![]() | Titel: Jin-Roh - Die Wolfsbrigade |
Jin-Roh nimmt sich dem beliebten Alternativwelt-Thema an , welches unter anderem sehr in der Science Fiction-Literatur beliebt ist (zum Beispiel Philip K. Dicks Das Orakel vom Berge), aber auch schon des Öfteren ein Filmthema war (Vaterland oder die Serie Sliders). Hier spielt die Geschichte, zehn Jahre nach der Kapitulation im zweiten Weltkrieg nach dem Abwurf der Atombombe. Aber anders als in der realen Welt war hier der Sieger nicht Amerika, sondern das Deutsche Reich. Mit deren Besetzung bildete sich ein totalitärer Polizeistaat und es kommt des Öfteren zu Ausschreitungen, angeheizt von einer Rebellengruppe, die sich "Die Sekte" nennt und sich mit terroristischen Anschlägen von sich Reden macht. Um diese "Sekte" auszulöschen wurde die "Hauptstadtpolizei" gegründet, eine voll gepanzerte Sondereinheit, die im Verborgenen operiert. Als Fuse, ein Mitglied der Polizei, ohne einzugreifen zusehen musste, wie sich ein minderjähriges Mädchen selbst in die Luft sprengte, bevor sie verhaftet wurde, wird er zur Strafe von seinen Job suspendiert und muss die Ausbildung wiederholen. Er verschließt sich aber immer mehr seinen Kollegen gegenüber und versucht der Geschichte nachzugehen. Dabei wird er immer tiefer in Intrigen verstrickt.
Das Anime besticht durch seinen Realismus in den Zeichnungen und im Detailreichtum der Bilder. So erkennt man ganz deutlich an Kleinigkeiten, den Einfluss der deutschen Besatzer anhand der Waffen oder Fahrzeuge. Die Charaktere selbst wirken aber relativ flach und zeigen kaum räumliche Schattierungen, was aber den Gesamteindruck jetzt auch nicht weiter stört. Die Animationen sind sehr weich und natürlich, passen sich gut in die wunderbar gemalten Hintergründe ein.
Die Geschichte um Jin-Roh basiert auf ein Manga von Mamoru Oshii, der unter anderem für seine Arbeit an den Animes Ghost in the Shell und Patlabor bekannt ist und auch dort Regie führte. Nicht nur im Animebereich war er tätig. Er führte auch Regie in dem relativ erfolgreichen realen Science Fiction-Film Avalon, welcher den Zuschauer in die virtuelle Welt eines Videospiels führte. Bei Jin Roh allerdings ist er nur für das Drehbuch verantwortlich, die Regie hat Hiroyuki Okiura, der als Zeichner schon an den Filmen Katushiro Otomo (Akira, Roujin-Z), sowie auch an Oshiis Ghost in the Shell mitgearbeitet hat.
Auch wenn es Titelbild und Inhaltsbeschreibung andeuten, so sind die Actionsequenzen in dem Anime recht spärlich. Im Gegenteil, Jin-Roh ist eigentlich mehr ein ruhiger Film, welcher mehr Wert legt auf den Ausbau der Charaktere und den Intrigen untereinander. Wie man im Verlauf der Geschichte merkt, so zeigt es sich das es eigentlich eine moderne Fassung der Geschichte "Das Rotkäppchen" ist, welches auch im Hintergrund des Film komplett zitiert wird (allerdings die Urfassung des Märchens, die doch ein wenig heftiger ist!). Es soll den Zwiespalt des Tieres im Menschen symbolisieren, welcher in dem Film durch das Auftauchen von Wölfen charakterisiert werden ("Jin-Roh" zu deutsch "Wolfsmänner").
Nur wird dies leider nicht konsequent eingehalten: Im einem Moment wird die Hauptfigur Fuse sehr mitgenommen von den Tod der minderjährigen Terroristin gezeigt, dass er Probleme hat seinen Beruf auszuüben und in Übungssituation auf jemanden zu schießen, und in einem anderen Moment wird er zur emotionslose Killermaschine. Damit wird der aufgebaute Plot sehr schnell demontiert und der Zuschauer fühlt sich dann doch etwas hintergangen von der Geschichte. Beeindruckend ist aber doch die beklemmende Atmosphäre der Handlung, wie auch einige überraschende Wendungen darin.
Unterstützt wird dies noch von dem sehr passenden Soundtrack der beiden Komponisten Hajime Mizoguchi und Yoko Kanno (Visions of Escaflowne), welche die Stimmung der Szenen mit ihrer Musik sehr verstärken.
Die deutsche Synchronisation ist gut, entspricht aber nicht ganz der Originalfassung, denn es gibt dort einige Abweichungen. So wurden in einigen Szenen Geräusche hinzugefügt und in anderen Szenen welche weggelassen. Auch wurden einige Rollen von den Synchronsprechern merklich doppelt besetzt.
