Serie: Die gläsernen Schwerter, Buch 1 |
Die kleine Yama führt als Tochter des Häuptlings eines beschaulichen Dorfes ein recht unbeschwertes Leben, obgleich ihre Leute vom Herrscher Orlando und seinen Männern wie Sklaven ausgebeutet werden.
Als eines Tages ein Schwert aus dem Himmel auf die Erde stürzt und im heiligen Felsen des Örtchens stecken bleibt, interpretiert der Häuptling dieses nicht nur als Vorzeichen von Wohlstand und Freiheit, sondern auch als Aufruf zum Kampf gegen die Unterdrücker. Bevor die Dörfler jedoch zu ihren Waffen greifen können, taucht Orlando vor Ort auf und befiehlt einem seinen Leute, das Schwert aus dem Felsen zu ziehen. Die Folge ist so fatal, dass sich vor den Augen der kleinen Yama die Bevölkerung nahezu geschlossen gegen ihren Vater wendet und ihn Orlando ausliefert.
Voller Angst flieht die Kleine, um Nachts darauf voller Hass heimlich zurückzukehren und den Versuch zu wagen, das Schwert aus dem Felsen zu ziehen. Zwar reichen ihre kindlichen Kräfte nicht aus, aber immerhin erkennt sie, dass sie das Schwert gefahrlos berühren kann. Als sie entdeckt wird, flieht sie erneut in die Wälder und erreicht schließlich den Turm des Eremiten Miklos. Als sie dem gutmütigen Mann in ihr Vorhaben einweiht, ihren Vater zu rächen und Orlando zu töten, willigt er ein, sie in der Kriegskunst auszubilden, obgleich oder weil er selbst die Bürde des Wissens um die Natur des Schwertes und die Last einer gemeinsamen Vergangenheit mit Orlando mit sich trägt.
Die Jahre ziehen vorbei und nach zahllosen Trainingseinheiten fühlt sich Yama stark genug, um gemeinsam mit Miklos in ihr Heimatdorf zu reisen, das magische Schwert aus dem Stein zu ziehen und sich Orlando zu stellen.
Zweifellos ist kaum etwas an Sylviane Corgiats Geschichte originell oder überraschend. Zu offensichtlich sind die Parallelen nicht nur zur Artussage, sondern generell zu landläufigen Erlöserstorys, zu stereotyp und klischeehaft die eindimensionalen Figuren, zu wenig ausgearbeitet, erklärt und erklärend der generelle Handlungsrahmen.
Dass sich dieser erste Band überraschenderweise dennoch als recht gefälliges Lesevergnügen erweist, liegt im Wesentlich an zwei Dingen. Erstens ist es die Leichtigkeit, mit der die Autorin das ausgelatschte Terrain betritt: sie versucht erst gar nicht, dem Ganzen Tiefe oder Gewichtigkeit zu verleihen oder sich in bzw. hinter erschütternden Geheimnissen zu verlieren oder zu verstecken, sondern erzählt die fast schon kindliche Story anscheinend ohne große Berührungsängste mit dem Vorwurf der Vorhersehbarkeit. Diese sympathische Attitüde nimmt selbst einem nörgeligen Leser letztlich den Wind aus den Segeln.
Zweitens – und das ist sicherlich das ausschlaggebende Moment – lässt das leichte, lichte und helle, pastellene und feinstrichige Artwork Laura Zuccheris - ähnlich einem Lächeln – keine bösen und mäkeligen Gedanken zu. Die Figuren – die Menschen wie die skurrilen Wesen – wirken geradezu offen und freundlich, die mit viel Liebe für pittoreske Details entworfenen Landschaften und Hintergründe idyllisch und einladend wie ein Bild gewordener Gegenentwurf zum landläufigen Grim'n'gritty-Look zahlreicher zeitgenössischer Fantasy.Comics.
Fazit: Eine durch und durch vorhersehbare Geschichte, die trotz ihres stereotypen Charakters nicht zuletzt wegen des pittoresken, freundlichen Artworks Zuccheris uneingeschränkt empfohlen werden kann.