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Titel: Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Es steht alles auf dem Spiel, denn auf dem Höhepunkt der Klonkriege tobt ein Kampf um das Herz der Republik. Im Orbit Coruscants treffen in einem genialen militärischen Schachzug die Flotten der Republik und der Separatisten aufeinander. Doch der oberste Kanzler wurde entführt, er befindet sich nun als Geisel auf dem Flaggschiff General Grievous. Die Jedi entsenden deshalb Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker, um den Kanzler aus der Gewalt der Separatisten zu befreien. Als sie es schaffen das Schiff zu entern und zum Kanzler vorzustoßen, werden sie jedoch bereits von Count Dooku höchstpersönlich erwartet...
Episode 3 ist bewusst ein Annäherungsversuch an die klassische Trilogie. Der Film beginnt schon ähnlich wie Episode 4 mit einer Raumschlacht, hier jedoch der größten der gesamten Saga, statt bloß einem aussichtslosen Schusswechsel zwischen Konsularschiff und Sternenzerstörer. Und schon wenig später finden sich Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi in einem Raum, der dem Thronraum des zweiten Todessterns zum Verwechseln ähnlich sieht. Obi-Wan wird ausgeschaltet und Anakin duelliert sich zum zweiten Mal mit jenem Sith-Lord, der ihm einst einen Arm abgeschlagen hat. All das geschieht in Gegenwart des Mannes, der die Galaxis lenkt und insgeheim die draußen tobende Raumschlacht in die Wege geleitet hat. Er hat den Ausgang längst bestimmt, doch es ist der junge Skywalker, dessen Entscheidung die eine oder andere Option finalisiert.
Im Gegensatz zu Episode VI, wo die große Entscheidungsschlacht erst am Schluss geführt wird, ist in Episode III bereits am Anfang das Meiste entschieden und dieser Aspekt dominiert im Grunde die gesamte Handlung. Die Paralellen sind gewollt und doch ist der Film anders, er beginnt mit einem Finale und ist ein solches. Die Klonkriege gehen zu Ende und gleichzeitig beginnen Jedi-Verfolgung, die Herrschaft des Imperiums und Rebellion. Anakin legt die Maske Darth Vaders an, Darth Sidious legt die des Kanzler Palpatines ab. Die Rache der Sith ist der dramatischste Star Wars-Film, da in jeder Beziehung ein drastischer Umbruch erfolgt.
Dazu kommen die wohl spektakulärsten beiden Lichtschwertduelle der Saga, in welchen Yoda auf Darth Sidious und Obi-Wan auf den zu Darth Vader gewordenen Anakin treffen. Während das Duell Yoda/Sidious besonders von exzessiven Gebrauch der Macht geprägt ist und größtenteils aus Computeranimationen besteht, kämpfen Obi-Wan und Anakin vor allem mit ihren Lichtschwertern gegeneinander, wobei sie ihre vollen körperlichen Fähigkeiten einsetzen. Nach dem Theed-Reaktor und Count Dookus geheimen Hangar hätte man kaum noch an eine Steigerungsmöglichkeit geglaubt und der letzte Teil der Prequel-Trilogie übertrifft sie alle, Lichtschwerter finden mehr Gebrauch als jemals zuvor und das erst recht in Duellen gegen andere Lichtschwertbenutzer. George Lucas versucht sich in jeder Hinsicht selbst zu übertreffen, indem General Grievous gleich mit vier solchen auf Obi-Wan Kenobi losgehen lässt und Anakin bereits eröffnend mit einem Schlag Count Dooku beide Hände abtrennt, um ihn mit zwei Lichtschwertern zu köpfen. Aus freudscher Sicht könnte man die Rache der Sith fast als pubertären feuchten Traum und mit Phalussymbolen überfüllt bezeichnen.
