Titel: Jurassic Park: Vergessene Welt (Jurassic Park 2) Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter (hier noch weitere Rezensionen von ihm auf seiner Homepage) |
Gäbe es eine Rangliste jener Filme, die mich am meisten enttäuschten, wäre dem zweiten Film der Kursivan Jurassic Park -Reihe ein Spitzenplatz sicher.
Doch der Reihe nach:
Einer der Überlebenden der Dino-Attacken aus Teil 1, Ian Malcolm (Jeff Goldblum), wird von John Hammond (Richard Attenborough) in ein Geheimnis eingeweiht: Nur wenige Meilen von der Isla Sorna, wo der Kursivan Jurassic Park zerstört wurde, entfernt liegt jene Insel, auf welcher die Dinosaurier gezüchtet wurden.
Hammond möchte, dass Malcolm mit einem Forscherteam eine Dokumentation über die dort lebenden Dinosaurier möchte und die Öffentlichkeit über deren Existenz aufklärt um zu verhindern, dass sein Neffe Peter Ludlow (Arliss Howard), welcher inzwischen die Macht über InGen erlangt hat, die Dinosaurier einfängt und an finanzstarke Unternehmen verkauft, um InGen zu sanieren.
Malcolm ist davon wenig begeistert und weigert sich, die Reise anzutreten - doch als Hammond ihm erklärt, wen er bereits auf die Insel geschickt hat, erklärt er sich zu dieser Expedition bereit: Ausgerechnet seine Freundin Sarah Harding (Julianne Moore), eine Verhaltensforscherin, weilt seit Tagen auf der Insel - und jeglicher Kontakt zu ihr ist abgebrochen.
Gemeinsam mit zwei anderen Teilnehmern begibt sich Malcolm auf die Suche nach Sarah. Er findet nicht nur sie, sondern muss nebenher auch noch seine Tochter Kelly (Vanessa Lee Chester) beschützen, welche sich unter das Team geschmuggelt hat.
Derweil fängt Ludlows Team zahlreiche Dinosaurier ein und präsentiert diese stolz seinen potenziellen Investoren. Doch das kleine Team um Malcolm befreit die Dinosaurier, welche daraufhin das Basiscamp völlig vernichten. Nun sind die Teams auf sich gestellt. Auf einer Insel mit jeder Menge hungriger Saurier...
Zugegeben, auch der erste Teil hat sich nicht durch eine verblüffend gut durchdachte Storyline ausgezeichnet. Allerdings muss man das Drehbuch von JP 2 dahingehend hinterfragen, ob sich dabei überhaupt jemand was gedacht hat.
Streckenweise verschwindet der Film schlichtweg in den Plötlöchern, die gravierend und zahlreich sind.
Fangen wir mal mit dem Positiven an: Die Dinos haben sich vermehrt und sie sind länger zu sehen, als noch in Teil 1. Zudem sind sie in vielen Einstellungen von "echten" Tieren praktisch nicht mehr zu unterscheiden.
Schauspielerischer Aktivposten ist natürlich Jeff Goldblum, dessen Anwesenheit selbst grottenschlechte Film wie ID 4 wenigstens erträglich macht.
Die flotten Sprüche - seit jeher unverzichtbarer Bestandteil poppiger Actionfilme - sind fast durchwegs gelungen, etwa, wenn Sarah zu Ian sagt: "Ich komme in drei bis vier Stunden wieder." und er erwiderte. "Nein, du kommst in drei bis vier Teilen wieder.".
Als letzten positiven Punkt sollte ich anführen, dass JP 2 verglichen mit dem Nachfolger JP 3 bzw. fast sämtlichen Blockbusters des Jahres 2001 geradezu eine Offenbarung ist. Deshalb erhielt er von mir auch nicht die schlechteste Wertung.
Doch leider überwiegen die negativen Aspekte:
Völlig unnötig und ganz offensichtlich an ein jugendliches Publikum gerichtet ist die Figur von Ians Tochter Kelly. Die Frage, wie dieser zu einer Tochter, noch dazu einer schwarzen kommt, bleibt völlig unbeantwortet. Da JP 2 auch zeitlich an Kursivan Jurassic Park anknüpft, muss es sich um eine Adoptivtochter handeln bzw. sie muss einer gescheiterten Beziehung entstammen.
