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Titel: Luna - Wolfsmond
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Achtzehn Monate sind seit dem Tod Adriana Cortas vergangen. Die Corta Helio Corporation ist zerschlagen und die mächtigste Familie des Mondes ruiniert. Die vier verbliebenen Drachen, wie die einflussreichen Clans auf dem Mond genannt werden, wittern ihre Chance und liefern sich einen erbitterten Kampf um die Vormachtstellung in der High Society des Mondes – es ist ein Machtspiel voller Verführung, Lügen und Intrigen. Ein Spiel, das die Menschen auf dem Mond schon bald an den Rand eines Krieges bringen wird ... (Verlagstext)
Vor eineinhalb Jahren starb Adriana Cortas, von der einflussreichsten und reichsten Mondgesellschaft. Nun ist die Familie ruiniert und Dynastie-Erbe Lucas Corta auf der Flucht, die Gesellschaft Corta Helio Corporation ist zerschlagen. Das Spiel der Intrigen verlor die Gesellschaft im unausgesprochenen Krieg gegen die anderen Drachen, wie die Mond-Multis genannt werden. Lucas Corta flieht auf die Erde wo ihm die WTO Schutz bietet. Allerdings hat er weiter Probleme. Als Mondgeborener ist er die Schwerkraft der Erde nicht gewohnt. Dennoch gibt er nicht auf, schliesslich geht es nicht nur um seinen Körper, sondern um die Zukunft der Familie. Die zweite Generation Mondgeborener der Cortas, Luna, Lucasinho und Lousika fand auf dem Mond in Twé, der Residenz der Asamoahs Unterschlupf. Als Nahrungsmittellieferant gelten die Asamoahs in der Mond-Gemeinschaft als neutral. Die Mackenzies, eine andere Familie der Drachen, muss neue Wege einschlagen. Bryce Mackenzie gründet eine neue Tochterfirma, die Mackenzie Helium. Die Grundlage ist die zerstörte Corta Hélio, Sein Bruder Duncan ist strikt dagegen, denn diese Firma widerspricht dem Hauptgeschäft Mackenzie Metals. Bryce spielt ein gefährliches Spiel, bei nicht nur die Firma sondern auch die Familie gespalten wird.
Die vier verbliebenen Gesellschaften auf dem Mond, sehen ihre Chance und liefern sich einen erbitterten Kampf um die Vormachtstellung. Dies gilt nicht nur wirtschaftlich sondern auch gesellschaftlich. In der High Society beginnt ein Machtspiel voller Verführung, Lügen und Intrigen, die schon die Familie Cortas vernichtete. Allerdings ist diese Auseinandersetzung bereits soweit gediehen, dass auch ordinäre Gewalt angewendet wird, um die Gegner zu demütigen und zu schädigen.
Die ganze Geschichte entwickelt sich zu einem heftigen Überlebenskampf auf dem Mond. Die Entwicklung und die Konflikte brechen in einen Krieg aus. Die reichen Familien mit ihren Konzernen fallen in sich zusammen wie Kartenhäuser. Manche Leser mögen ihre Schwierigkeiten mit den vielen Charakteren und Erzählsträngen haben. Wer sich mit Band eins jedoch eingelesen hat, wird hier wieder seinen Spass und die gute Unterhaltung finden. Allerdings sollte man sich nicht zu sehr an eine Figur binden und sich mit ihr identifizieren, den manch eine stirbt, manchmal unerwartet einen brutalen und würdelosen Tod. Dabei sind die Charaktere sehr wirklichkeitsgetreu und in vielen Einzelheiten beschrieben. Wie ihr Leben ist auch das Ableben. Wenige sterben altersbedingt, die meisten durch Gewalteinwirkung. Alles zusammen, Arbeitsleben, privates Leben und letztlich der Tod ergibt ein für den Leser interessanten Charakter. Die Gesellschaft auf dem Mond erinnert jedoch eher an die Gesellschaft des Mittelalters. Reiche, Bürger und viele die die Position der Leibeigenen und Sklaven einnehmen.
Wer als Neuleser die SF-Romane von Ian McDonald als erste SF aussucht, hat sich einen schweren Text ausgesucht. Vorteil ist jedoch, dass die Science Fiction Elemente nicht sehr stark in den Vordergrund treten, und obwohl in der Zukunft spielend, lediglich den Mond als Handlungs- und Tatort betrachtet. Ein Nachteil bei der Erzählung von Ian Mcdonald sind jedoch die Kapitel. Sie sind relativ lang und mittendrin erfolgt ein Perspektivwechsel. Oft weiss man nicht, aus wessen jeweiliger Perspektive gerade berichtet wird und muss sich erst wieder rein lesen.
Die Beschreibungen sind ausführlich, wie bereits bei den Charakteren erwähnt, zieht sich die auch auf die Umgebung und die ganze soziale Struktur hin. Ian McDonald schafft es zudem neue Charaktere wie aus dem Nichts zu erschaffen und logisch in die Handlung einzufügen.
Die Erzählung ist gut, viele Wendungen, oft überraschend. Sehr viel passiert schnell und vor allem viel. Es besteht durchaus die Gefahr, den Faden zu verlieren. Luna Wolfsmond, der zweite Band und nicht der typische Lückenfüller, liefert eine spannende und actionreiche Handlung.