Dabei gelingt die Umsetzung dieser Sequenzen deutlich ausgewogener als noch in Episode 2, wo man vielen Szenen die Special Effects zu sehr ansehen konnte, fast wie in einem 2002er-Gegenstück mancher Science Fiction-Abenteuer der 70er, wo sich problemlos Schnüre und dergleichen erkennen ließen. Episode 3 rundet dieses Bild endlich ab und schlägt zugleich durch Desing und Kulisse eine Brücke zur klassischen Trilogie. Manches von dem was eigentlich für Rückkehr der Jedi-Ritter geplant gewesen wäre, aber nicht verwirklicht werden konnte, findet nun in der Rache der Sith Anwendung. Markantes Beispiel dafür ist die Schlacht um Kashyyyk, welche in frühen Drehbuchversionen von Episode VI vorgekommen wäre, also Wookies statt Ewoks. Oder aber auch Yodas Duell auf Coruscant, welches zwar im Senat stattfindet, für Episode VI aber einmal im ehemaligen Jedi-Tempel geplant gewesen wäre oder dem "Kern des Planeten", welcher in Mustafar verwirklicht sein dürfte.
So gesehen ist an der Rache der Sith nichts wirklich neu und der Kanon gibt vor, wie der Film zu verlaufen und zu enden hat, was ihn überraschenderweise zu einer Art Füllmasse werden lässt, häretische Worte für einen Star Wars-Fan, der den spektakulären Abschluss der Prequel-Trilogie als höchsten Gipfel im Vorgebirge der klassischen Trilogie bezeichnen würde. Das ändert nichts daran, dass Episode 3 in Sachen Action und Dramatik bisheriges in den Schatten stellt und der eine oder andere emotional geprägte, am Ende sogar feuchte Augen bekommen kann, wenn Obi-Wan sich mit seinen einzigartigen Worten der Enttäuschung vom geschlagenen und von Wut zerfressenen Anakin abwendet, dessen Körper schon bald ein Opfer der Flammen wird.
Die Rache der Sith verrät, wie Anakin zu Darth Vader wurde, warum er diese Maske anlegte, wie Kanzler Palpatine zum enstellten Imperator wurde, die Republik unterging und wo sich die ersten Anzeichen einer Rebellion regten. Besonders in Hinsicht auf die Rebellion muss man sagen, dass dem Film die wichtigsten Elemente fehlen, diese wurden geschnitten und finden sich in der 2 Disc-Version bei den entfallenen Szenen. Dort würde man sehen wie sich unter Führung Bail Organas, Mon Mothmas und Padme Amidalas eine erste demokratische Bewegung formiert, die den Kanzler ersuchen will, seine Sondervollmachten abzugeben, was dieser unter Verweis auf die fortdauernde Krise jedoch nicht tut.
Doch aller Dramatik, Action und Epik zum Trotz, Episode 3 besitzt wie die meisten Filme logische Fehler und Schwächen, die Fans oft stundenlang beschäftigen können. Man sieht, wie Machtblitze Palpatines Gesicht zerstören, aber warum? Ob der Kanzler Mace Windu unterliegt oder nicht, ist eines der Mysterien des Films, ebenso wie seine daraus resultierende Enstellung mit Reptillienaugen und tiefen Furchen. Das musste nicht sein und doch ist es passiert, um gewissermaßen das Aussehen des Imperators an Bord des zweiten Todessterns zu erklären. Dazu kommt eine öfter wechselnde Stimmlage des Imperators, was einerseits diesen Bruch von Palpatine/Darth Sidious zum Imperator deutlich machen soll, schlussendlich aber verwirrt und manchen vielleicht suggeriert, hier wären Snychronisationsfehler vorgefallen oder Stellen im Original mit neuem Text hinterlegt worden. An Imperator Palpatine wird eines der großen Probleme der Prequel-Trilogie sichtbar, nämlich zwischen den Ansprüchen hin und hergerissen zu sein. In der klassischen Trilogie ist Palpatine der ultimative Böse, der unter ihrem Gelächter Blitze schleudert, zumindest wird dieses Bild dem Zuseher von Episode 3 vermittelt, der klassiche Palpatine war durch und durch böse, ohne Frage, aber in Episode 3 passiert der große Fehler, anstatt den Wandel vom sanftmütigen Demokraten, der insgeheim skrupelloser und intriganter Machtmensch ist, durch langsame Abstufungen zum Imperator werden zu lassen, wird man ins kalte Wasser geworfen und sofort mit einem irren, entstellten mit Kapuze und gelben Augen konfrontiert. Der Palpatine der sich mit Yoda duelliert, ist die übersteigerte Darstellungsform des Mannes, der Luke Skywalker zu bekehren versuchte. Man ist geschockt, hatte Kanzler Palpatine ein stets mildes Lächelln aufgesetzt, hinter dem nur Eingeweihte das hinterlistige Grinsen Darth Sidious erkennen konnten, ist der Imperator holzschnittartig, irre und böse, so dass man schwer an seinen Fähigkeiten zweifelt die Galaxis in der Form führen zu können, wie er es tut.
