|
Titel: Die Toten, die ich rief Eine Rezension von Christel Scheja |
Darren Shan ist das Pseudonym des englisch-irischen Schriftstellers Darren O’Shaugnessy, der zwar in London geboren wurde, aber später mit seiner Familie nach Limerick/Irland zog. Bekannt geworden ist er vor allem mit seiner zwölfbändigen Reihe um den „Mitternachtszirkus“, deren Held ebenfalls Darren Shan hieß. „Die Geister, die ich rief“ allerdings ein unabhängiger Einzelroman. Ed Sieveking hat sich einen Namen als Horrorschriftsteller gemacht. Niemand weiß jedoch, dass er wirklich Geister sehen kann – die Schatten seiner eigenen Vergangenheit. Denn der Mann, der allen gegenüber als harmloser Sonderling erscheint, war einmal ein Auftragskiller. Bisher hat er nicht wirklich einen Menschen in seine Nähe gelassen, schon gar keine Frau. Allein mit seinem besten Freund Tony teilt er so manches Geheimnis. Eines Tages lernt er auf einer Bootsparty allerdings die schöne, wenn auch geheimnisvolle Delanna kennen, die sich später als Andeanna Menderes entpuppt, die Ehefrau des berüchtigten Gangsterbosses Mikis Menderes, auch „Der Türke“ genannt. Doch es ist bereits zu spät, um sich zurückzuziehen. Zum einen hat er sich unsterblich in sie verliebt und möchte sie nicht mehr missen, zum anderen ist er längst tief in den Intrigen verstrickt, die sie um ihn gesponnen hat. Schon bald muss er sich grausamen Wahrheiten stellen. „Die Toten, die ich rief“ klingt zunächst tatsächlich wie ein paranormaler Thriller. Allerdings relativiert sich das im Verlauf des Buches, denn die Geister sind und bleiben die einzigen übernatürlichen Elemente und überraschend passiv. Doch bis dahin gibt es mehrere überraschende Wendungen, die nicht nur verhindern, dass der Leser das Ende vorhersehen kann, es steht am Ende auch vieles in einem ganz anderen Licht da, als am Anfang. Die schlussendlichen Endwicklungen sind sehr interessant, wirken aber auch ein wenig weit hergeholt. Man merkt, dass Darren Shan sein Handwerk gelernt hat. Er baut die Geschichte spannend, sorgt mit actionreichen Zwischenspielen für noch mehr Drama und lässt den Leser nicht wirklich zu Atem kommen. Dafür kommen die Figuren eher zu kurz. Der Protagonist und seine Umgebung entwickeln sich nicht wirklich weiter, die Bösewichte sind archetypische Klischeekiller mit dem Hang Psychopathen zu sein. Alles in allem stimmt aber die Atmosphäre – man fühlt sich wieder einmal in die Zeit der Pulp Fiction zurückversetzt, in der Action und Unterhaltung an erster Stelle standen und die Figuren einer Geschichte nur das Mittel zum Zweck. Wer jedenfalls nicht mehr als Entspannung sucht und nicht all zu zart besaitet ist, kann seinen Spaß haben. Alles in allem ist „Die Toten, die ich rief“ ein unterhaltsamer und spannender Thriller, in dem die übersinnlichen Elemente zwar eher eine geringere Rolle spielen, dafür aber Action und Spannung nie nachlassen.