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Titel: Gothic
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Mit „Gothic“ liegt nun nach „Der Shamane“ der zweite komplette fünfteilige Story-Arc, welcher die Hefte #6 bis 10 der Serie „Legends of the Dark Knight“ umfasst, in einem Sammelband vor. Konzeptgemäß zeichnen diesmal zwei neue Comic-Schaffende für die Umsetzung der Pentalogie verantwortlich, und zwar mit dem Schotten Grant Morrison einer der anspruchsvollsten und wichtigsten Autoren des „Modern Age of Comics“ sowie mit dem in Deutschland geborenen Klaus Janson einer der routiniertesten und profiliertesten Künstler des us-amerikanischen Mainstreams.
Der Grundplot ist vergleichsweise kurz zusammengefasst: ein Unbekannter tötet in Gotham hochrangige Mitglieder des organisierten Verbrechens. Die Morde sind so brutal wie minutiös geplant. Obwohl die Opfer bzw. Zielpersonen ahnen, wer der Täter ist – ein Mann namens Mr. Whisper, den sie gemeinsam vor Jahren getötet hatten, weil seine abscheulichen Verbrechen zu sehr den Augenmerk Staatsgewalt auf die Unterwelt gezogen haben, und der nun offensichtlich aus seinem Grab zurückgekehrt ist -, können sie dem Treiben keinen Einhalt gebieten und bitten verzweifelt Batman um Hilfe. Der Dunkle Ritter jedoch verweigert ihnen seine Unterstützung, da sie nun seiner Meinung nach in der Hölle schmoren, die sie mit Drogenhandel, Prostitution, Schutzgeld, Korruption und Mord aus Gotham gemacht haben.
Auch wenn Batman sich demonstrativ abwendet, so lässt ihn der Fall dennoch keine Ruhe, da er mit den Alpträumen in Verbindung zu stehen scheint, die ihn seit langem plagen und die ihre Ursache in seiner Kindheit und insbesondere der Zeit an einer englischen Privatschule haben könnten. Schon bald kann Bruce Wayne die wahre Identität des Mörders ermitteln, muss jedoch erkennen, dass er einem Wesen gegenübersteht, dem er kaum gewachsen ist und das einen buchstäblich diabolischen Plan verfolgt, der Millionen das Leben kosten soll.
Die vorliegende „Miniserie“ wartet dahingehend mit einer Besonderheit auf, als der leichte, schnelle und eher skizzierende Strich Jansons sowie die vergleichsweise insgesamt helle Koloration in deutlichem Widerspruch zur tiefen Düsterheit der Geschichte zu stehen scheinen – ein ähnliches Phänomen lässt sich bspw. im Hellblazer-Run von Ennis' und Dillons erkennen. Zunächst verstören Jansons Zeichnungen insofern, als die Proportionen insbesondere des Helden über die Leichtigkeit des Duktus ein ums andere Mal regelrecht verloren gehen; doch schlussendlich wirkt dieses Nicht-genau-Maß-nehmen nicht nur sympathisch zurückhaltend, sofern lenkt den Fokus ganz auf die Geschichte selbst. Und diese Story ist wahrhaft düster.
Grant Morrison verknüpft Elemente des Superhelden-Comics, des Crime Noir und der Gothic Novel zu einer bitteren Melange aus Gewalt und Brutalität, Mystik und psychologisch tiefgründigen Momenten, die Einblicke in eine unbekannte Episode aus Bruces Vergangenheit liefern, und legt damit einen weiteren Beweis seines Könnens ab, auch wenn der religiöse Hintergrund des Gegenspielers sowie das furiose Finale nicht jedermanns Sache sein dürften.
Fazit:
Die Mischung aus visueller Leichtigkeit und tiefer, dunkler Story machen auch diesen atmosphärisch dichten, zweiten Sammelband der Reihe zu einer Empfehlung für jeden Fan des Mitternachtsdetektivs.