Dazu kommen die technischen Fragen, wieso Yoda mit einer Rettungskapsel(?) von Kashyyyk fliegen kann oder Obi-Wan sich problemlos auf Coruscant bewegt, ohne bei Padmes Apartement von Imperialen abgefangen zu werden, die ehemalige Republik sollte doch zu diesem Zeitpunkt weit höhere Sicherheitsmaßnahmen auf ihrer Zentralwelt realisiert haben, die längst an Überwachungsstaat grenzen.
Sicher, der Film hat auch viele positive Details zu bieten und man kann in der eröffnenden Raumschlacht immer wieder neue Easter Eggs entdecken, die Atmosphäre und Soundtrack stimmen. Es ist alles spektakulär, explosiv, düster... und doch, irgendetwas stört, Episode 3 wird zum zentralen Ereignis der Reihe und irgendetwas passt nicht ins Bild. Ewan McGregor wird als Obi-Wan Kenobi zu dem was einst Han Solo war, dem inoffiziellen Star der Prequel-Trilogie und an ihm wird es endlich klar, was denn der Fehler sein könnte. Bei allen Emotionen im Finale fehlt diese doch am Anfang, das Elektrisierende kommt nur unzureichend durch, das Drama tritt nicht klar heraus, stattdessen empfindet man nach all der Action die "ruhigen" Momente auf Coruscant als Erholung, die nur wenig fordert, in der emotionalen Kühle, erfrischt man sich von der Hitze der Schlacht. Die konkrete Folge daraus, in jenen Momenten, wo man erklären konnte, wie Anakin Skywalker zum Jedi-Orden, zum Kanzler, der Republik, seinen Zukunftshoffnungen auf eine Familie mit Padme und dem Wunsch steht aus dem Orden auszutreten, wird all das zwar angesprochen, aber die Chance nicht genutzt, überdeutlich zu zeigen wo Anakin in diesem Moment steht.
"I am not the Jedi I should be. I want more!" - Anakins Wandel
In Episode 1 ist Anakin ein abenteuerlustiger Sklavenjunge, dessen unglaubliches Machtpotential schlussendlich der auf Tatooine gestrandeten Königin von Naboo und ihren Begleitern die Flucht ermöglicht. Als Belohnung wird Anakin in die Freiheit entlassen und hofft durch Jedi-Meister Qui-Gon Jinn selbst eines Tages zum Jedi-Ritter zu werden. Seine Midichlorianerwerte übersteigen alles bekannte, im Jedi-Tempel spekuliert man sogar, der junge Skywalker könnte der prophezeite Auserwählte sein, der die Macht wieder ins Gleichgewicht bringt, doch der hohe Rat ist skeptisch und beschließt Anakin nicht sofort zum Jedi-Schüler zu ernennen. Zu alt und zu ängstlich soll er sein, um zum Jedi zu werden. Doch Qui-Gons Tod und Obi-Wans Versprechen gegenüber seinem Meister machen es doch möglich. Die Beziehung zum "Musterschüler" Obi-Wan Kenobi bleibt allerdings angespannt und immer ein wenig distanziert. Anakin empfindet ihn zeitweise mehr als großen Bruder, der ihn bevormundet, denn als Vaterfigur. Der skeptische Jedi-Rat erkennt zwar Anakins Fähigkeiten an, die es ihm erlauben seinen Meister und selbst Yoda zu überflügeln, doch der Junge ist unkonzentriert, leicht zu verärgern und in seinem Ehrgeiz auch etwas arrogant. Er widersetzt sich gegen Regeln, schätzt die Meister zeitweise gering, doch anderenseits verzehrt er sich nach ihrem Lob, ihrer Anerkennung und der Bestätigung er sei der Auserwählte, aber als vermeintlich schwarzes Schaf der Jedi-Familie bekommt fühlt er sich misverstanden und traut sich nicht, seine Probleme zuzugeben. Der Junge der seine Mutter kennt und liebt, kann die Jedi nur schwer als Familienersatz akzeptieren.
