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Serie / Zyklus: ~
Eine Besprechung / Rezension von S. F. Pfeffer |
Michel Houellebecq: Gegen die Welt, gegen das Leben TB, 128 Seiten DuMont, 2017 11 Euro Dem einen ist er der Großmeister der zeitgenössischen französische Literatur, dem anderen das Enfant Terrible des Literaturbetriebs. Viele lieben ihn, viele hassen ihn - auf jeden Fall schafft er Kontroverse: Michel Houellebecq, Autor u.a. von „Ausweitung der Kampfzone“, „Elementarteilchen“ und des jüngst von der ARD mit viel Medien-Bohei verfilmten Romans „Unterwerfung“.
Was kaum einer weiß: Michel Houellebecq ist ausgewiesener Lovecraft-Kenner und -Fan. Sein erstes romanartiges Buch war 1991 ein Essay über Howard Philips Lovecraft – „Contre le monde, contre la vie“. Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel „Gegen die Welt, gegen das Leben“ erhältlich (mit einem Vorwort von Stephen King).
Houellebecq erzählt, wie er mit 16 Jahren zum ersten Mal mit Lovecraft in Berührung kam und der merkwürdigen und widersprüchlichen Attraktivität dieser Texte erlag. Er beschreibt Lovecraft als Menschen, der einer idealisierten Vergangenheit verhaftetet bleibt, der immer Kind bleiben wollte und nun als Erwachsener angstbesetzt in einer Welt leben muss, die er als verdammt erlebt und auf die er mit Abscheu und Ekel blickt. Diese Angst, dieser Ekel, gepaart mit Lovecrafts Rassismus, Misanthropie und seiner totalen Ablehnung des Realismus als literarischem Prinzip ist quasi der Ursumpf, aus dem sich das Grauen und die Imagination von Lovecrafts Geschichten speist. Interessanterweise war der Pessimist und Welthasser Lovecraft zugleich ein aufmerksamer und hilfsbereiter Mensch, der vielen anderen Autoren mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn sie ihn um Unterstützung baten. Houellebecq, der sich für sein Buch auch ausgiebig mit dem enormen Briefverkehr Lovecrafts beschäftigt hat, spricht von über 100.000 Briefen, die dieser im Laufe seines Lebens verfasst haben soll.
Houellebecqs Buch „Gegen die Welt, gegen das Leben“ erzählt vom Leben und Schreiben Lovecrafts, ist dabei aber keine Biografie. Sondern, wie Houellebecq selbst sagt, „eine Art Roman“. Und der beschriebene Lovecraft ist damit auch gewissermaßen eine literarische Figur.
Jedem, der sich für Lovecraft interessiert, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Denn hier hat sich ein fähiger Autor mit großem Engagement und Tiefe mit der Figur Lovecraft, mit dessen Geschichten und mit den Wurzeln dessen Schreibens beschäftigt. Und dabei quasi automatisch auch mit der Wirkung, die Lovecraft auf sein eigenes - Houellebecqs – Schreiben und Denken hatte.