Reihe: Ein Waldsee-Roman Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Prinz Erenwin, genannt Eri, hat so seine Probleme mit seinem Bruder Lurion. Der Ältere ist Anwärter auf den Thron, glaubt aber immer, in Eri einen Rivalen gefunden zu haben. Dabei ist Eri gar nicht auf den Thron erpicht. Mit seiner Schwester Luri will er gern von hier fortgehen, doch sie ist die Vernünftigere von beiden und mag nicht von den Eltern, den Freunden und dem alten Vulkan, in dem sie leben, weg.
Die Nauraka sind Wasserwesen. Sie leben unter Wasser in einem alten Vulkan, den sie liebevoll Vater nennen. Die Nauraka sind das erste der Alten Völker auf Waldsee, einer Welt mit einem Kontinent, vielen Inseln und der See. Das Alte Volk hat die Möglichkeit, nicht nur unter Wasser, sondern auch auf dem Land zu leben. Damit ist den Abenteuern Tür und Tor geöffnet. Die Nauraka können eben überall hingehen. In der alten Zeit galten sie als eines der bedeutendsten Völker. Nach den Wirren um das Tabernakel versanken sie jedoch in die Bedeutungslosigkeit. Der Kontakt zu anderen Völkern wird nur noch über Händler abgewickelt. Erenwin ist der zweite Sohn des Hochfürsten Ragdur, der das Unterwasserkönigreich Darystis beherrscht. Neben seinem Reich bestehen unter Wasser noch einige andere Reiche. Er und seine Schwester Lurdéa, genannt Luri sind Teenager. Sie interessieren sich wenig für die Politik ihres Vaters und hören den Geschichten ihres Onkels Turéor zwar interessiert, aber eher amüsiert zu. Lediglich Eri sieht doch ein wenig Wahrheit in den Geschichten und würde lieber heute als morgen auf die Reise gehen, Abenteuer zu erleben.
Das Abenteuer kommt schneller, als er denkt. Er rettet bei einer Jagd seinen überheblichen und leichtsinnigen Bruder, der mehr vom Spielen und Trinken als von Staatsgeschäften hält. Dabei gerät Eri in die verbotene Tiefe. Mit diesem ungewollten Ausflug verändert sich sein Leben. Dort findet er eine schwarze Perle. Von da an hört er immer öfter in seinem Kopf ein leises Flüstern, das ihn nicht mehr in Ruhe lässt. Er findet Hinweise, die ihm nicht gefallen, und zum ersten Mal in seinem sonst sorgenfreien Leben lernt er Leid und Not kennen. Denn es gibt in seinem Land Verbannte, die unter unwürdigen Bedingungen dahinvegitieren müssen. Als er seinen Vater darauf anspricht, wird er wegen ungebührlichen Verhaltens ... verbannt! Luri hingegen wird gegen ihren Willen verheiratet. Erewin verspricht, seine Schwester zu beschützen.
Die fremdartige Kultur der Nauraka und deren Lebensweise wurde von Uschi Zietsch mit viel Einfühlungsvermögen und glaubwürdig beschrieben. Überzeugend wurde auch die Betrachtungsweise der Landbewohner aus Sicht der Nauraka geschildert.
Ein märchenhaftes Jugendbuch, dass ich jedem empfehle, der gerade lesen lernte und gern und viel liest. Es hebt sich von den üblichen Märchen durch das fehlende "Es war einmal ..." ab, entführt in eine fremde Umgebung, und doch sind die Handlungsträger die modernen Kinder unserer Zeit. Die Beschreibung und das Abenteuer sind beide sauber miteinander verwoben und lassen eine angenehme Atmosphäre entstehen. Ein paar Dinge in der Handlung gäbe es zwar, die mir nicht so gefielen, kleine Sprünge, ein wenig Länge am Anfang ..., doch im Großen und Ganzen wurde es ein Roman, der mir besser als die Chroniken-Trilogie gefiel.