Im Erweiterten Universum finden sich klarerweise mehr Details zu Anakin Skywalker, dessen ausgeprägter dunklen Seite und dem problematischen Verhältnis zu den Jedi, dem Kanzler und Padme. Als Sklave ist Tatooine erst mit ungefähr 10 Jahren in die Republik gekommen, genau in dem Moment als Senator Palpatine durch die Nabookrise in das höchste Amt gewählt wurde. Der Kanzler ist für Anakin Mentor, Vorbild und netter Onkel zugleich, er nahm ihn bei Seite um ihm die Politik zu erklären, er führt die Republik durch Krisenzeiten, er gilt als moralisch unbestechlich und zugleich erkennt er Anakins Talent, das er lobt und fördert, ja er erklärt Anakin sogar, dass es menschlich ist, was er tut, dass seine Fehler und sein Hader mit dem Jedi Kodex kein Problem sind. Schlussendlich ist er der Mensch dem er mehr vertraut und von dem er mehr abhängig ist als Obi-Wan, Padme oder irgendeinem anderne Jedi. Palpatine weiß als einzige vom Massaker an einem ganzen Tusken Dorf, den Kriegern, wie den Zivilisten, darunter auch Frauen, Kinder und Alte. Der Kanzler versteht die Bedeutung, er versteht Anakins Zuneigung zu Padme und lässt sie vielleicht sogar bespitzeln, er hat und nutzt dieses Wissen, jedoch nicht als Druckmittel. Für Anakin ist der künftige Imperator die Idealbesetzung als Staatsoberhaupt, sogar mehr als seine liberale Frau, die es ablehnte als Königin länger als gesetzlich im Amt zu bleiben. Mit ihr teilt Anakin viele Geheimnisse, doch anders als Palpatine versteht sie deren Bedeutung nicht und manipuliert ihn durch ihr Wissen um dieses nicht. Schlussendlich ist Padme zwar in Anakin verliebt, doch aufgrund dieses guten Teils der in ihm lebt, aber nicht seiner Macht, der sie eher gleichgültig gegenüber steht.
Mit ihr wird Anakin wieder eine Familie haben, seine Bindung erlaubt es ihm erneut, den Jedi Kodex zu brechen und etwas für ihn wertvolleres zum Ziel seines Handelns zu bestimmen. Doch Anakin hat Ambitionen, er spekuliert zwar nach dem Krieg aus dem Orden auszutreten und sich ganz seiner Familie zu widmen, zunächst will er aber noch erreichen, was Obi-Wan alles vor ihm erreicht hatte, ohne der Auserwählte zu sein. Anakin will als Jedi-Meister in den Jedi-Rat einziehen und sogar Meister Yoda übertreffen, als selbst ernannter Außenseiter will er in das Zentrum jeder Aufmerksamkeit des Ordens rücken. Doch als der Jedi-Rat dem Kanzler zu misstrauen beginnt, gerät Anakin in Miskredit, er steht ihm zu nahe um objektiv zu bleiben und ist längst seine Marionette, ja sogar Darth Tyranus designierter Nachfolger, als er Count Dooku exekutiert.
Dabei sollte man wissen, das Count Dooku, wenngleich für Star Wars typisch holzschnittartig zum Schurken erklärt, ein Idealist war, der die Korruption der Republik und des Jedi-Ordens erkannt hat. Als eine Jedi-Gruppe unter seiner Führung auf Galidraan die Mandalorianer auslöschte, geschah das auf Wunsch eines korrupten Gouverneurs, der selbst von Konkurrenten der Mandalorianer bestochen worden war. (Nachzulesen in "Jango Fett: Open Seasons" und "The Clone Wars 1" von Karen Traviss) Für Dooku war das allerdings nur einer von vielen Beweisen für die Dinge die in der Republik falsch laufen, er war konsequent, verlies den Orden und nahm sein Erbe als vermögender Adeliger an. Doch zur Zeit der Blockade Naboos begann er auch immer mehr politisch aktiv zu werden und wollte damit etwas erreichen, notfalls sogar indem er ein Bündnis mit Darth Sidious in Kauf nahm, auch er glaubte den Sith-Lord stürzen zu können, sollte er sein ideal erreicht haben. Anakin will die Macht Padme zu retten, dazu muss Sidious leben, er redet sich sogar ein, dass er durch Sidious die Galaxis einen kann und somit im Sinne Padmes handeln kann, Frieden und Freiheit zu garantieren, wobei er als Auserwählter doch locker in der Lage sein sollte ihn irgendwann zu töten. Es kommt anders.
