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Eine Rezension von Judith Madera (Weitere Rezensionen von Judith Madera findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Madoka ist ein Magical Girl und kämpft gemeinsam mit drei Freundinnen gegen Alpträume. Als sie eines Tages eine neue Mitschülerin, Homura, bekommen, gibt diese sich ebenfalls als Magical Girl zu erkennen – fortan kämpfen die Mädchen als Quintett. Homura verheimlicht dabei, dass die Mädchen sich eigentlich schon lange kennen, denn keine kann sich an sie erinnern. Als die Gruppe fester zusammengewachsen ist, versucht sie mehr über den seltsamen Gedächtnisverlust herauszufinden und erkennt, dass die Stadt, in der sie kämpfen, ein von einer Hexe geschaffenes Labyrinth ist. Während Madoka und die anderen ein glückliches Leben führen, verzweifelt Homura und will unbedingt die Wahrheit herausfinden – nicht ahnend, dass sie die Hexe sehr gut kennt …
Madoka Magica – Rebellion ist ein extrem kreatives und ausgefallenes Magical-Girl-Abenteuer, das mit einzigartigen und wunderschönen Bildern glänzt. Zunächst gibt es viele Parallelen zu anderen Genrevertretern: Fünf süße Mädchen besitzen magische Kräfte und kämpfen dafür, dass alle glücklich und in Frieden miteinander leben können. Madoka wird dabei von einem tierischen Begleiter unterstützt und genretypisch gibt es aufwändige und farbenfrohe Verwandlungsszenen sowie tolle Kostüme, die individuell auf die Mädchen zugeschnitten sind. Doch dann wird die Story zunehmend undurchsichtiger und düsterer, bis sogar die Existenz der Mädchen in Frage gestellt wird.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht bald nicht mehr die süße Madoka, sondern Homura, die früher eine ganz besondere Beziehung zu Madoka hatte und diese unbedingt retten will. Sie erinnert sich an Dinge, die für die anderen Mädchen nie passiert sind, und will die Wahrheit ans Licht bringen. Allerdings erinnert sich auch Homura nicht an alles und verdächtigt zunächst die Falschen. Dabei kommt es zu spektakulären Kämpfen zwischen den Mädchen und als Zuschauer weiß man bald nicht mehr, was real ist und was nicht. Und vor allem nicht, wem man trauen kann. Der Zuschauer kann sich dabei unter anderem auf eine der dynamischsten Kampfszenen zwischen zwei Magical Girls freuen.
Der Inhalt des Films ist für etwas weniger als zwei Stunden wahnsinnig komplex, denn zwischen den Magic Girls besteht ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht und die Hintergrundgeschichte dreht sich um verschiedene Zeit-/Realitätsebenen. Das Grundproblem ist dabei, dass ein Magical Girl dazu verdammt ist, durch sein aufopferungsvolles Leben irgendwann zu einer bösen Hexe zu werden. Eigentlich wurde dieser Kreislauf durch Madoka durchbrochen, doch nun stecken die Mädchen in einer alternativen Realität fest und alles Erreichte scheint zu Nichte gemacht. Interessant bei Madoka Magica ist vor allem, dass es weniger um die Rettung der Welt geht, als vielmehr um das Schicksal und die Bürde der Magical Girls.
Wer Manga und Animeserie nicht kennt, wird sich viele Fragen im Verlauf des Films stellen, allerdings ist er so aufgebaut, dass auch Neulinge gut in die Geschichte hineinfinden. Die Mädchen werden anfangs kurz vorgestellt und man erlebt sie relativ schnell in Aktion. Spätestens nach einer halben Stunde fühlt es sich an, als würde man die Mädchen schon ewig kennen, umso erschreckender ist es, als sich herausstellt, dass sie in einer seltsamen Traumwelt gefangen sind. Die Wendungen kommen allesamt überraschend und das Ende wartet mit einer geschickten Auflösung auf, die gleichermaßen nachdenklich wie traurig stimmt.
Der Stil
Visuell lässt sich Madoka Magica – Rebellion am ehesten als psychedelischer Patchwork-Anime beschreiben. Zunächst sieht alles wie gewohnt aus: Die Mädchen sind süß gestaltet und haben bunte Frisuren. Ihre futuristische Stadt ist riesig, bietet aber viele Grünflächen und macht insgesamt den Eindruck einer Utopie. Wenn die Mädchen allerdings gegen Alpträume antreten, verändert sich das Bild und es erscheinen seltsame Kreaturen, die aussehen, als wären sie aus verschiedenen Stoffen und Wolle zusammengeflickt worden. Der Do-It-Yourself-Stil wird zum Ende hin immer dominanter und der Zuschauer bekommt bunte Scherenschnitte, kreative Kritzeleien und noch mehr Patchworkwesen zu sehen.
Beeindruckend sind bei Madoka Magica vor allem die Farbkonzepte einzelner Szenen, die dadurch wie Gemälde erscheinen. Der Film spielt mit verschiedenen Perspektiven und so manches Mal ist man versucht, einfach auf Pause zu drücken und sich erst einmal am wunderschönen Bild sattzusehen. Die Hintergründe sind sowohl in den realistisch gezeichneten Szenen als auch später im Patchwork-Stil sehr detailverliebt und schlichtweg toll gezeichnet und animiert. Ergänzt wird das prächtige Bild durch Licht- und Schatteneffekte, die Madoka Magica eine einzigartige und außergewöhnliche Optik verleihen. Einzig das kindliche Aussehen der erwachsenen Charaktere irritiert etwas, denn hier sind alle Figuren gleichermaßen niedlich designt.
Was Autor Gen Urobuchi (der unter anderem mit Psycho-Pass einen herausragenden Anime schuf) und Regisseur Akiyuki Shimbou hier geleistet haben, ist ganz große Animekunst. Rebellion ist ein wahrer Augenschmaus, der seine Komplexität erst bei mehrmaligem Anschauen offenbart. Garniert wird die Animeperle mit einem stimmungsvollen, leicht melancholischen Soundtrack, der die Qualität dieses Films nochmals unterstreicht.
Die Bildqualität der Blu-ray ist hervorragend und bringt die intensiven Farben des Animes wunderbar zur Geltung. Der Klang ist sehr klar und es gibt keine störende Lautstärkedifferenz zwischen Dialogen und Actionszenen. Als Extras gibt es ein 44-seitiges Booklet sowie Trailer und Textless Opening und Ending auf der Disk. Der Preis ist animetypisch relativ hoch, doch bei „Rebellion“ lohnt sich die Investition.
Fazit
Madoka Magica – Rebellion ist ein außergewöhnlich vielschichtiges Magical-Girl-Abenteuer im psychedelischen Patchwork-Stil. Solch wunderschöne Bilder bekommt man selten geboten und auch die Story überzeugt mit vielen Wendungen und einer intelligenten Auflösung. Diese Animeperle gehört definitiv in jede Sammlung! 10 von 10 Punkten.
Szenenbilder: Copyright by Universum Film GmbH 2015