Reihe: Alterra, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Auch die Franzosen mögen die Amerikaner nicht. Wie sonst ließe sich sonst erklären, dass Maxime Chattam New York in bester Roland-Emmerich-Manier zu Weihnachten in einem Blizzard mit Stromausfall versinken lässt. Plötzlich und ohne Vorwarnung tobt der unheimliche Sturm mit Blitz und Donner über das Land und die Stadt. New York wird dabei nicht vernichtet, sondern nur die erwachsene Bevölkerung muss als Verlust abgeschrieben werden. Die wenigen Menschen, die die Naturkatastrophe überleben, verwandeln sich in Monster, sofern sie in den Status des Erwachsenen eingetreten sind. Die Altersgrenze scheint da jedoch etwas schwimmend zu sein. Die Jugendlichen hingegen bleiben normal. Was irgendwie kein Vorteil zu sein scheint, werden sie doch zu Jagdwild. Dabei erinnert mich die Grundidee sehr an den Autor David Moody und seine „Herbst“-Romane im Otherworldverlag.
Der 14-jährige Matt Carter erleidet während des Blizzards einen Unfall und wird, vom Blitz getroffen, bewusstlos. Als er erwacht, sind die Eltern verschwunden; nur noch ihre Kleidung zeugt davon, dass sie überhaupt existierten. Er und sein Freund Tobias müssen nun ihr Leben und die Beine in die Hand nehmen, gilt es doch, vor den Erwachsenen Reißaus zu nehmen. Die Erwachsenen werden als Mampfer beschrieben, fette Monster, oder als normale, aber gewalttätige Zyniks. Zudem gibt es seltsame Wesen mit gleißenden Augen, die auf Beinen laufen, die auch noch unterschiedlich hoch ausgefahren werden können. Tiere und Pflanzen, die sich, ins Riesenhafte vergrößert, auf der Welt ein neues Zuhause suchen. Die beiden etwa gleichaltrigen Jungen flüchten aus der nur scheinbar leblosen Stadt, in der alles, was auf Elektrizität und moderner Technik aufbaute, nicht mehr funktioniert. Auf der Carmichael-Insel treffen die Stadtflüchtlinge auf weitere Kinder, die bereits eine Gemeinschaft bilden und sich „PAN“ nennen, in Anlehnung an Peter Pan, der nie erwachsen werden wollte. Zu ihnen gehört das Mädchen Ambre, mit der sich Matt und Tobias anfreunden. Matt verliebt sich sogar heimlich in die 16-jährige. Schön für die jungen Leser ist, zu sehen, dass für alle Probleme auch ein Kind da ist, das sich als Fachmann auskennt. Bald entsteht aus ihnen die kleine Gemeinschaft der Drei, die ihre Abenteuer erlebt. Die Gemeinschaft der Drei erkennt in ihrer Gemeinschaft bald Verräter, die den Pans schaden wollen.
Die Erde selbst scheint der Welt der Erwachsenen ein Ende zu bereiten (was Intelligenz voraussetzt) und so eine evolutionäre Fehlbildung zu korrigieren. Andererseits gibt es den Fehlern der Fehlbildung eine neue Chance. Matt und seine Freunde sind angenehme Helden, mit denen sich Kinder gerne identifizieren.
Ich finde es sehr angenehm, wie der Autor sich die jugendliche Naivität bewahrt und einen Roman für die Jugend geschrieben hat. Den einfach strukturierten Gedankengängen kann man leicht folgen. Die Aufmachung des Buches ist durchaus gelungen und die Werbung, die allenthalben überall zu sehen ist, wird ein Übriges dafür tun, dass das Werk in den Mittelpunkt jugendlichen Interesses gerät. Die gut übersetzte Erzählung trägt gleichfalls dazu bei, den Spannungsbogen zu halten. Allerdings benötigte man zwei Übersetzer. In kurzen Kapiteln mit ebenso kurzen Sätzen entsteht ein interessantes, aber altbekanntes Szenario. Es geht um Freundschaft und Mut, Vertrauen und Hoffnung. Maxime Chattams Holzhammermethode, eine Erklärung abzuliefern (‚die Erde lebt’), gefiel mir dabei gar nicht. Der belehrende Zeigefinger wurde zu einem unübersehbaren Zaunpfahl. Andererseits leistet er sich Fehler, die nicht vorkommen sollten. Kein Strom mehr da, aber klingeln können. Ist wohl so wie bei Wasserleitungen: ‚war noch etwas in der Leitung’. Eine bereits bestehende Gemeinschaft und Kinder, denen es scheinbar nichts ausmacht, dass die Eltern verschwunden sind.
Die Gemeinschaft der Drei - die Rezension von Jürgen Eglseer