Mace Windu musste er nicht töten, er hinderte ihn nur daran den Sith-Lord zu töten, um seinen Freund und Hoffnungsträger zu retten, über die Motive war er sich wohl selbst nicht klar, er war verzweifelt zwischen Verrat an dem Mann der ihm soviel gegeben hat und seine Frau retten, dessen Tod die Galaxis in Anarchie versinken lassen und Sklaverei (hier scheint das Trauma seiner Kindheit nachzuwirken) auch in der dann zerstörten Republik zum Alltag könnte. Mit dem Mord an den Tusken, seinem Geständnis und der Exekution Dookus hat sich Anakin dem Kanzler ausgeliefert, dieser trifft mit Windus Ermordung nur eine weitere Entscheidung für Anakin, der sich daraufhin endgültig unterwirft, verblendet, radikal und einer Logik folgend die den größten Fanatikern der Menschheit gemein ist. Inwieweit Palpatine Macht über Anakins Geist hatte, bleibt Spekulationen überlassen, aber an einer Stelle wo sich Enttäuschung, Hass, Hoffnung und das Gefühl des Verrats vermischen, kann man leicht etwas tun oder sagen, das man eigentlich nicht so meint. Umgehend erließ Palpatine allerdings Order 66, er zwang Skywalker gleich weiterzumachen, putschte ihn vielleicht mit einigen Enthüllungen noch zusätzlich auf. Was folgte war der Marsch auf den Tempel, im Glauben das richtige zu tun, für Padme, für die Zukunft, der Orden hatte ihn verraten, versucht zu missbrauchen und nun gab er den Jedi die Schuld an allem, ihr Kodex, ihre Ideologie wurden zum Objekt des Hasses für den frischgebackenen Darth Vader. Die Jedi die sich dem Imperium nicht unterwerfen wollten, die nicht bereitwillig in die Dunkelheit übertraten sollten alle sterben, so auch Jünglinge, sollten sie die Waffen nicht strecken. Der Tempel war für Anakin nie Heim, der Orden keine Familie, die Entfremdung wurde durch Verrat zu Hass, getrieben von der Enttäuschung und einem tiefsitzenden Schmerz schritt Anakin dort zur finalen Tat, wo sein Weg als Jedi einst begonnen hat, im Saal des Jedi-Rats und er ermordete jene die waren, was er nie wirklich sein durfte, nahm ihnen diese Zukunft, die ihm immer wieder verdorben worden war. Er handelte aus Hass und Verzweiflung, Palpatine hatte ihm ja versprochen, seinen Schüler die Kunst zu lehren, sterben zu verhindern, er musste nur morden, opfern, einen Schmerz umarmen, um daraus Stärke zu gewinnen, für ein höheres Ziel und zugleich für sich selbst, um Padme zu retten und sich selbst durch diese Tat zu bestätigen. Man kann es auch so auslegen, dass Vader durchaus aufgrund diverser Traumata zum Psychopath geworden war, der in jedem Jedi jemanden sah, der ihm Padme nehmen wollte, ähnlich einem Lebensgefährten der etwa einen Unbekannten niedersticht, weil dieser sie vermeintlich schief angesehen hat. Der Interpretationspsielraum ist groß, wobei die Annahme Vader wäre ideologisch verblendet gewesen, auch seine Handlungen in späteren Jahren gut erklären kann.
Indem Obi-Wan ihm auf Mustafar ein letztes Mal gegenübertritt, sieht sich Anakin mit der Verkörperung all seiner Enttäuschungen und des Verrats konfrontiert. Kenobi ist der Jedi-Rat, der ihn nie anerkannte, der ihn rügte, nicht zu würdigen wies und fast das Leben seiner Frau aufs Spiel gesetzt hätte. Dazu kommt die Rivalenrolle, welche Anakin ihm immer wieder zuschrieb, der Mann der mit ihm konkurriert und dem er sich unterordnen soll, der Vorgesetzte mit weniger Talent. Schlussendlich ein Sith ist sich Anakin seiner Sache völlig sicher. "Only a Sith deals in absolutes!" - entweder man ist für ihn oder gegen ihn. Dabei schiebt er Obi-Wan später den Mord an Padme unter, er war schuld, seine Gegenwart hat ihn dazu veranlasst und damit nicht genug, er war doch immer schon neidisch auf seine Begabung... der Kreis schließt sich, als Darth Vader lässt Anakin seinen Gefühlen freien Lauf, macht sich durch Aggression Luft.
