Serie / Zyklus: Utopische Klassiker, 5. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In Köln, und hier kommt Rainer Zubeils Lokalkolorit einmal mehr durch, herrscht ein vom paranoiden Kanzler Schwammstein angezettelter Bürgerkrieg. Der wird eigentlich nur vorgegaukelt, um den sicheren Platz für sich zu halten. Hier fühlen sich Schwammstein und sein Regierungssprecher sicher, bis auf Bogatzky eben, aber sonst sicher. Man könnte auch sagen: Sicher ist sicher, dass nichts sicher ist. Köln sehen und sterben, in Straßenkämpfen oder in Begegnungen mit Straßenmetzgern, die die Transplatationstiefkühltruhen nie leer werden lassen, wie Grimms Tischlein-Deck-Dich, Krediteintreiber in gepanzerten Fahrzeugen und Kinderbanden, sie prägen das Bild der Rheinstadt.
Rainer Zubeil spinnt in Gedanken nur das weiter, was es damals an gesellschaftlicher Entwicklung bereits gab, und wir stehen nur kurz davor, in diese Gesellschaft abzugleiten.
Der einfache Bürger lebt in einem totalitären Staat, dessen korrupte Führung inzwischen nicht mehr abwählbar ist. Der Diktator und Kanzler in Personalunion, Schwammstein, sieht sich nur durch den Mann Bogatzky gefährdet. Bogatzky entwickelte sich zum obersten Staatsfeind, da er als Einziger in der Lage ist, per Teleportation überallhin zu gelangen. Dabei sollte Bogatzky eigentlich als tiefgekühltes Ersatzteillager für vermögendere Menschen dienen. Er hatte als Totalversager jedoch das zweifelhafte Glück, auf dem Labortisch des genial-wahnsinnigen Säufer-Professors Engel zu landen. Der war immer wieder an lebendem Frischfleisch für seine Versuchsanordnungen interessiert. Was dabei herauskam, war der sogenannte "flankierende" Mann.
Als eines Tages in den Köpfen der Bevölkerung ein magisches Mantra erklingt, wird jeder in die Lage versetzt, sein eigenes Paradies durch die Aussprache des Mantras zu schaffen. Der größte Bevölkerungsteil hält diese Möglichkeit für die Ankunft des Garten Eden auf der Erde. Nur wenige, wie eben unser Held Bogatzky, zweifeln das Paradies an und versuchen diese Sache gründlich zu untersuchen. Ihre Zweifel scheinen berechtigt, als die ersten Besucher des Paradieses spurlos verschwinden.
Auslöser für dieses Ereignis war die deutsche Venusexpedition. Die Expedition fand auf dem unwirtlichen Planeten ein gottgleiches Wesen, dessen Machtfülle unbeschreiblich ist. Durch das Eingreifen dieses Wesens verlieren die Mächtigen all ihre Sonderrechte. Jeder Mensch kann sich jeden Wunsch erfüllen. Was bleibt da für die Mächtigen? Kanzler ohne Volk, wie soll man da diktieren als Diktator. Da wird man doch schnell arbeitslos. Mit ihrem Job verlieren sie fast ihre Existenzberechtigung. Also muss etwas gemacht werden.
Die Erzählung Alles ist gut ist eine recht amüsante Science-Fiction-Kurzgeschichte, die mir sehr gut gefiel. Sie ließ sich, wie nur wenige andere Bücher, flüssig und unterhaltsam durchlesen. Rainer Zubeil verstand es damals, mit Satire und Wortwitz eine bestehende Gesellschaftsform in eine Zukunft zu transportieren.
Betrachten wir die Erzählung etwas genauer, so lässt sich mit Fug und Recht sagen: Sie trifft immer noch zu. Wer in diesem Buch Thomas Ziegler sucht, sollte einen Blick auf Thorwald Zan werfen, den SF-Autor der unendlichen Serie "Commander Cody".
Alles ist gut - die Rezension von Jürgen Eglseer