Titel: Die Alchimistin Eine Besprechung / Rezension von Petra Berger |
Inhalt:
Nepomuk Institoris und der geheimnisvolle Lysander sind seit Jahren Feinde. Beide sind auf der Suche nach dem Stein der Weisen, der ewiges Leben verspricht. Sie sind Konkurrenten, die auch vor Mordanschlägen nicht zurückschrecken. Während Nepomuk eine Familie gründet, sich auf ein Schloss an der Ostsee zurückzieht und von dort aus seine Forschungen betreibt, ziehen Lysander und sein Meister Morgantus um die halbe Welt, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu lüften. Irgendwann setzen sie sich in Wien zur Ruhe und gründen dort ein ausgedehntes Verbrechersyndikat.
Während Nepomuk seinen Forschungen nachgeht, sich immer mehr zum Einsiedler entwickelt, der sich manchmal Wochen lang von seiner Familie zurückzieht, vereinsamt seine Frau Charlotte auf dem einsam gelegenen Schloss. Um das Gebäude mit Leben zu füllen adoptiert sie zwei junge Männer aus dem Waisenhaus, so dass mit ihren Töchtern zusammen nun vier junge Leute das alte Gemäuer bewohnen. Aura, die 16 jährige Tochter des Hauses verliebt sich in Daniel, einen der beiden Adoptierten. Für Christopher hingegen empfindet sie von Beginn an nichts als Abneigung. Nur Sylvette, die elfjährige Tochter, zeigt offen ihre Zuneigung zu dem merkwürdigen jungen Mann.
Daniel ist ein scheuer, introvertierter Charakter, Christopher hingegen treibt die Neugier auf alles Neue voran. Obwohl ein Waisenkind und allergisch gegen Buchbinderleim hat er sich ein großes Wissen erworben. Seine Neugier treibt ihn auch auf den Dachboden des Schlosses, wo sich der Hausherr ein Labor eingerichtet hat und seinen alchemistischen Forschungen nachgeht. Nepomuk erwischt den Jungen bei seiner Schnüffelei, doch statt ihn zu züchtigen, nimmt er ihn als Lehrling auf und weiht ihn in seine Geheimnisse ein. Ein weiterer Grund für Aura, den Jungen zu hassen, der ihr die Zuneigung des Vaters stiehlt.
Als ein Meuchelmörder im Auftrag Lysanders den eigenbrötlerischen Nepomuk ermordet, wird Christopher Zeuge dieser Tat. Doch statt sie zu melden, begräbt er Nepomuk heimlich im Dachgarten und betreibt dessen Nachforschungen weiter. Niemand bemerkt die Tatsache, dass Nepomuk nicht mehr lebt, Aura wird auf ein Internat geschickt, Charlotte hat sich ihrem Mann immer mehr entfremdet und Sylvette hat ihren Vater in ihrem kurzen Leben kaum gesehen. So kann Christopher in aller Ruhe seinen Wissensdurst stillen, nur unterbrochen durch seine Kontakte zu dem jungen Mädchen, dass er von ganzen Herzen liebt.
Die Entführung Sylvettes durch Lysanders Schergen veranlasst Christopher und Daniel, das Schloss zu verlassen und das Mädchen zu suchen. Die Spuren führen die beiden jungen Männer nach Wien, wo sie unverhofft auf Aura treffen, die aus dem Internat geflohen ist. In Begleitung von Aura befindet sich ein junger Mann Namens Gillian, den Christopher als den Mörder Nepomuks erkennt. Daniel ist rasend vor Eifersucht, denn er erkennt, dass Gillian ihm die Liebe Auras gestohlen hat. Sie liebt Gillian, den Hermaphroditen, den Mörders ihres Vaters und zahlreicher anderer Menschen von ganzen Herzen. Und so verknüpft sich das Schicksal der vier jungen Leute eng mit dem Lysanders und Gillians und die nächste Generation wird in die Suche nach dem Stein der Weisen verwickelt. Die Rettung Sylvettes scheitert und es vergehen sieben Jahre, bis alle Beteiligten erneut aufeinander treffen, nunmehr besser gewappnet, dem fast unbesiegbaren Feind gegenüber zu treten und Sylvette zu retten.
Kommentar:
Wer die Werke von Wilkie Collins liebt und Rebecca von Daphne Du Maurier gerne gelesen hat, der wird dieses Buch lieben. Die Erzählung Lysanders über seine Vergangenheit wiederum erinnert stark an einige Szenen aus dem Buch: Der Name der Rose.
Kai Meyer hat die Atmosphäre des ausgehenden 19 Jahrhunderts gut eingefangen und seinen Schreibstil dementsprechend etwas angepasst. Und es fehlt keine der Zutaten eines spannenden Romantic Thriller: Düstere Landschaften, einsam gelegene und sturmumtoste Inseln, eine Burg mit vielen Geheimgängen, geheimnisvolle Fremde und Bösewichte die vor keiner noch so grausamen Tat zurück schrecken. Und natürlich darf die Liebe nicht fehlen. Gillian gewinnt sofort die Zuneigung des Lesers. Obwohl er als Auftragsmörder für Lysander arbeitet und Nestor ohne zu Zögern tötet, möchte er doch sein Leben ändern. Seine Kenntnisse der Wiener Unterwelt sind hilfreich für die Daniel, Christopher und Aura und er hilft ihnen, Sylvette zu suchen. Neben ihm verblassen die beiden anderen jungen Männer, bleiben farblos und leer und man versteht, wie er Aura in seinen Bann ziehen konnte.
Fazit:
Ein Ausnahmebuch, das schwer in ein Genre einzuordnen ist. Wie oben schon genannt, empfinde ich es als einen Romantic Thriller, auch wenn der Autor das vielleicht nicht gerne hört. Die Geschichte weist aber auch phantastische und historische Elemente auf und dieser Mix macht es so spannend. Unterhaltsam und lesenswert.