"Du klingst wie eine Separatistin" - der Untergang der Republik
Die Rache der Sith ist ein hoch politischer Film, wenngleich alle Fragen über Optionen und alternatives Handeln obsolet sind, da Palpatines Verschwörung die mögliche Richtung ganz klar vorgibt. Im Endeffekt droht der Mann, der die Klonkriege durch eine schlicht Anweisung an die Separatistenführer beendet, die ganze Zeit über mit einer Bombe, entweder er bleibt Kanzler oder die Republik geht unter, desintegriert sich selbst und öffnet der Anarchie Tür und Tor, woraufhin opportunistische und skrupellose Gangster wie die Hutts das Machtvakuum ausfüllen werden. Seit Beginn der Klonkriege regiert Palpatine mit Sondervollmachten über seine Amtszeit hinaus und gilt trotz gewisser Zweifel als Personifizierung der Demokratie. Der Senat hat mit Machtverlust zu kämpfen, ist in seiner Handlung stark eingeschränkt und erinnert mich an den österreichischen Reichsrat im Ersten Weltkrieg. Dieser wurde über fast 3 Jahre nicht einberufen, frei gewordene Mandate (durch Tod und dergleichen) wurden nicht nachbesetzt, das allgemeine, gleiche und freie Wahlrecht, auch für Frauen, konnte nicht umgesetzt werden, man regierte durch Notstandsverordnungen fast absolut weiter, was den Sohn des berühmten Sozialdemokraten Victor Adler, Friedrich Adler, zu einer unglaublichen Tat verleitete, er erschoss Ministerpräsident Graf Karl Stürgkh, als Symbol des Widerstands, ohne unmittelbar jedoch etwas verändern zu können.
Star Wars basiert stark auf Archetypen, die Lage im Senat der Galaktischen Republik ist ganz ähnlich. Die Macht der Regierung ist unglaublich stark, die einzige Garantie auf eine Rückkehr zur Demokratie scheint der Jedi-Orden zu sein, der zugleich mit seinen Angehörigen einen wesentlichen Beitrag zur Kriegsführung geleistet hat und nachwievor die Aura der moralischen Integrität versprüht. Demokraten können den Jedi vertrauen, denn diese sind der Leim der die Republik zusammenhält, die Institution, die über Jahrtausende so manche Krise überlebt hat und deren Rat langfristiger denkt als von Legislaturperiode zu Legislaturperiode.
Friedlicher Konsens mit den Separatisten ist im entscheidenden Moment unmöglich, selbst als Dooku tot ist, beschließt man den Krieg gegen Grievous weiter fortzuführen und auf Friedensverhandlungen zu verzichten. Das Täuschungsmanöver ist perfekt, der Krieg unnötig, doch Darth Sidious kontrolliert den Feind, er kann den Krieg beenden, wenn er will, die Jedi könnten ihn jedoch im Sinne des Friedens nie davon überzeugen. Für Darth Sidious stören die Jedi den galaktischen Frieden, ihre Prinzipien, ihre institutionalisierte Moral behindert alle Versuche künftige Bedrohungen zu meistern und die "wahren Feinde" der galaktischen Ordnung zu bekämpfen. Sie sind ihm zu wenig expansiv, zu defensiv, um etwas zu bewegen, die Republik in Form eines Imperiums auszudehnen und auch Welten wie Tatooine dadurch zu erreichen. Ein Argument für Anakin, der diesem Ideal selbst als Darth Vader große Sympathie entgegenbringen dürfte.
