Titel: Herr aller Dinge Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext: Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal: Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen und die Welt damit in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was mit einer bahnbrechenden Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen ...
Meine Meinung:
Science-Fiction ist für mich meistens schon im allerersten Moment abschreckend. Zukünftige Technologien und dann vermutlich auch noch Außerirdische? Damit kann ich mich in den seltensten anfreunden. Dieses Buch wurde mir aber mehrfach ans Herz gelegt, als ich auf der Suche nach neuen Hörbüchern war. Na gut, es konnte ja nicht schaden, sich darauf einzulassen.
Als erstes war auffällig, dass man lange Zeit nach den echten Thriller-Elementen sucht. Ja, es ist eine Grundspannung da, aber diese fragt lediglich: Was soll das Ganze? Was hat es mit Hiroshis Idee auf sich, werden Charlotte und Hiroshi jemals ein Paar? Die Geschichte nimmt sich Zeit, viel Zeit sogar. Und obwohl das vielleicht gerade negativ klingt, ist es das nicht. Man kann sich so voll und ganz auf die Charaktere einlassen, lernt sie kennen und kann dann auch mit größeren Zeitsprüngen gut umgehen. Wir lernen die beiden Protagonisten ja als Kinder kennen und dann werden im weiteren Verlauf immer nur wichtige Lebensabschnitte näher beleuchtet. Zwischen den einzelnen Teilen liegen oft Jahre, aber das ist keineswegs stören, denn der Leser hatte zu Beginn der Handlung genug Zeit beide gut kennen zu lernen. Dabei wird man auf früh damit konfrontiert, dass nicht nur Science-Fiction, sondern auch eine Prise Fantasy in die Geschichte eingeflossen ist. Charlotte hat eine Fähigkeit, die anders nicht zu erklären ist.
Nachdem die Kindheit der beiden erzählt wurde, nimmt der Leser aber der Collegezeit auch immer wieder die Blickwinkel diverser Nebencharaktere ein. Es fiel mir nicht immer ganz leicht den Überblick zu behalten, wer davon nun wer war und bei jedem Sprung zu diesen Nebencharakteren, brauchte ich einige Minuten, um sie in den Gesamtkontext einzuordnen.
Nur zu gerne springt Andreas Eschbach von einem Charakter zum nächsten, wenn die Spannungskurve gerade am höchsten ist, wenn Charlotte gerade etwas Wichtiges erfahren oder Hiroshi etwas entdeckt hat. Der Leser erfährt noch, dass es etwas Neues gibt, aber nicht mehr, was es ist. Teilweise wird an genau diesem Punkt ein Zeitsprung eingebaut, sodass man sich erst im Nachhinein zurechtlegen kann, was wirklich passiert ist. Dadurch entsteht auch bei dieser großen Seitenanzahl immer wieder ein Pageturnereffekt.
Über weite Teile der Handlung spielt Technologie, genauer Nano-Technologie eine große Rolle. Ich kann von mir behaupten, auf diesem Gebiet keine Ahnung zu haben. Aber selbst als Ahnungslose konnte man auch diese Passagen gut lesen und das sogar mit dem Gefühl zu verstehen, was Hiroshi dort erklärt. Dieses hochkomplexe Thema wird also laienfreundlich aufgearbeitet. Natürlich kann ich keine Aussagen über die Richtigkeit der Angaben treffen oder ob es möglich ist, was Hiroshi vorschwebt.
Action und ein hohes Maß an Spannung kommt dann einmal im Mittelteil und vor allem im letzten Drittel der Geschichte auf. Hier scheinen sich die Ereignisse dann fast zu überschlagen. Darauf hat man gewartet und wird nicht enttäuscht. Als Hörbuch-Hörer kann man nun kaum noch den Pause-Knopf drücken und verfolgt beinahe atemlos das Geschehen bei Charlotte und Hiroshi.
Schon ab der Hälfte des Buches habe ich mich immer wieder gefragt, wie das alles denn enden soll, wie man hier denn ein gutes, ein passendes Ende herbeiführen kann. Am Ende bin ich begeistert über die Konsequenz und die gerade Linie, die Andreas Eschbach eingeschlagen hat. Dies ist das einzig mögliche Ende, es werden keine Kompromisse eingegangen und der Leser wird dabei nicht geschont. Nur so wie es hier ist, kann man am Ende zustimmend nicken und befinden, dass das Buch mit einem würdigen Ende abgeschlossen wurde. Hut ab.
Fazit: Ein Buch, das mich damit, dass es mich überzeugen konnte, überrascht hat. Hier findet sich ein Thriller, der die Lebensgeschichte zweier Menschen erzählt und dabei nur langsam Fahrt aufnimmt und trotzdem den Leser von Beginn an zu fesseln versteht. Das ist ungewöhnlich. So ungewöhnlich wie die Geschichte, die erzählt wird. Man muss sie selbst gelesen oder gehört haben, denn sie lässt sich nicht mit wenigen Worten zusammenfassen.