Reihe: Beta, Band 1 Titel: BETA Originaltitel: ANANDA Series 1: Beta Autor: Rachel Cohn Übersetzer: Bernadette Ott Buch-/Verlagsdaten: cbt, Februar 2012, Hardcover, 416 Seiten, ISBN 978-3-570-16164-7 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Welt von Rachel Cohn ist keine, die der Erde entspricht, aber viele Entsprechungen findet. So herrschten auf der Welt auch Kriege vor, nur mit dem Unterschied, dass diese nun beendet sind. Nach den sogenannten Water Wars, schlossen sich alle Länder des vorherrschenden Kontinents zu einem grossen Land zusammen. Während sich die Welt von sich aus veränderte, änderte der Mensch kräftig mit. Es entstanden neue Megastädte, während an anderer Stelle die alten Städte verschwanden.
Doch wie immer haben die reichen der Welt etwas Besonderes. So entstand auf einem Südsee-Archipel ein neues Refugium. Die Insel Demesne, einer nahezu perfekten Insel. Umspült vom blauvioletten künstlich erschaffenen Meer von Ion, mit Sauerstoff angereicherte Luft und anderen Dingen mehr, lassen es sich die Ultrareichen gutgehen. Die dekadente Bevölkerung hat alles, was sie benötigt und darüber hinaus noch mehr. Sie besitzt eine ungewöhnliche Dienerschaft. Klone.
Elysia ist ein solcher Klon. Die Geschichte wird nicht nur über Elysia geschrieben, sondern zugleich auch aus ihrer Sicht. Sie wurde erst vor ein paar Wochen erschaffen, sieht aber dennoch ihrem 16jährigen Vorbild schon jetzt sehr ähnlich, denn als Klon ist sie ebenfalls 16 Jahre alt. Dies nutzt ihr nichts, denn ihr fehlt etwas sehr entscheidendes. Die Erinnerung. In dieser Eigenschaft ist sie wie jeder andere Klon, aber doch etwas Besonderes in dem Sinn, dass sie als Teen-Beta, also ein Test-Klon ist. Damit man Klone, die Dienerschaft der Reichen, von eben diesen unterscheiden kann, besitzen sie fuchsiafarbene Augen. Dazu kommt ein Schwertlilientattoo auf der rechten Schläfe. Elysias Vorbild muss kurz vor ihrer Erschaffung gestorben sein, denn nach 48 Stunden ist eine Klonung nicht mehr möglich. Elysia ist ohne Gefühle, Empfindungen und eigenen Willen. Als Elysia sich ihrer Person bewusst wird, trägt sie nur ihren implantierten Chip um Eindrücke zu speichern und abzurufen. Sie wird von der Frau des Governor in einer Boutique gefunden und vom Fleck weg gekauft, als Ersatz für ihre Tochter die an der Uni studiert und zur Unterhaltung der anderen beiden Kinder.
Nach und nach findet Elysia heraus, dass sie anders ist als andere Klone, dass sie Gefühle besitzt, obwohl sie die nicht haben sollte. Gleichzeitig erfährt sie von anderen Klonen, die ebenfalls defekt sind, denn es gibt noch mehr gefühlsbetonte Klone wie sie. Eigene Gefühle, eigene Meinung, ganz gefährlich. Hinzu kommt, dass Elysia lernt und sich weiterbildet, und es zeigt sich, dass verschüttete Erinnerungen ihren Weg ins Bewusstsein bahnen.
Seit dem Golem von Paris, dem Monster von Frankenstein, jeder Art von Robotern und Klonen und allen Halbwesen dazwischen, ist diese Idee nicht mehr neu. Klone, die geschaffen wurden, um der Menschheit zu dienen. Wobei Menschheit sicherlich übertrieben ist, weil sich nur Reiche einen Klon leisten können. Das Positive an den Klonen ist, sie können sich durch essen, trinken und schlafen selbst erhalten, müssen aber keinen anderen Bedürfnissen mehr nachgehen. Ihr von den Reichen bestimmtes Bedürfnis ist, dienen. Die Geschichte erklärt nicht die Einzelheiten, wer das Klonen erfand, wie es vor sich geht, wie lange es das Klonen bereits gibt und zu welchem Zweck die Klone eigentlich entstanden. Im vorliegenden Roman dreht sich die Handlung hauptsächlich darum, wie die Gesellschaft mit den Klonen im Allgemeinen bzw. im Einzelfall damit umgeht. Es finden sich ein paar ethische Ansätze wie die Frage ob man klonen überhaupt durchführen sollte und wenn, unter welchen Bedingungen. Letztlich bleibt die Frage: Besitzen Klone eine Seele? Erschreckend und kaltherzig war das Verhalten der Besitzer, die die Klone unmenschlich behandelten. Wieder einmal mehr wurde sozialkritisch gezeigt, wie brutal, gierig und schrecklich die Menschen im Einzelnen und die Menschheit im Besonderen sein kann.
Ein Buch mit einer spannenden Grundidee, die viele Entwicklungs- möglichkeiten in sich trägt, wird zur vorhersehbaren Geschichte. Fast durchgehend vorhersehbar, wusste man, was in groben Zügen geschehen wird. Die Geschichte plätschert vor sich hin, die Spannung lässt auf sich warten. Als Einführungsband eher langweilig, wird sich in den nächsten Bänden die Handlung sicherlich stärker aufbauen.