Leider nervt das Balg! Und leidet am selben Problem wie Sarah Harding: Unausgegorener Charakter. Da ist die Kleine so ausgebrüht, sich in einem Fahrzeug des Expeditionsteams zu verstecken um so auf die Insel zu gelangen, nur, um urplötzlich völlig auszuflippen vor Angst. Und etwas später ist sie wieder völlig cool und kippt einen Velociraptor aus den Latschen?!?
Genau so unglaubwürdig ist Sarah Harding: Sie ist eine der führenden Verhaltensforscherinnen, weiß aber nicht, dass man Jungtiere nicht berühren sollte, weil man unter Umständen Ärger mit den erwachsenen Tieren bekommt!
Noch schlimmer wiegt ihre wirklich unfassbare Dummheit, ein T-Rex-Junges in den Truck zu bringen und somit die T-Rex-Eltern geradzu auf einen Besuch einzuladen. Wahrscheinlich diente auch dies nur dazu, möglichst effektvoll den obgligatorischen T-Rex-Angriff zu erklären.
Apropos: So grandios die Dinosaurier über weite Strecken des Filmes dargestellt werden, so lausig sind das T-Rex-Baby sowie ein Stegosaurus-Junges animiert. Speziell zweiteres könnte direkt aus den 70er Jahren stammen. Und das enttäuscht, denn seine Eltern sind wiederum großartig animiert. Am meisten Wert wurde natürlich auf die T-Rex gelegt.
Und natürlich müssen wir uns dem Punkt "Plotlöcher" widmen. Hier nur ein paar ganz eklatante:
• Siehe oben: Wie kann man die totale Inkompetenz Sarahs erklären?
• Kann ein etwa 12jähriges Mädchen einen Velociraptor mit einem Beinstoß einfach so wegkicken?
• Angeblich hat der T-Rex einen phänomenalen Geruchssinn - als er das Zeltlager der beiden Teams aufsucht, ist er nicht in der Lage, Menschen aufzuspüren, wenn diese direkt vor seiner Nase sind.
• Die ach so klugen Raptoren sind völlig unfähig, einen verletzten Mann (Malcolm, der sich den Knöchel verstaucht, wenig später jedoch wieder fit ist), eine Frau und ein kleines Mädchen zu erwischen. In Teil 1 konnten sie noch Türen öffnen. Merkwürdig auch, dass sie mit ihren kräftigen Händen und mächtigen Klauen langsamer graben, als Menschen...
• Der T-Rex wird mit einem Schiff nach San Diego gebracht. Als es dort ankommt, ist die gesamte Crew verschwunden. Offensichtlich hat sie der T-Rex gefressen. Aber: Wieso befindet sich dieser dann hinter einer geschlossenen Luke?!? Als wäre dies nicht rätselhaft genug, ist alles, was man von der Crew findet, abgetrennte Hände: Ein Paar am Steuerrad, eine Hand am Schalter zum öffnen/schließen des Laderaums. HÄH?!? Alles in allem ist auch der zweite Kursivan Jurassic Park -Film ein sehenswerter Film, der jedoch vom ziemlich verhunzten Drehbuch arge Logikfehler aufweist.
Hätte man zudem den Figuren etwas mehr Schärfe verliehen und bei allen Dinosauriern höchste Präzision angewandt, hätte daraus ein würdiger Nachfolger werden können. So jedoch ist JP 2 ein müder Abklatsch von Teil 1. Dem ein in jeder Hinsicht grauenvoller Teil 3 folgte.
Hoffentlich erkennt Hollywood bald, dass Effekte alleine keinen guten Film machen. Eine trügerische Hoffnung, denn solange diese Art Filme Gewinne in dreifacher Millionenhöhe allein durch ihren Namen garantieren, wird sich daran wohl kaum etwas ändern!
Jurassic Park - Die vergessene Welt - die Rezension von Andreas Lazar