Titel: Die Schatten des Mars Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Schon als Kind träumt Martin Lundgren vom fernen Mars, als er mit Freunden eine Rakete baut, die natürlich nie die Erde verlässt, aber für Aufsehen sorgt. Später jedoch gelingt es ihm, bei der ersten Marsmission dabei zu sein. Doch diese geht schief, und die Erde verliert den Kontakt zum Raumschiff. Als Jahre später eine zweite Mission den Mars erreicht, findet man nur einen Überlebenden: Martin. In den folgenden Jahren strömen viele Menschen zum Mars und beginnen mit der Kolonisierung. Nur mühsam setzen sich die Menschen auf dem Planeten fest, und nur durch großes technisches Wissen und Support von der Erde kann die Kolonie aufrechterhalten werden. Doch dann reißt der Kontakt zur Erde ab und die Raumschiffe bleiben aus. Der Konflikt der Religionen auf der Erde ist nun endgültig eskaliert und die Erde im Chaos des Dritten Weltkriegs versunken.
Die Ähnlichkeit zu Ray Bradburys Mars Chroniken ist nicht zufällig, sondern durchaus gewollt, wie Autor Frank. W. Haubold im Nachwort angibt. Dieses Buch ist seit jeher eines seiner Lieblingswerke der Science Fiction gewesen, und er versteht diesen Episodenroman durchaus als Hommage an den Altmeister und sein berühmtes Buch. Doch die Geschichte ist keineswegs ein Aufguss der alten Erzählungen. Vielmehr nutzt der Autor das Setting, um neue Geschichten zu erzählen, die alle eine gewisse melancholische Schwere aufweisen, aber wunderbar zu lesen sind. Dieser besondere Stil lässt diesen Roman deutlich aus dem normalen Angebot der deutschen SF herausragen.
Die Geschichte, die anhand von vielen Erzählungen dem Leser dargeboten wird, ist in sich erstaunlich geschlossen. Wie Puzzleteile ergeben die teilweise sehr unterschiedlichen Geschichten ein Gesamtbild, das erst zum Ende hin Sinn zu ergeben beginnt. Neben dem Astronauten Martin Lundgren, der die zentrale Figur des Romans ist, tauchen noch andere Personen auf, wie die russische Primaballerina Lena, die durch einen Anschlag ihre beiden Beine verlor, oder der Forscher Julius Fromberg, der verzweifelt versucht seine verstorbene Geliebte durch einen Androiden zu ersetzen. Beide Figuren werden Kennern der Szene bekannt sein, denn die Geschichten wurden letztes Jahr in verschiedenen Anthologien bereits veröffentlicht. Doch auch im weiteren Verlauf des Romans spielen diese beiden Personen noch eine wichtige Rolle.
Alle Erzählungen sind aus der Feder von Frank W. Haubold, bis auf die Geschichte Adrienne von Lektorin Heidrun Jänchen, die mit ihren Kurzgeschichten jüngst einige Nominierungen für diverse Science-Fiction-Literaturpreise erringen konnte. Trotz der Tatsache, dass die Geschichte aus der Feder eines anderen Autors stammt, fügt sich die Erzählung aber wunderbar in den Gesamtroman ein.
Fazit: Die Schatten des Mars ist ein melancholischer Episodenroman, der den Vergleich zu Ray Bradburys Mars-Chroniken nicht zu scheuen braucht und zu den besten Veröffentlichungen des letzten Jahres gehört.
8 von 10 Punkten.