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Titel: Apocalypse Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der dritte Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Armeen aus über 60 Staaten versammeln sich in Israel, um entweder auf der einen oder auf der anderen Seite zu kämpfen, die Entscheidungsschlacht findet treffenderweise im Tal Armageddon statt, nahe der israelischen Großstadt Tel Aviv. Stunde um Stunde scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen, die Situation eskaliert. Auf Tel Aviv wird ein biologischer Kampfstoff ausgebracht, ein US-Flugzeugträger von Chinesen mittels einer taktischen Nuklearwaffe zerstört. Inmitten des Chaos versuchen die beiden Journalisten Helen Hannah und Bronson Pearl den Überblick zu behalten. Während Hannah in New York die Stellung hält und für den weltumspannenden Sender WNN berichtet, befindet sich ihr Verlobter Pearl bei Armageddon, wo die israelische Armee sich für den Showdown rüstet. Als in Russland eine Atombombe explodiert, gerät alles außer Kontrolle - alle Atommächte starten ihre strategischen Waffen, die nukleare Vernichtung der Menschheit ist nur noch eine Frage von Minuten.
Doch plötzlich - verschwinden Millionen Menschen von der Erdoberfläche, alle fallenden Bomben, Nuklearwaffen oder Raketen lösen sich in nichts auf! Chaos bricht überall auf dem Globus aus, ein jeder verliert in diesen Stunden jemanden, den er liebte, sei es ein Kind, Ehepartner oder Freund.
Und nur wenige Stunden nach diesen dramatischen Ereignissen offenbart sich der europäische Präsident Franco Macalusso als wiedergeborener Gott, als der wahre Messiah, der seine Schöpfung kurz vor der totalen Vernichtung rettete und der Welt einen immerwährenden Frieden bringen wird. Während Pearl Macalusso an den Lippen hängt und an ihn glaubt, steigt in Hannah der Zweifel hoch und er beginnt, in der Bibel entsprechende Passagen mit der derzeitigen Realität zu vergleichen.
Die Produktionsfirma Cloud Ten Pictures ist bekannt für ihre christlich thematisierten Filme, hier hat sie sich dem Ende - eigentlich dem Showdown - der Bücher aller Bücher gewidmet: Armageddon. Teil eins der derzeitigen vier Filme der "Armageddon"-Reihe (Teil 5 soll noch 2010 erscheinen) beschäftigt sich mit der Zeit des "Rapture", der Rückkehr des Anti-Christen in der Figur des Messiah, der eine siebenjährige Friedenszeit bringen wird, bevor Tod und Verderben über die Menschen kommen. An diesem kleinen Beispiel sieht man, dass die Meinungen über die Interpretation der Texte doch weit auseinandergehen, spricht doch zum Beispiel das außerbiblische Buch Esra von einer Friedenszeit von 400 Jahren. So ist die durch den Film übermittelte christliche Lehre sehr beschränkt auf die Glaubensinterpretation in den USA und Kanada (z.B. Mormonen) und geht grundsätzlich davon aus, dass ihre Meinung die einzig wahre sein soll, der sich gefälligst alle anderen Völker und Glaubensrichtungen unterzuordnen haben. Die Journalistin Hannah gerät im Film unter Tränenbächen recht früh zum Glauben, während ihr Freund Pearl eine dem Kreuzweg vergleichbare Tortur über sich ergehen lassen muss, bis er seinen Glauben in alle Welt verkünden darf - zum Ärger des Anti-Christen. Ach ja, auch nett, dass der Anti-Christ mal wieder Europäer ist.
Um den Film für Kinder und Jugendliche nicht ganz so dramatisch zu gestalten, hält man von blutigen Szenen großen Abstand - wenn sich jemand verletzt, ist das Blut einfach abwischbar und fertig - und die Millionen verschwundenen Menschen hinterlassen nicht wie in anderen Filmen schleimige oder bröselige Hinterlassenschaften, sondern adrett gefaltete Kleidungshaufen mit oben aufgelegten Schuhen. Hannahs Mutter hinterlässt sogar einen Abschieds-Post-it. Soviel Zeit beim Verschwinden musste also sein.
Grundsätzlich erzeugt der Film durch die dramatischen Ereignisse im ersten Drittel ein gutes Stück Spannung, die dann aber rapide nachlässt, als sich der Streifen immer mehr in eine "Teufel bekämpft Gott"-Szenerie verwandelt und die Verkündungen aus der Bibel etwas überhand nehmen. Ich denke, für den aufgeklärten europäischen Christen ist dieser Film nicht ganz so geeignet.