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Titel: Monsterseelen: Morgen seid ihr alle tot
Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Ein Journalist stößt bei seinen Recherchen über die Organisation “Pandoras Gral” auf Vorgänge, die alle bisher dagewesenen Verbrechen in den Schatten stellen. Isobel Krylova hält den Schlüssel zur universellen Macht in ihren Händen; stirbt sie, dann ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Macht euch bereit! Rennt um euer Leben! Verbarrikadiert euch! Betet! Ihr seid verloren. Morgen seid ihr alle tot. Denn sie kommen!
Kritik:
Manchmal muss man ja zu seinem Glück gezwungen werden, zumindest heißt es immer so. In diesem Fall wäre wohl aber die Formulierung “Manchmal muss man zu einem Buch gezwungen werden” die treffendere, den “Monsterseelen” ist einer dieser Fälle, die ich gar nicht richtig auf dem Schirm hatte, bis er schließlich von Amrun-Chef Jürgen Eglseer direkt angesprochen wurde. Ein kurzer Blick auf den Klappentext und schnell war klar: klingt interessant und kann einen Blick nicht schaden.
Man muss sagen, dass “Monsterseelen” gerade zu Beginn vielleicht etwas fragmentiert und zäh daher kommt, wobei man fast den Eindruck hat, dass dies vom Autoren auch so beabsichtigt wurde. Die Geschichte nimmt dann aber schnell an Fahrt auf, jedoch sollte man sich vor Gesicht führen, dass sie nicht einfach “geradeaus” erzählt wird, sondern immer wieder mit Rückblicken und Verschachtelungen daher kommt – das mag hier und da etwas anstrengend erscheinen, ist aber auf der anderen Seite durch eben diese Erzählweise bis zum Schluss unvorhersehbar und spannend. Auch die Atmosphäre ist sehr gelungen. Zwar läuft “Monsterseelen” vielerorts unter dem Begriff Science Fiction, man sollte aber nicht erwarten, es hier mit einer ausgeprägten Zukunftsvision zu tun zu bekommen. Viel mehr ist dieser SciFi-Einschlag durchaus in unsere heutige Welt übertragen. Also keine Sorge, Laserschwerte und Blasterkanonen gibt es nicht. Dafür eine feine Einbettung in die Realtität, die schon ziemlich glaubwürdig daher kommt und einfach nur als gelungen bezeichnet werden kann.
Die Charaktere des Buches sind alles in allem auch als gelungen zu bezeichnen. Jeamy Lee verzichtet auf bekannte Klischees und zeichnet seine Figuren sehr bodenständig und “normal” (was ich nun aber bitte nicht in einem negativen Sinn verstanden wissen möchte). Auch das kommt natürlich der Glaubwürdigkeit des gesamten Werkes zu Gute und sorgt noch ein bisschen mehr dafür, dass man sich zu fragen beginnt, wie viel Wahrheit tatsächlich hinter dieser Story stecken könnte. Man sollte jedoch nicht erwarten, es hier mit einem strahlenden Ritter zu tun zu bekommen, alle Figuren haben ihre Ecken, Kanten und dunklen Seiten. Es gibt also keinen “Helden” im klassischen Sinn, vielmehr meint man fast schon einen kleinen Hardboiled-Einschlag zu entdecken.
Auch stilistisch kann ich mich nicht über Lee beschweren. “Monsterseelen” ist keines dieser Bücher, die in einer locker-flockigen Sprache daher kommen, passend zur teilweise etwas verworrenen Storyline schreibt der Autor in einer anspruchsvollen, dabei aber dennoch immer noch zugänglichen Art und Weise, die sich von einem Großteil der (in diesem Fall ehemaligen) Selfpublisher abhebt. Zarte Gemüter sollten sich aber dennoch zwei Mal überlegen, ob sie zu diesem Roman greifen, denn es gibt auch einige etwas deftigere Szenen (auch wenn ich die oftmals vorzufindende Meinung, dass Jeamy Lee die Folterszenen der Saw-Filme in den Schatten stellt nach dem kürzlichen Genuss von Wrath James Whites “Der Totenerwecker” so nicht unterschreiben würde), die durchaus schockierend, aber nicht selbstzweckhaft sind. Sie passen in die Geschichte und wirken damit nicht so, als ob man es hier mit einem gezielten “Showeffekt” zu tun hat.
Fazit:
Monsterseelen” war wieder einmal eines dieser Bücher, die ohne große Erwartungen in Angriff genommen wurden und sich letztlich zu einer echten Überraschung entwickeln. Eine außergewöhnliche, realistisch geschilderte Geschichte mit ebensolchen Figuren wird hier in einem anspruchsvollen und unterhaltsamen Stil präsentiert. Wohldosierte Gewaltspitzen runden das Gesamtbild ab und lassen den Titel zu einem streckenweise recht heftigen Thriller mit SciFi-/ Mysterytouch werden, der ohne große Schwächen daher kommt und trotz eines etwas zähen Einstiegs rundum zu gefallen wusste.