Titel: Das Land jenseits der Zeit Eine Rezension von Christel Scheja |
Aileen P. Roberts gehört mittlerweile zu den Stammautorinnen des Goldmann-Verlages. Ihre Fantasy-Romane sprechen vor allem jüngere weiblichere Leser an, die sich gerne von der Liebe zwischen den Welten einfangen lassen. Denn gerade in den letzten Zyklen sind es meistens junge Frauen und Männer aus unserer Welt, die sich von dem Zauber magischer Welten einfangen lassen, die durch historische Orte mit der Realität verbunden sind. Das ist auch in „Das Land jenseits der Zeit“ nicht anders, dem ersten Band von „Elvancor“.
Lena fühlt sich ungerecht behandelt. Obwohl sie zusammen mit ihrem jetzt ehemaligen Freund Kevin das Auto des Vaters zu Schrott gefahren hat, muss sie scheinbar ganz alleine für die Tat büßen. Ihre Urlaubsreise nach Frankreich, die sie eigentlich mit Freundinnen nach dem Abitur genießen wollte, ist gestrichen, das Geld einkassiert. Zudem muss sie auch noch Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Sie ist wütend und verletzt, zumal auch die Leiterin der Einrichtung sie auf dem Kieker hat. Aber einige Senioren versöhnen sie wieder mit der Welt – da ist einmal die pfiffige Frau Meister und zum anderen die alte Frau Amelia Winter, die mit ihren über neunzig Jahren eigentlich noch klar im Kopf ist, aber immer wieder von einer magischen Begegnung, einem fernen Land und einem ganz besonderen Schatz erzählt. Auch wenn Lena das einfach nicht glauben kann, so ist sie doch von den Geschichten fasziniert und lässt sich von der alten Dame, die auch noch leidenschaftlich malt, in den Bann ziehen. Zudem kommt sie in Kontakt mit Ragnar dem Enkel von Amelia, der ähnlich wie sie zu fühlen scheint – was aber auch an seiner Begeisterung für die Fantasy liegen mag. Nach dem überraschenden Tod von Frau Winter überstürzen sich allerdings die Ereignisse, denn nicht nur Georg, der älteste Sohn der alten Frau will den Besitz ganz an sich reißen, es geschehen auch geheimnisvolle Dinge. So macht sich das junge Mädchen zusammen mit Ragnar, für den sie immer mehr zu empfinden beginnt, auf eine gefährliche aber auch magische Schatzsuche...
Aileen P. Roberts weiß auch einem vertrauten Thema noch neue Seiten abzugewinnen. So liest sich die Geschichte auf weiten Strecken erst einmal wie ein New Adult Roman, in dem die Probleme junger Heranwachsender mit einem magischen Geheimnis und einer romantischen Liebe vermischt werden. Man lernt Lena und ihr Umfeld sehr gut kennen. Vor allem die Großmutter wird zu einer wertvollen Verbündeten, hat sie doch wesentlich mehr Verständnis für ihre Enkelin als die Eltern, die ganz und gar mit den Füßen in der Realität stehen. Auch die Freundschaft und die Gefühle zu Ragnar entwickeln sich langsam, genauso wie die Beziehung zu der Großmutter, die Lena langsam aber sicher die Wut auf alles nimmt. Langweilig ist die Geschichte trotzdem nicht, denn es gibt immer wieder kleine Spannungsmomente, die einen neugierig auf die nächsten Seiten machen. Geheimnisse, die noch nicht gelöst werden und Andeutungen, die nur zum Teil beantwortet werden. Natürlich nutzt die Autorin auch vertraute Handlungsmuster – wie immer gibt es den menschlichen Gegenspieler, der Ragnar und ihr das Leben schwer macht, ohne zu wissen, warum eigentlich – natürlich mischen sich im Verlauf des Buches auch immer mehr übersinnliche Momente in die Geschichte. Geister erwachen an historischen Orten, eine nicht fassbare Bedrohung macht sich breit ... auch kommt noch eine unangenehme Überraschung hinzu. Letztendlich endet das Buch an der spannendsten Stelle und damit leider auch offen, so dass man bei Interesse gezwungen ist, auf die Fortsetzung zu warten. Der Genre-Fan wird vermutlich enttäuscht sein, da die Geschichte wenige fantasytypische Elemente hat, dafür wird sich die Zielgruppe um so wohler fühlen, dann sie sich doch problemlos in der Heldin wiederfinden und ihre Sicht auf die Welt sehr gut verstehen. Alles in allem erweist sich „Das Land jenseits der Zeit“ als solider Fantasy-Roman, der ein klassisches Thema wenigstens ein bisschen variiert und vor allem die romantisch-abenteuerlichen Interessen junger Leserinnen ansprechen dürfte, denen es in erster Linie um die Beziehungen und das Wohlbefinden ihrer Heldin geht. Mehr als das sollte man aber nicht erwarten.