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Reihe: Yelena, Band 2
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Mit “Yelena und der Mörder von Sitia” führt Maria V. Snyder die in “Yelena und die Magierin des Süden” begonnene Geschichte fort.
Das Cover des Buches scheint das selbe Mädchen zu zeigen wie auf dem von Band 1. Diesmal befindet es sich allerdings nicht vor einer Burg, sondern im Wald. Wie schon bei Band eins sind auch hier im vorderen Teil des Covers einige Gläser und Phiolen auf einem Tisch zu sehen. Und auch die Titelgestaltung passt zu der des ersten Bandes. Dass die beiden Yelena-Bücher zusammengehören, sieht man damit auf den ersten Blick – und wie bei Band eins kann man auch den Schauplatz der Geschichte schon anhand des Covers erahnen, auch wenn nur der Beginn der Geschichte in den Wäldern von Sitia spielt.
Nach den Ereignissen in Band eins macht sich Yelena auf den Weg zu ihrer Familie, von der sie in jungen Jahren geraubt wurde. Im Gegensatz zu ihren Eltern empfängt sie ihr Bruder allerdings nicht mit offenen Armen – im Gegenteil, er scheint sie für eine Spionin aus Ixia zu halten. Einen Vorwurf, den Yelena noch zu entkräften sucht, als in Sitia jemand erneut das versucht, an dem Yelenas Peiniger einst scheiterten. Und um es zu verhindern, wird Yelena alle Magie brauchen, die in ihr steckt – und vielleicht wird nicht einmal diese reichen.
Bei den meisten Reihen sinkt die Qualität mit der Anzahl der Fortsetzungen, hier ist das Gegenteil der Fall: Die Spannung steigt ebenso wie die Komplexität, die einzelnen Figuren gewinnen an Tiefe – und selbst die neuen Nebenfiguren sind noch greifbarer als die im ersten Band der Reihe.
Die Herausforderungen, denen Yelena sich stellen muss, sind andere als im vorangegangen Band. Als erstes gilt es einige emotionale Hürden zu überwinden, Hürden die sicherlich jeder Leser verstehen – und damit mit Yelena mitfühlen – kann: Ein Wiedersehen mit einer Familie die man nicht kennt, die einem sogar fremd vorkommt, ist sicherlich etwas, das einige Menschen besorgt oder auch ängstlich reagieren lässt, ganz sicher aber zurückhaltend. Und die wirklich stark abweisende Haltung ihres Bruders, die deutlich über übliche Geschwisterstreitereien hinausgeht, macht das ganze noch weitaus komplizierter. Die Tatsache, dass in Sitia ganz andere Sitten und Regeln herschen als in Ixia, machen Yelena das Leben ebenfalls nicht gerade einfach. In Ixia muss man sich Vertrauen verdienen, in Sitia wird es von jederman erwartet. Vor allem von einer Schülerin gegenüber iher Lehrerin. Keine einfache Situation für jemanden, der seit seiner Kindheit auf sich allein gestellt ist und bisher nur wenigen ausgewählten Personen vertraut hat.
Das Vertiefen von Yelenas magischen Fähigkeiten ist in dem ganzen Buch noch die einfachste Aufgabe, auch wenn Yelenas Fähigkeiten nicht nur sie selbst und ihre Lehrer überraschen. Trotz ihrer immensen Macht wirkt Yelena jedoch nicht im geringsten übermächtig. Ihr Gegner scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein, während Yelena immer wieder an kleinen Nebenkriegsschauplätzen eingebunden wird – egal ob mit neidischen Mitschülern, eroberungslustigen Exilanten oder Familienmitgliedern. Zum Glück findet Yelena auch in Sitia schnell Verbündete, sowohl an der Akademie (und ihren Ställen) als auch in den verwinkelsten Gassen der Hauptstadt. Und auch der ein oder andere Verbündete aus dem ersten Band verschwindet nicht so schnell von der Bildfläche – im Gegenteil, sie tauchen sogar an ungeahnten Orten wieder auf.
Die Beziehungen, die in diesem Band geknüpft werden, betreffen nicht mehr einzelne Personen, sondern ganze Länder. Und auch die Kämpfe, die es hier zu bestreiten gilt, sind allein nicht zu schaffen. Es gibt einiges, was Yelena in diesem Band lernt – eines davon ist, sich auf andere zu verlassen. Die Kämpfe verlieren dabei jedoch nicht an Spannung, ebenso wie Yelena Fähigkeiten wachsen auch die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss. Und auch wenn sowohl Yelena als auch dem Leser einige der Ziele klar vor Augen stehen, ist der Weg zu dem Ziel längst nicht so klar.
Und während die Autorin den Spannungsbogen noch weiter spannt als zuvor, führt sie die Leser gleichzeitig enger an ihre Hauptfiguren heran. Eine Tatsache, die es wirklich schwer macht, sich von der Geschichte und ihren Figuren zu lösen – und dass, obwohl Maria V. Snyder auch diesmal ein gutes Ende für ihre Geschichte gefunden hat. Möglichkeiten für eine Weiterführung der Geschichte gibt es jedoch genug – und jeder, der die Figuren (allen voran natürlich Yelena) so lieb gewonnen hat wie ich, wird seine Nase sicher ebenso bald wie ich erneut in eine von Yelenas Geschichten vergraben. Ich jedenfalls kann beide Bände gutes Gewissen weiterempfehlen – auch wenn die Reihenfolge in jedem Fall eingehalten werden sollte.