Reihe: Götterdämmerung, Band 3
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Klappentext
Jenseits der bewohnten Welten, im Grauen Land, drohen tödliche Gefahren. Doch Raymond Farr und seine Gefährten sind fest entschlossen, die Suche nach der verschollenen Mannschaft der Nemesis fortzusetzen. Noch ahnen sie nichts von der gewaltigen Streitmacht des Feindes, die nur ein Ziel kennt: die Vernichtung der Föderation. Aber auch die Menschen finden Verbündete wie den Dichter Rilke oder den zwielichtigen Mr. Morrison, dessen Rolle sich erst nach und nach offenbart. Selbst aus der Zukunft versuchen Rückkehrer Einfluss zu nehmen und die sich anbahnende Katastrophe doch noch zu verhindern. Und auch die Odyssee der Hemera geht weiter und führt direkt in das Herz der Finsternis, wo sich das Schicksal der Menschheit entscheidet.
Rezension
Nach fünf Jahren hat nun Autor Frank W. Haubold seine Götterdämmerung Trilogie beendet. Dies ist die Geschichte von Raymond Farr und Miriam Katana, deren Beziehung im engen Zusammenhang zu kosmischen Ereignissen steht. Zumindest sind diese beiden Figuren – ein Liebespaar – Anfang und Ende der Geschichte, die für beide das Ausmaß einer griechischen Tragödie annimmt.
Gerade mal 25 Jahre hatte der brüchige Friede nach dem Sieg der Föderation über die geheimnisvolle Burgon-Flotte gehalten als Raymond Farr als Kommandant des Außenpostens Pendragon Base von der scheinbar manischen Miriam Katana vor einer erneuten Bedrohung gewarnt wird. Der Feind griff tatsächlich an und konnte nur mittels einer ultimativen Waffe zurückgeschlagen werden. Dinge sind ins Rollen geraten und von Beginn an entziehen sich die Zusammenhänge dem Wissen der Helden. Viele Protagonisten agieren auf der Bühnen und bei den wenigsten lässt sich die Frage nach Freund oder Feind nur ansatzweise beantworten. Eines scheint sicher: Die Bedrohung ist ultimativ und könnte das Ende der gesamten Föderation der Menschheit bedeuten.
Im nun abschließenden Teil streben alle Handlungsstränge der Katastrophe entgegen. Es zeigt sich, dass der Konflikt mit der Burgon-Flotte weitaus größere Mächte geweckt hatte, die den Menschen nur wie Götter erscheinen können. Und nur die Selbstaufopferung einzelner und die Tatsache, das die „Götterfraktion“ ihrerseits zerstritten ist, kann die Menschheit retten.
Es ist ein mächtiges Buch, dass der Autor hier verfasst hat, dass den Leser nicht selten verwirrt zurück lässt und gewiss nicht alles Fragen beantwortet. Die einzelnen Abschnitte wirken manchmal etwas losgelöst vom Ganzen und vieles erklärt sich erst später. Dennoch bietet der Roman sehr unterhaltsame Lektüre auf einem sprachlich sehr ansprechenden Niveau (dies ist leider in der Science Fiction eher selten der Fall). Schlaglichtartig bekommt der Leser die Ereignisse dargeboten und dabei bedient sich der Autor vieler klassischer SF Elemente wie Zeitsprünge, künstliche Intelligenzen, Bewusstseinstransfers und Avatarkörper. Heute da, diese Ideen ausreichend beschrieben sind, zählt nicht mehr die Einbindung einer solchen Idee in die Handlung, sondern vielmehr die Beschreibung der Auswirkung dieser Idee auf die Handlung und die Protagonisten. Mir gefiel z. B. die Idee, dass man die Figuren der Handlung oft nie sicher sein konnten, ob nur ein echter Mensch oder ein Avatar vor ihnen steht und wie die Menschen damit umgingen. Noch faszinierender waren die Avatare scheinbar auferstandener Figuren der Geschichte wie dem Dichter Rilke, der eine ganz entscheidende Rolle in dem Roman einnimmt. Man kann also sagen, dem Autor ist es gelungen, die Geschichte mit interessanten SF Elemente zu würzen und diese zielführend in die Handlung einzubauen. Wenn man darüber nachdenkt, dann ist dies tatsächlich der alles entscheidende Aspekt in einem modernen SF Buch, denn das Präsentieren alter Ideen funktioniert ganz besonders in der SF nicht.
Der Roman wird als Space Opera bezeichnet und das passt auch, wenn vielleicht auch nicht in dem Sinne, wie manch einer diesen Begriff verstehen mag. Dies ist eher eine Space Opera wie Frank Herberts „Dune“, Neal Ashers „Drache von Samarkand“, Stephen R. Donaldsons „Amnion Zyklus“ oder der Rahmenhandlung der SF Fernsehserie Babylon 5. Daran kann man in etwa die Dimensionen ablesen: Hier wird eine große Geschichte erzählt, die nicht immer Rücksicht auf den Leser nimmt und diesen vielleicht sogar manchmal verliert. Aber nach Abschluss des Buches klingen immer wieder Erinnerungen an Szenen aus dem Buch auf wie Seiten eines Instruments. Da verzeiht man dem Autor auch mal, dass man nur schwer dem roten Faden folgen konnte.
Insgesamt ist „Das Licht von Duino“ ein sehr gelungener Roman, der den Leser in ein faszinierendes und reich ausgestaltetes Universum entführt, von dem man vielleicht in Zukunft noch mehr lesen darf.
8 von 10 Punkten.