Titel: Die Bestimmung
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Inhalt
Altruan – die Selbstlosen. Candor – die Freimütigen. Ken – die Wissenden. Amite – die Friedfertigen. Und schließlich Ferox – die Furchtlosen … Fünf Fraktionen, fünf völlig verschiedene Lebensformen sind es, zwischen denen Beatrice, wie alle Sechzehnjährigen ihrer Welt, wählen muss. Ihre Entscheidung wird ihr gesamtes künftiges Leben bestimmen, denn die Fraktion, der sie sich anschließt, gilt fortan als ihre Familie. Doch der Eignungstest, der über Beatrices innere Bestimmung Auskunft geben soll, zeigt kein eindeutiges Ergebnis. Sie ist eine Unbestimmte, sie trägt mehrere widerstreitende Begabungen in sich. Damit gilt sie als Gefahr für die Gemeinschaft. Beatrice entscheidet sich, ihre bisherige Fraktion, die Altruan, zu verlassen, und schließt sich den wagemutigen Ferox an. Dort aber gerät sie ins Zentrum eines Konflikts, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das all derer, die sie liebt, bedroht…(by cbt)
Rezension
Die Autorin hat eine außergewöhnliche Welt geschaffen, von der man gar nicht genug bekommen kann. Man ist unentwegt angespannt, wartend auf das, was als Nächstes passiert. Eine Welt, unterteilt in Fraktionen, in denen die Menschen sich ganz nach ihrer Leitlinie der Fraktion verhalten, auch zu verhalten haben. Mit 16 Jahren fällt die unwiderrufliche Entscheidung für eine Fraktion, also eine Familie - oder auch für eine andere. Auch Beatrice steht vor der Entscheidung, hin und hergerissen zwischen der Verpflichtung der Loyalität ihrer Familie gegenüber und ihrem inneren Drang nach Freiheit, dem Wunsch, sich aus den Fesseln ihres jetzigen grauen Alltages zu befreien, auch wenn es Verrat bedeutet. Nach dem Eignungstest, der ein möglicher Wegweiser für die Entscheidung sein kann, weiß Beatrice noch viel weniger, wohin sie gehört, denn sie ist eine Unbestimmte, etwas, das es eigentlich nicht geben darf, und hat nun die Qual der Wahl, ihre Zukunft zu bestimmen. Sie entscheidet sich für die Fraktion der Ferox, die der Mutigen. In ihrem neuen Zuhause angekommen, muss Tris schon sehr bald feststellen, dass sie, um einen festen Platz in der Fraktion zu bekommen, kämpfen und an ihre Grenzen gehen muss, auch wenn sie dadurch ihr Leben riskiert.
Tris ist keine typische Heldin, keine perfekte Schönheit, sie ist zu Beginn „unscheinbar“- so würde sie sich selbst bezeichnen -, weder hübsch noch besonders talentiert. Sie hat Schwierigkeiten mit offen gezeigten Gefühlen und Berührungen. In ihrer alten Fraktion war untersagt, sie zur Schau zu stellen. Je länger sie jedoch bei den Ferox ist, desto mehr entdeckt sie sich weiter, sie hat Ecken und Kanten, ist auf ihre eigene Art und Weise besonders, liebenswert und stark - eine wahre Kämpfernatur, die durch die Aufnahmeprüfung sowie das Trainingslager der Ferox zum Vorschein kommt. Denn nur die Besten und Stärksten bekommen einen Platz in der Fraktion, die anderen müssen im Falle des Scheiterns das Dasein als Fraktionsloser fristen und das will Tris unter gar keinen Umständen. So wird aus der anfänglichen kleinen und schwachen, eine starke, selbstsichere junge Frau, die lernt, jeden Tag aufs Neue über sich selbst hinauszuwachsen. Sie muss trainieren, an ihre Grenzen gehen und ihre schlimmsten Ängste überwinden, um ihren Platz zu bekommen. Tris macht eine unglaubliche Entwicklung durch, ihre emotionalen Ausbrüche, ihre Gedanken und auch die Rückschläge, die sie einzustecken hat, werden realistich dargelegt. Man fiebert mit ihr mit, leidet und freut sich mit ihr.
Tris und die anderen Neuankömmlinge lernen zu kämpfen, einander zu besiegen und ihre Ängste zu überwinden, jegliche Schwäche zu eliminieren, um auch ja unter den Besten in der Wertung zu sein und eine Zukunft in der Fraktion zu haben. Der Druck ist immens, die Angst zu versagen ist ein ständiger Begleiter und auch vor Gewalt in den eigenen Reihen wird nicht zurückgeschreckt, denn letztendlich kämpft jeder für sich selbst, für sein Leben und seine Zukunft. So muss auch Tris schon bald lernen, niemandem zu offenherzig zu vertrauen, sich ihre Freunde zu halten, aber gleichzeitig diese auch nicht zu nah an sich heranzulassen, denn die Angst bringt das Schlimmste im Menschen zum Vorschein. Misstrauen, Gewalt und Vertrauen sind ein ständiger Begleiter. Trotz intensiv geladener Stimmung gibt es auch ruhige Momente inmitten neuer Freunde und einer sich entwickelnden Liebe.
Von den ersten Seiten an ist man mitten im Geschehen drin, gefangen in einer spannungsgeladenen Geschichte voller Abwechslung und Action. Unglaublich faszinierend fand ich auch die einzelnen Fraktionen und ihre Aufgaben, die man mit der Zeit besser kennen lernt. Alle haben eine feste Aufgabe in der Gesellschaft, um diese intakt zu halten. Doch die Fassade der Gewaltlosigkeit und des Friedens bröckelt, die Fraktionen hetzen sich gegeneinander auf. Es ist nur die Ruhe vor dem Sturm, der Opfer mit sich bringen wird. Genauso packend war das 'Unbestimmtsein', denn wie Tris selbst weiß man nicht, was es damit auf sich hat. Die quälende Angst der Entdeckung ihres Geheimnisses durch andere verfolgt das Mädchen. Trotz lang anhaltender, unentwegter Spannung nimmt die ganze Handlung am Ende nochmal rasant Fahrt auf und Tris muss sämtliche Ängste und Zweifel ablegen, denn um mutig zu sein, muss man selbstlos sein, und das ist vonnöten, um zu überleben.
„Die Bestimmung“ ist eines der Highlights des gerade erst begonnenen Jahres und bietet all das, was eine Dystopie zu bieten haben sollte - und das gewisse Etwas mehr. Nervenkitzel und Emotionen pur. Energiegeladen, temporeich, an Spannung kaum zu übertrumpfen. Eine Dystopie, die hält, was sie verspricht und einen völlig begeistert und geplättet zurücklässt. Einfach großartig und absolut zu empfehlen. Unbedingt lesen, sonst entgeht euch was.
5 von 5 Sternen