfsequenzen bemüht man sich um eine sehr dynamische Animation mit zahlreichen Perspektivenwechseln, "Kamerafahrten" und Schnitten.
Auf der technischen Ebene bietet die DVD eine solide Qualität: Die Farben sind kräftig, das Bild ist kontrastreich, der Ton satt und die Synchronisation hervorragend. Allenfalls die Menü-Führung hätte etwas origineller gestaltet werden können, und über den japanischen Titelsong möchte ich lieber keine Worte verlieren.
Fazit: atmosphärisch dichter, eher am Erzählerischen denn an der Action orientierter Anime mit exzellent gezeichneten Figuren. Vier Episoden, die Lust auf mehr machen.