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Titel: Avaninian - Erstes Buch
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist in Gelbtönen gehalten. Neben Titel und Autor zeigt es eine reich verzierte und kunstvoll gebaute Stadt oder Tempelanlage, auf der der Blick des Betrachters sicherlich nicht nur kurz verweilen wird. Ein interessantes Cover, das definitiv Interesse weckt, auch wenn ich mir die Handlungsorte ganz anders vorstelle.
Benannt nach den zweigeteilten Göttinen Ava und Ninian und bedacht mit den Gaben der Erdmutter ist die Fürstentochter Avaninian in mehr als nur einer Hinsicht etwas Besonderes. Um ihre Kräfte zu schulen wird sie in das Haus der Weisen geschickt. Auch den jungen Dieb Jermyn verschlägt es trotz allen Sträubens dorthin, seine Kräfte sind zu gewaltig, um ihn ungeschult durch die Lande ziehen zu lassen. Das Aufeinandertreffen dieser zwei setzt Ereignisse im Gang, mit denen die wenigsten – allen voran Avaninian und Jermyn – jeh gerechnet hätten.
Auch wenn Avaninian die titelgebende Figur ist, hat doch Jermyn mindestens ebensoviel Anteile an der Geschichte wie sie. Damit ist Avaninian eine Geschichte über zwei Heranwachsende und der Bindung, die zwischen den beiden entsteht. Eine Bindung, die – anders als in den meisten Romanen – langsam entsteht und damit für den Leser durchgängig absolut nachvollziehbar ist, als Leser spürt man mit den zwei Protagonisten, wie das Band zwischen den beiden geknüpft wird. Dieses Band ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das, was die beiden Protagonisten vorantreibt, sie auseinander- und wieder zusammenführt und sowohl allein als auch gemeinsam einige Abenteuer erleben lässt.
Sowohl Avaninian als auch Jermyn machen im Laufe des Buches eine Entwicklung durch, auch wenn Avaninians deutlich extremer ist. Zu Beginn verabscheut sie den Teil ihres Namens, der von der draufgängerischen und rebellischen Göttin Ninian stammt und lässt sich von allen nur Ava nennen. Einzig Jermyn nennt sie Ninian und ermuntert sie immer weiter, auch diesen Teil ihres Namens – und ihres Charakters – auszuleben. Jermyn selbst bleibt im Innersten vermutlich die Person, die er war. Er wird allerdings deutlich reinlicher und durch seine Ausbildung im Haus der Weisen auch um einiges mächtiger und gefährlicher.
Der Plot ist einfach und schnell zusammengefasst: Eine junge Fürstentochter verliebt sich in einen gleichaltrigen Dieb und sieht und erlebt die Welt dadurch mit anderen Augen. Ina Normann schafft es dennoch, die Geschichte zu etwas Besonderen zu machen. Zum einen durch die gefühlvolle Darstellung der Protagonisten, ihrer Gedanken und Gefühle, zum anderen durch die facettenreiche Beschreibung der Orte, an denen die Geschichte spielt. Damit hat man als Leser sowohl die Figuren – egal ob Neben- oder Hauptfigur – als auch die Orte, an denen sie unterwegs sind, wahrhaft wirklich bildlich vor Augen. Und die Orte, die man an der Seite der Figuren besucht, sind vielfältig: Alte Ruinen, längst vergessene Orte, aber auch gut besuchte Plätze und Tempelanlagen – und Jermys Profession geschuldet hin- und wieder auch Orte, die in der Regel die wenigsten zu sehen bekommen.
Wirklich brenzlig wird es trotz Erdbeben, Wegelagerer, mächtiger Feinde und weitgesponnener Intrigen eher selten – dank ihrer Gaben sind sowohl Avaninian als auch Jermys für die meisten Situation mehr als gewappnet.
Insgesamt ist das Buch damit eher ruhig, zumindest wenn man von gelegentlichen Konflikten zwischen den Lieben absieht. Es ist eine Geschichte für Leser, die sich von der Atmosphäre und den Gefühlen der beiden jungen Protagonisten mitreißen lassen wollen. Wer es eher abenteuerlich und gefährlich mag, sollte allerdings lieber zu einem anderen Buch greifen.