Reihe: Arkadien, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Arkadien erwacht” hat nicht umsonst den Coverpreis des Jugendbuchpreises 2010 gewonnen, das Cover ist tatsächlich eine Augenweide: Es zeigt die Silhouette einer Raubkatze an einem Baum, in dessen Ästen man eine Schlange erkennen kann. Im Hintergrund sieht man das Meer – und den gelb-grauen Himmel. Das Cover ist allerdings nicht nur hübsch anzusehen, sondern passt auch zum Inhalt des Buches.
Auf dem Flug nach Sizilien trifft Rosa Alcantara zu ersten Mal auf Alessandro Carnevares. Das zweite Mal begegnen sie sich am Grab seines Vaters. Hier erfährt sie auch, dass Alessandros und ihre Familie seit Generationen verfeindet sind. Eine Tatsache, die jedoch weder Alessandro noch Rosa wirklich schert.
Aber Rosas und Alessandros Familien sind keine normalen Familien. Ihr Reichtum geht auf langjährig gepflegte Beziehung und dubiose Geschäfte zurück – und das sind bei weitem nicht die einzigen dunkle Geheimnisse, die die Familien hüten.
Es ist ungewöhnlich, dass ich die Helden eines Romanes nicht leiden kann, aber genau das ist mir bei “Arkadien erwacht” passiert. Sowohl Rosa als auch Alessandro sind mir bei weitem zu skrupelos, zu hart, um mir sympathisch zu sein. Beide haben durchaus ihre guten Seiten – und deutlich mehr Moral als der Rest ihrer Familie – aber das hat zumindest mir nicht gereicht. Gegenüber den restlichen Figuren des Buches (mit einigen wenigen Ausnahmen) sind Rosa und Alessandro jedoch wirkliche Helden.
Ein “Romeo und Julia”-Verschnitt ist “Arkadien erwacht” nicht, auch wenn die Inhaltsangabe den Anschein erwecken könnte. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich keiner der beiden “Helden” aus Kummer umbringen würde, ich denke, eine Racheaktion wäre eher ihr Stil (und der des Buches). Für den Leser ist die Anziehungskraft zwischen den beiden fast greifbar, trotzdem ist zumindest Alessandro sehr berechnend. Ich bin mir auch nach dem Ende des Buches nicht sicher, ob Rosa Alessandro vertrauen kann – und sie vermutlich genauso wenig. Aber zumindest ist er sowohl Rosa als auch dem Leser eine große Hilfe, was das Aufdecken von Geheimnissen ihrer und seiner Familie angeht.
Trotz der durchweg eher wenig sympathischen Figuren hat mich die Geschichte von Anfang an gefesselt. Rosas routinierten Diebstähle und Alessandros gekonnte Lügen haben mich neugierig gemacht. Auf die beiden, auf die Hintergründe für ihre Taten (nicht die offensichtlichen, sondern die tieferen) und auf ihre Familien. Das, was man über die Familien erfährt und ihr Verhalten auch unteinander hat mich schockiert, aber gleichzeitig auch fasziniert. Mysteriöse Ereignisse und das stets heftige Aufeinandertreffen der Familien (und deren Freunde) haben den Spannungsbogen hochgehalten – und es immer wieder geschafft, mich zu überraschen. Das Buch an sich war eine einzige Überraschung – und das, obwohl der Klappentext schon einiges über die Geschichte verrät.
Ich bin mir allerdings auch mit der letzten Seite nicht sicher, ob mir “Arkadien erwacht” gefallen hat. Was ich allerdings definitiv bin ist neugierig auf Band zwei der Reihe. Vielleicht werde ich nachd em zweiten Teil eine Entscheidung treffen können. Eines kann ich aber auch jetzt schon sagen: Lesenswert ist Kai Meyers Mischung aus Fantasy, Mafia- und Lovestory allemal.