Wie von anderen Animes bekannt, sind die Farben beim Bild hier weniger aufdringlich als in anderen Zeichentrickproduktionen, es herrschen mehr die Pastelltöne vor. Störend wirken leider milchige Schleier des Bildes, welches gerade in dunklen Szenen auftritt. Dabei wirkt das Bild sehr unscharf, was durch ein leicht auftretendes Bildrauschen noch verstärkt wirkt. Verunreinigungen sind keine zu erkennen und das Bild wirkt recht sauber und kontrastreich, was auf einen guten Master zurückzuführen ist. Schnelle Schwenks lassen auch keine Nachzieheffekte erkennen und die Konturen sind klar getrennt. Allerdings erkennt man des Öfteren doch einige Kompressionsartefakte, die aber nicht allzu störend auffallen.
Das Bild liegt anamorphen 16:9-Format vor, wird allerdings wie auch bei Prinzessin Mononoke und Chihiros Reise ins Zauberland von einem schwarzen Kasten umschlossen, was gerade beim Betrachten auf dem PC-DVD-Player auffällt. Auf dem Fernsehbildschirm fällt es nur am oberen und unteren Bildschirmrand auf, dort ist ein etwa 1 cm starker schwarzer Balken zu erkennen.
Die japanische 5.1-Tonspur kann sehr überzeugen, die Stimmen des sehr dialoglastigen Filmes wirken sehr natürlich und klar verständlich. Alle Lautsprecher werden von den Film zugespielt, wobei der Bass sehr dezent eingesetzt wird und eigentlich nur in Actionsequenzen zu bemerken ist. Gerade in den Kanalszenen ist eine sehr gute Räumlichkeit des Tones zu erkennen und die hinteren Effektboxen werden passend eingesetzt. Die Dynamik ist gut und ein Rauschen ist überhaupt nicht zu bemerken.
Die deutsche Synchronisation ist auf der DVD im Dolby Digital 5.1 und DTS vorhanden. Hier wirkt der Ton aber auch um einiges flacher als im Original , es spielt sich mehr im Centerbereich ab, während die vorderen Stereoboxen deutlich weniger eingesetzt werden. Dafür ist der Bass um einiges kräftiger und auch die Surroundboxen werden häufiger eingesetzt. Wie im Original ist aber auch hier kein störendes Rauschen zu erkennen. Einen größeren klanglichen Unterschied zwischen DTS und DD 5.1 war jetzt nicht zu bemerken, die beiden deutschen Tonspuren sind daher ziemlich gleichwertig.
Als Extras zum Film sind auf der DVD nur eine Bildergalerie und ein Trailer zum Film vorhanden, wobei der Menüeintrag etwas irreführend ist, da in Klammern deutsch dahinter steht. So geht man normalerweise davon aus, das es ein deutsch synchronisierter Trailer ist, allerdings sind hier wohl mehr die deutschen Untertitel gemeint. Die Bildergalerie zeigt neben alternative Cover hauptsächlich Szenen aus dem Film die selbst ablaufend sind und eine Gesamtlänge von 2:30 min besitzt. Ansonsten gibt es eine zusammengeschnittene Trailershow, 4 Trailer zu anderen DVDs aus dem Hause OVA, einen Werbetrailer zur Zeitschrift ANIMANIA und ein paar Infotafeln zum Distributor und Credits. Es soll aber auch noch eine Deluxe-Edition geben, die noch weiteres Zusatzmaterial enthält, darunter zum Beispiel ein Making of... zum Film.
Die deutschen Untertitel kann man nicht über das Menü einschalten, sie werden bei der japanischen Tonspur automatisch aktiviert, aber man kann sie jederzeit per Fernbedienung ein- und abschalten, da gibt es keine Beschränkungen. Das Menü ist relativ einfach gehalten und man kann dort zwischen Filmstart, den Tonspuren, den Extras, bzw. Programminfos und der Kapitelwahl wählen.
Mein Fazit:
Jin-Roh ist ein düsterer und beklemmender Animationsfilm, welcher in einer alternativen Welt des Nachkriegsjapan spielt, die sich so langsam von der deutschen Besatzungsmacht löst und dabei den Weg eines totalitären Polizeistaats geht, was auf Widerstand der Bevölkerung trifft. In sehr realistischen Bildern und natürlichen Animationen wird über ein Mitglied der gepanzerten Sondereinheit der "Hauptstadtpolizei" erzählt, welcher in die Intrigen der führenden Parteien gerät. Jin-Roh ist aber kein Film, der nur auf Actionsequenzen basiert, wie es auf den ersten Blick scheint. Im Gegenteil, hier dominieren vorrangig die ruhigen, philosophischen Szenen. Es gibt einige überraschende Wendungen in der spannend erzählten Geschichte, die von Mamoru Oshii geschrieben wurde, der unter andere, auch die Regie zu Ghost in the Shell führte. Leider gibt es einige Mängel im Bild, bei der deutschen Tonspur, wie auch an den knappen Extras. Aber Animefans, wie auch Fans von Alternativweltgeschichten sollten zumindest mal ein Blick auf die doch von der Story her ungewöhnliche Produktion werfen.