Titel: Darth Plagueis
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Kurz nachdem der Muun-Sith Darth Plagueis das Leben seines Meisters Darth Tenebrous auf dem Planeten Bal`demnic beendet hat, beginnt er mit unnachgiebigem Willen, die Geheimnisse des Lebens zu erkunden – wie schon frühere Sith träumt er vom ewigen Leben, welches seinen Aufstieg zur Macht über die Galaxis für alle Zeiten sichern soll. Auf seinem Weg zu neuen Erkenntnissen führt Plagueis auch die Arbeit seines toten Meisters fort und nutzt die Möglichkeiten seiner Herkunft als Erbe der Muun-Bankendynastie Damask, um den Aufstieg mächtiger Mitstreiter zu begünstigen, die wie er danach trachten, die Galaxis nach und nach zu destabilisieren.
Seit vor vielen Jahren durch einen früheren Darth die Kraft der Dunklen Seite wieder Eingang in die Galaxis gefunden hat, liegt es bei den Sith, diesen Einfluss zu verstärken und tatsächlich sickert nach und nach stilles Verderben in Form von maßloser Gier nach Reichtümern oder Machtverliebtheit in die bekannten Welten ein. Plagueis nutzt dafür sowohl politisch wie auch wirtschaftlich die korrupte, auf die Entscheidungen des Senats ausgerichtete Machtstruktur der Republik zum Vorteil der Sith aus und denkt weitaus langfristiger als jeder seiner Gegner.
Als er auf einen vielversprechenden jungen Adeligen auf Naboo stößt, dessen Kraft in der Dunklen Seite ihn fasziniert, verleitet er diesen zu einer schrecklichen, unverzeihlichen Tat und nimmt ihn dann zum Schüler, um ihn in den Wegen der Sith zu unterweisen. Geschickt lanciert Darth Plagueis den politischen Aufstieg dieses jungen Adeligen, der sich selbst nur schlicht »Palpatine« nennt und unter Plagueis` Führung schließlich zu »Darth Sidious« wird. Mit vereinten Kräften widmen sich Meister und Schüler dem einen Ziel, von dem Sith seit Jahrhunderten träumen – der Rache am Jedi-Orden und der vollständigen Machtübernahme über die Welten der Republik …
Wer bei diesem Buch vielfältige Lichtschwertduelle oder ausführliche Raumschlachten erwartet, wird denkbar früh und nachhaltig enttäuscht – dennoch ist auch »Darth Plagueis« ein stimmiger und in das »Star Wars« Universum passender Roman, der die vielfältigen Hintergründe von Episode I und II genauer beleuchtet. Dabei wird zeitlich recht weit ausgeholt und ganze Dekaden zwischen Kapiteln übersprungen – doch bedenkt man, dass während dieser Zeit der anfangs noch unerfahrene Palpatine zu einem vollwertigen Sith ausgebildet und von seinem Meister immer wieder geprüft wird, sich dazu noch viele wirtschaftliche Entwicklungen langfristiger Natur erst stabilisieren und dann auswirken müssen, scheinen diese Zeitsprünge glaubhaft und passend. Bei diesem Buch sollte man ein gewisses Interesse an politischen Winkelzügen und wirtschaftlicher Strategie mitbringen, um wirklich Spaß daran zu finden, da der Actionanteil wenn vorhanden, eher indirekt und vor dem Hintergrund von Plagueis´ oder Sidious´ Überlegungen beleuchtet wird.
Leser mit Interesse an Sith-Geschichte und einem etwas anderen Ansatz zum machtvollen Anstieg innerhalb eines sehr verworrenen und in sich verstrickten Sozialgefüges hingegen dürften voll auf ihre Kosten kommen. Gerade Sidious´ Ausbildung und sein allmähliches Absinken vom empfindenden Wesen in Richtung taktischen, sachlichen und auf das Ziel ausgerichteten Denkens, das so gut wie alles zu opfern bereit ist, um zu erlangen, was er sich wünscht, war ein interessanter und spannender Prozess, der auf eine Weise Einblick in den späteren Kanzler der Republik und dann herrschenden Imperator gibt.
In einem Nebenstrang der Erzählung wird auch erklärt, wie Darth Sidious an seinen späteren Schüler Darth Maul gelangt und wie er diesen ausbildet, um ein perfektes Werkzeug für Attentate und Anschläge auf den Jedi-Orden zu erlangen. Auch mit Anakin Skywalker, Padmé Amidala, Qui-Gon Jin und Obi-Wan Kenobi kreuzen sich die Wege der umtriebigen Sith, wobei es Palpatines Einflussnahme zu verdanken ist, wie sich die politische Landschaft auf seinem Heimatplaneten Naboo entwickelt.
Während Episode I an der Oberfläche der Geschichte um Naboo, den Niedergang der Republik und die Rückkehr der Sith kratzt und sich naturgemäß weit mehr um die Actionanteile und schöne Bilder bemüht, geht die Handlung von »Darth Plagueis« weit in die Tiefe und wartet mit vielen Details sowie Hintergrundinformationen auf, die auch für Spielleiter, die Heldengruppen durch das »Star Wars«- Universum dieser Zeit führen, hilfreich sein könnten. Gerade wenn es in einem Abenteuer oder einer Kampagne um eine Beschreibung der Unterwelt und wichtige Einflussnehmer im Bereich wirtschaftlicher und politischer Macht geht.
»Darth Plagueis« ist sicherlich kein leichtgängiger Roman, da sich die vielen Gedankenkonstrukte der beiden Sith, die politischen Schachzüge und sonstige Verhandlungen bisweilen etwas ziehen können und der Erzählstruktur einige Längen verpassen, die man durch eine bessere Abwechslung zwischen Action und Hintergrund sicher etwas hätte auflockern können. Dennoch gelingt es Lucano, glaubhafte Intrigen zu formulieren, bei denen gerade die langfristigen Folgen sehr interessant zu beobachten sind – und sich schließlich zu den Ereignissen entwickeln, die schon durch die Filme bekannt sind.
Insgesamt bietet »Darth Plagueis« nicht nur eine vielschichtige Ergänzung zu Episode I, sondern auch einen guten Einblick in den langsam Aufstieg von Kanzler Palpatine zur Macht, der keineswegs selbstverständlich war. Schade nur, dass vor all den Intrigen und der Politik die Machtmystik und die genaueren Forschungen Plagueis´ deutlich zurückstecken müssen – gerade bei dem Sith, der dafür bekannt wurde, das Leben beliebig zu verlängern, hätte ich einen solchen Fokus in der Erzählung erwartet. Hier bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack zurück, der mitsamt den doch immer wieder vorhandenen Längen nicht wirklich zu einer Topbewertung führen kann.
Fazit: Sehr auf Politik und Intrigen fokussierte Story, welche sowohl Darth Plagueis wie auch Darth Sidious interessant beleuchtet. Acht von zehn möglichen Punkten.