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Serie / Zyklus: Armageddon-Zyklus, Band 1 & 2 Besprechung / Rezension von Arne Handt |
Eines vorweg:
Wenn es etwas nicht war, das mich zum Kauf dieser Bücher veranlasst hat, dann die Cover (bezieht sich auf die Deutsche Erstausgabe im Bastei Verlag - Cover siehe unten). Beide sind mit dem Computer gestaltet und für meine Begriffe reichlich geschmacklos. Dass ich mir sie mir dennoch zu Gemüte geführt habe, liegt beim ersten Buch an den guten Kritiken, die der Zyklus allenthalben geerntet hat, und beim zweiten daran, dass sich diese Kritiken für mich beim Lesen des ersten Bandes bestätigt haben.
Also worum geht's? Wir befinden uns einige hundert Jahre in der Zukunft, die Menschheit hat sich über Planeten in etlichen Sternensystemen ausgebreitet; dabei hat sich ein auf gentechnologischer Basis veränderter Teil der Menschen - die Edeniten - vom Leben auf den Planetenoberflächen weitgehend zurückgezogen (bzw. zurückziehen müssen) und lebt fortan hauptsächlich in lebenden Raumschiffe und -stationen, sogenannten Habitaten, mit denen die Edeniten in telepathischem Kontakt stehen.
So etwas wie eine zentrale Regierung der Menschheit gibt es nicht, stattdessen existiert eine "Konföderation" der vielen unabhängigen Nationen-ähnlichen Konglomerate aus Sternensystemen, darunter Königreiche wie Republiken, Aristokratien wie Diktaturen. Diese Nationen treiben weiter die Besiedlung neuer Planeten voran. Doch irgendwann geht etwas schief: Auf einem sich noch ziemlich am Beginn der Kolonisation befindenden Planeten kommt es zu einer Revolte von Siedlern, die zu allem Überfluss auch noch mit übernatürlichen, oder zumindest unerklärlichen Fähigkeiten ausgestattet zu sein scheinen. Die Edeniten vermuten dahinter einen alten, gefürchteten Feind aus ihren eigenen Reihen, aber sie unterschätzen die Gefahr, die in Wahrheit aus einer anderen Welt kommt...
Es handelt sich bei den vorliegenden Büchern um die Übersetzung des ersten Teils des Zyklus', der im Original eine Trilogie ist - in der deutschen Fassung sind daraus zwei jeweils gut achthundert Seiten lange Bände geworden. Dementsprechend gibt es zwischen beiden keine Lücke, es sind eigentlich nur die beiden Hälften eines Buches, weshalb ich im Folgenden auch nur noch von einem Buch sprechen werde.
Wir haben es hier also mit einem mehr als anderthalbtausend Seiten starken ersten Akt zu tun. In der Tat bin ich damit gleich bei einer der (wenigen) Schwächen des Buches, nämlich seiner gelegentlichen Langatmigkeit. Aber zunächst zu den Stärken: Hamilton entwirft ein wenn nicht realistisches so doch, trotz allen technischen Spielereien und Spinnereien, zumindest glaubwürdiges Bild der Zukunft der Menschheit. Und dieses Bild schildert er ebenso detailverliebt (auf technologischer Ebene) wie eindrücklich, z. B. die Geburt eines lebendigen Edeniten-Schiffes zusammen mit seinem späteren Kommandanten.
Die Anzahl der Akteure ist zunächst unüberschaubar, wie die der Handlungsstränge. Da aber jeder einzelne weitgehend spannend und mit viel Kolorit erzählt ist, trägt das überwiegend positiv zur Spannung bei. Ohne die vierzehn Seiten "Dramatis Personae" wäre ich allerdings aufgeschmissen gewesen...
Im Gegensatz zu anderen jüngeren Werken der SF habe ich hier den Eindruck, dass Hamilton nicht nur altbekannte Genre-Klischees perpetuiert, auch wenn er sie teilweise aufgreift, sondern sie immer wieder wieder durch innovative eigene Ideen ergänzt und so ein farbenfrohes, lebendiges Universum vor dem inneren Auge entstehen lässt. Die epische Breite des ganzen und die für das Genre angemessene, wenn auch nicht übermäßige Tiefe der charakterlichen Beschreibung der Hauptfiguren sorgen dafür, dass das Buch nie belanglos wirkt, auch wenn es mal eine ganze Weile nicht wirklich vorwärts geht.
Insgesamt eine gelungene, ideenreiche und erfreulich detaillierte Zukunftsvision, deren gelegentlich ausgesprochen düstere Anteile ihren Teil zum Reiz des Buches beitragen.
Armageddon-Zyklus - Gesamtübersicht und -rezension