|
Titel: Der Fluch der Teufelsbänke
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Das vorliegende Tradepaperback enthält jeweils als Dreiteiler die beiden Story-Arcs „The Woman on the Wall“(Conan The Barbarian # 13 –15) und „The Nightmare of the Shallows“(# 16 –18). In beiden Geschichten steht die Beziehung zwischen Conan und seiner geliebten Frau Belit, einer Piratin von herrschaftlichem Geblüt, die als Königin der Schwarzen Küste Angst und Schrecken verbreitete, im Fokus des Geschehens:
Nach dem Tod des gemeinsamen Kindes verlässt Belt ihren Geliebten fluchtartig, um in ihrer Heimat Shem in der Festungsstadt Ramah En Ram Vergessen und ein neues Leben fernab des Meeres zu suchen und irgendwann ihren Thron in Besitz zu nehmen. In der Hoffnung, sie zurückgewinnen zu können und ihre Liebe neu zu entfachen, folgt ihr der Cimmerier, gerät allerdings in der Wüste in die Gefangenschaft eines Feldherren, dessen gigantisches Heer gegen die Festung zieht. Conan wird nicht nur zum Militärdienst gepresst und dadurch in einen Krieg gezwungen, der nicht der seine ist, sondern die beiden Geliebten stehen sich nun als Feinde gegenüber, die buchstäblich eine unüberwindliche Mauer trennt.
Doch Conan wäre kein Meisterdieb, wenn es ihm nicht gelänge, in die Festungsstadt einzudringen. Und so versucht der Barbar, mit einer Handvoll Krieger Ramah Em Ram zu infiltrieren, wird jedoch von den Belagerten gestellt und gefangen genommen. Zwar schenkt man ihm das Leben, doch Belit wird von ihrem Vater gezwungen, sich zwischen dem sie immer noch liebenden Cimmerier und dem Thron zu entscheiden.
Die zweite Geschichte führt in die Stadt Isanthe im Lande Ophir, wo sich Belt und Conan einem ausschweifenden Leben hingeben, zu dem auch der gemeinsame Genuss des gelben Lotus, einer raren, bewusstseinserweiternden Droge gehört. Befreit von den materiellen Beschränkungen der Realität, durchleben die beiden Geliebten in Visionen ein ganzes gemeinsames Leben, den Kampf Seite an Seite um Schätze, die Geburt ihres Sohnes Niall, sein Heranwachsen zum Krieger und sein Verlassen des Elternhauses bis hin zum friedlichen Einschlafen des Barbaren auf dem Sterbebett in Anwesenheit seiner geliebten Frau Belit und seiner Tochter Liraz.
Auch wenn die Serie nach wie vor inhaltlich im Genre der „Sword & Sorcery“verortet ist, treten beide Faktoren in den vorliegenden Geschichten hinter das Beziehungsdrama zwischen Belit und Conan zurück –Magie fehlt fast zur Gänze, Kämpfe spielen nur insoweit eine Rolle, als sie tatsächlich die Handlung vorantreiben, sind also kein Selbstzweck. Die Fokussierung auf die Beziehung hinterlässt dabei einen ambivalenten Eindruck: einerseits sind die erklärenden Texte in Narrative-Boxes, die aus einer auktorialen Perspektive erzählt werden, stilistisch wie inhaltlich äußerst ansprechend und erinnern mich in ihrem phantastischen Gehalt, dem „Sense of Wonder“, den sie vermitteln, z.B. an H.P.Lovecrafts „Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“; anderseits ist die Beziehungskiste weder mitreißend, noch spannend oder plausibel. Insbesondere Conan agiert nicht nur deutlich anders, als man es aus der Charakter-Historie erwarten darf, sondern ist generell sehr viel weicher und schwächer gezeichnet als in der Vergangenheit. Zweifellos macht dieser Ansatz den Helden deutlich menschlicher, aber will man als Leser einen Pantoffelhelden und gezähmten Barbaren, wenn man zu „Sword & Sorcery“greift?
Gleichermaßen ambivalent kommt das Artwork daher, das einen deutlich reduzierten, rauen und im zweiten, von Davide Giafelice (viele Leser werden ihn aus seiner Arbeit an Northlanders kennen) gezeichneten Teil einen fast schon holzschnitthaften Duktus aufweist, der zwar die Rau- und Rohheit des generell barbarischen Backgrounds Conans widerspiegelt, der jedoch in dieser emotionalen und vom Setting her exotischen Geschichte deutlich zu einfach wirkt. Entsprechendes gilt für die Koloration: statt kräftiger oder zumindest bunter Farben, die Exotik vermitteln, Braun- und gedämpfte, trübe Farbtöne bis in ins Monochrome, wohin das Auge blickt. Das ist nicht nur visuell langweilig, sondern konterkariert auch den Sense of Wonder der Texte.
Fazit: Zwei betont emotionale Geschichten, die zwar literarisch bzw. textlich gefällig umgesetzt sind, denen es aber an Spannung und typischer „Sword & Sorcery“-Atmosphäre fehlt und die bedauerlicherweise einen Tick zu langweilig visualisiert sind, um wirklich zu fesseln.