George Lucas nimmt bei seiner Darstellung des Untergangs der Republik sehr gerne Anleiehen bei realer Zeitgeschichte und so ist der Klonkrieg nicht von ungefähr durch Paralellen zum amerikanischen Bürgerkrieg gezeichnet. In diesem Sezessionskrieg stehen sich auf der einen Seite die loyalen Anhänger der galaktischen Republik und auf der anderen Seite die Separatisten der Konföderation Unabhängiger Systeme (KUS) gegenüber. Kanzler Palpatine ließ jedoch anders als Abraham Lincoln in Kriegszeiten keine Neuwahlen zu und avancierte dennoch zur Ikone, dem einzigen Mann der dei Republik vor dem Zerfall bewahren kann und der über das Kriegsende hinaus regieren sollte, um diesen Übergang mit starker Führung und in Einheit möglich zu machen. Schlussendlich spaltet Palpatine jedoch die Loyalisten als er mehr will und betont jenen populistischen Kurs einschlägt, den Anakin vor den Klonkriegen sogar bewunderte, er wird zum Mann ohne den nichts geht, einem starken Führer, fern der Quereleien des Senats und endloser Debatten.
Jene Loyalisten die am Ende der Klonkriege die Rückkehr zur Demokratie fordern tun dies aus dem Unwissen heraus, dass ihre Ideale nicht mehr der Realität entsprechen und der Plan der Sith beide Seiten manipuliert hat. Rückblickend wird Jar Jar Binks zur idealtypischen Verkörperung eines naiven Glaubens an die Existenzberechtigung der Republik, wobei aus den Idealen von Freiheit, Frieden und Demokratie, die quasi geschenkte Klonarmee zur idealen Waffe gegen die Droidenheere der Separatisten wird. Wie in der Realität unterschätzen die Berater Palpatines jedoch den Rückhalt der Separatisten in der Bevölkerung, die Massen der von der Republik enttäuschten, welche am Ende eine militärische Niederlage erleben, ihre Führung verlieren und sich einer grausamen Diktatur fügen sollen. Zu ihnen gesellen sich im Imperium schließlich die enttäuschten Loyalisten, verhinderte Separatisten und Regimefeinde aller Art, um eine Rebellion zu beginnen. Die langsame Einigung dieser Rebellenzellen und Organisationen führt zur Gründung der Rebellen-Allianz, deren demokratische Führung aus ehemaligen Loyalisten-Senatoren vor der Auflösung des Senats in Episode 4 gewissermaßen eine Opposition bilden. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Demokratie ist allerdings eng mit dem Jedi-Orden verbunden, dessen Prinzipien und Beständigkeit, ebenso wie die kämpferischen Talente seiner Angehörigen immer schon die stärkste Säule der Galaktischen Republik waren, auch zu Zeiten Exar Kuns, als jedem neuen im Senat vertretenen Staat auch ein eigener Jedi-Wächter zugeteilt wurde. Kongenial nutzt der Imperator Vader um den Orden zu zerschlagen, pervertiert Windus Verhaftungsversuch zum Hochverrat und kommt damit mehr als durch, als er Order 66 durchführen lässt. Der Mord an den Jedi wird zum ultimativen Verbrechen, denn die einzigen die Palpatine töten können sind Machtbenutzer, doch Yoda versagt und geht ins Exil. Auf das erste Massaker, das verdreht der Öffentlichkeit als heroische Verteidigung gegen den Staatsstreich der Jedi präsentiert wird, folgen viele weitere aus Palpatines imperialer und diktatorischer Paranoia. Für seine Anhänger ist das alles legitim, er steht obgleich aller schlechten Seiten für die Bewältigung der großen Staatskrise, er ist die Republik geworden, so dass die Gründung des Imperiums nur die verfassungsrechtliche Staatsform an die Realität anpasst. In ihm sieht auch Vader den Fixpunkt im Chaos, den Fels in der Brandung, den besten Mann für seinen Job, der sich auch die Hände schmutzig macht und bereit ist den Hass dafür in Kauf zu nehmen, auch Darth Sidious ist bereit für seinen Weg zur Macht und den Machterhalt den "Schmerz zu umarmen", nur wer sich mit der Macht und all ihren Aspekten vertraut macht, kann Palpatines Meinung nach die Macht in metaphysischen wie politisch-philosophischen Sinne verstehen und wirklich beherrschen.
Fazit:
In jeder Hinsicht das furiose Finale der Prequel-Trilogie, der alles bisher dagewesen in den Schatten zu stellen vermag und mit einem Finale punktet, dessen Ende zu den emotionalsten Momenten der Saga gehört. Jedoch auch ein Film der großen Fragen, Rätsel und logischen Lücken, auf die sich manche Antworten nur im Erweiterten Universum finden lassen, dass von vielen Fans als kapitalistischer Merchandising-Schmarn abgelehnt wird.