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Serie: The Expanse, Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Canterbury, ein Eis-Minenschiff, war auf den Weg von den Saturn Ringen zur Ceres Station, als der erste Offizier James „Jim“ Holden einen Notruf eines marsianer Schiffs Namens Scopuli auffängt. Gegen den Willen seines Captains reagiert Holden auf den Funkruf und löst eine Kette von Ereignissen aus, die die Menschheit an den Rand der Vernichtung bringen werden. Als sich Holden mit dem Piloten Alex Kamal (er ist ein Veteran der marsianischen Navy), Naomi Nagata (eine Bewohnerin des Asteroidengürtels - Belter genannt) sowie dem Ingenieur Amos Burton (ehemaliger Soldat und eiserner Kämpfer) und dem Mediziner Shed Garvey (der Red Shirt der Gruppe) aufmachen um das Wrack zu untersuchen, tauchte ein fremdes Schiff auf und vernichtete die Canterbury. Zwar gelingt Holden und seiner Crew die Flucht, aber bald werden sie von der Donnager, einem Schiff der Marsflotte, aufgegriffen. Die Marsianer inhaftieren Holden und seine Crew, denn sie vermuten ein Plot der Erdenregierung hinter der Vernichtung der marsianischen Scopuli. Holden selbst sieht jedoch den Mars verantwortlich, denn auf der Scopuli hatten die Piraten marsianische Militärtechnologie zurück gelassen. Doch während die Schuldfrage noch diskutiert wird, taucht das Piratenschiff wieder auf und eröffnet das Feuer. Als klar wird, dass die Donnager den Kampf verlieren wird, entscheidet der Captain Holden und seine Crew mit einer leichten Fregatte in Sicherheit zu bringen. Auf der Flucht opfern sich die marianischen Soldaten und Holden findet sich mit seiner Crew alleine im Schiff wieder. Unsicher, wem sie vertrauen können, entschließen sie sich, auf einen Anruf zu reagieren, den sie von Fred Johnson, einem hochrangigen Belter Repräsentanten anzunehmen. Die Bewohner des Asteroidengürtels sind seit jeher unterdrückt von Mars und Erde, doch inzwischen formiert sich Widerstand, der darum kämpft, endlich souverän zu werden.
Während all dieser Ereignisse sucht Joe Miller von der Stationssicherheit von Ceres nach der Tochter eines schwer Reichen Industriellen der Erde ist. Bald zeigt sich, dass Julie Mao an Bord der Scopuli war, aber dass sie eventuell noch am Leben ist und sich auf der Eros Station befinden soll. Es ist klar, dass beide Handlungsstränge verbunden sind und als Miller und letztendlich auch Holden am Ende auf der Eros Station eintreffen, sind sie auf das, was sie erwartet, nicht im Geringsten vorbereitet.
Geschickt erzählen die beiden Autoren Daniel Abraham und Ty Frank, die unter dem Pseudonym James S. A. Corey schreiben, eine Geschichte, die zum einen Spannung, Action und Abenteuer bietet, zum anderen aber auch eine hoch politische Mär. Erde und Mars stehen sich seit Jahrzehnten feindlich gegenüber: Die ehrgeizigen Marsianer träumen davon aus ihrer unwirtlichen Welt einen Garten Eden zu machen und für die Erreichung dieses Ziels arbeitet der ganze Planet. Doch das terraforming Projekt dauert viele Generationen und bis dahin in der Mars auf Unterstützung aus dem Asteroidengürtel angewiesen. Letztendlich aber betrachten Mars als auch Erde den Gürtel als Kolonien und dementsprechend treten sie auf. Die Belter ihrerseits, längst eine eigene Subkultur, begehren auf und versuchen alles um der Knute durch die inneren Planeten zu entkommen. Die Geschichte ist komplex und vielschichtig, doch die Autoren schaffen es, den Leser zu Beginn nicht zu überfrachten. Erst im Laufe der Geschichte kommt Schicht um Schicht hinzu und man erkennt die Zusammenhänge. Jim Holden ist die zentrale Hauptfigur, die einen unverbesserlichen Willen in sich trägt, das Richtige zu tun. Leider ist das, was für Holden das Richtige zu sein scheint, nicht unbedingt das richtige für seine Mitmenschen und so facht sein Entschluss, die Ereignisse um die Canterbury und die Donnager allen publik zu machen, den Konflikt zwischen Mars und Erde nur an.
Entgegen den dramatischen Ereignissen um Holden wird die Handlungsebene auf Ceres eher wie eine Kriminalgeschichte. Miller ist auch so etwas wie ein Gegenpol zu Holden, denn er ist durch und durch Opportunist. Erst die Sache mit Julie Mao bringt ihm zum Nachdenken. Sowohl Holden als auch Miller sowie alle übrigen Figuren sind gut konzipiert und passen gut zueinander und agieren von einer beeindruckenden Bühne.
Das Buch ist trotz aller Komplexität erst der Prolog zu einer ganzen Reihe von Ereignissen, die alle als Folge der Zerstörung der Canterbury und natürlich der Taten der Hintermänner dieser ganzen Angelegenheit zu verstehen sind. Die Romanreihe „The Expanse“ ist auf 9 Romane konzipiert (mal sehen ob es dabei bleibt) von denen bereits 6 Bände erschienen sind. „Leviathan erwacht“ ist eine Space Opera, wie sie sein soll: Intelligente Handlung, Action, interessanter Background, gute Charaktere und alles vor einem durchdachten, detailgetreuen Hintergrund mit Beschreibungen, die das berühmte Sense of Wonder heraufbeschwören. Hier wurde wirklich alles richtig gemacht.
10 von 10 Punkten.