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Serie: Gastoon, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
André Franquins chaotisch-tollpatschiger Bürobote namens Gaston (franz. Lagaffe) wird den meisten Funny-Fans ein Begriff sein, hat er doch schon beinahe den Stellenwert eines europäischen Kulturgutes inne.
Dass dieser Gaston auch Onkel eines ziemlich aktiven Kerlchens ist, wissen hingegen deutlich weniger Fans; und das, obwohl sein Neffe – eben jener Gastoon - von Franquin höchstselbst entworfen und in in die Serie geschrieben wurde, sofern man die beiden Auftritte des Jungspunds so werten möchte.
Mit Yann (Le Pennetier) und Familie Lèturgie haben sich mehr als eine Dekade nach Franquins Tod gleichsam Urgesteine des frankobelgischen Comics dieser Figur angenommen und ihr ein eigenes quirliges Leben eingehaucht. In 44 One-Pagern lernt der Leser die Welt Gastoons kennen, welche sich im Wesentlichen um Schule, Spiel und Spaß dreht.
Zur Seite stehen dem Knirps, der ab und an auch Erfindungen seines Onkels, Gaston, mit sich herumschleppt, Freund Julius und Freundin Jasmin; auch Bodo Bruchmüller ist immer dabei, wenn es gilt, kein Fettnäpfchen auszulassen. Die Gegenspieler der Kinder sind zum einen Lehrer Lämmerhirt, der allerdings auch den einen oder anderen Sieg über die aufmüpfige Jugend für sich verbuchen kann, sowie ein griesgrämiger Parkwächter, dem spielende und lärmende Kinder ein veritabler Dorn in seinem wachsamen Holzauge sind. Die größte Unbill bereiten den quirligen Pennälern und ihren Antagonisten jedoch die Tücken diverser seltsamer Objekte.
Auch wenn mit Yann und Jean Léturgie wahre Koryphäen des europäischen Comics für diesen Versuch verantwortlich zeichnen, Gaston zweit- oder neuzuverwerten, und auch wenn Simon Léturgie ein luftig, leichtes Artwork im besten École Marcinelle-Stil abliefert, so vermag dieses erste Gastoon-Album kaum mitzureißen. Den Geschichten fehlt das Subversive, das Persiflierende, das Anarchisch-Chaotische des „Originals“, sodass die 46 One-Pager mit wenigen Ausnahmen letztlich nur ein Sammelsurium harmloser, teilweise surrealer und oft nur wenig witziger Pennäler-Streiche darstellen. Die stärksten Momente haben die Knirpse immer dann, wenn Gastoon Jasmins' gutmenschlichen Attitüden Contra gibt und ihr Öko-Engagement gekonnt hintertreibt, etwa wenn das Mädchen Julius und Gaston die angeblichen Gefahren von Genmais, welche – wie jeder Regenbogen-Krieger weiß -, in der sofortigen Mutation menschlicher Wesen zu vage arachniden Lebensformen bestehen, und er die ganze Tirade mit einem „Cool !“ beiseite fegt oder wenn Jasmin an einem winterlichen Tag des Energiesparens Wollpullover verteilt und von Gaston erfährt, dass diese aus Chipuchi-Wolle angefertigt sind, einer vom Aussterben bedrohten Spezies putziger Hamsterähnlicher, wobei für jeden Pullover mindestens 30 der Tierchen ihr Leben lassen müssen. Leider finden sich in dieser Sammlung kaum,mehr als eine Handvoll dieser eine ernste Botschaft karikierenden Episoden.
Fazit: Alles in allem ein viel zu harmloses Sammelsurium von Pennäler-Streichen, dessen exzellentes École Marcinelle-Artwork und dessen visuelle Nähe zu Gaston, kaum ausreichen, um den Funny-Fan nachhaltig zufrieden zu stellen.