Titel: Nightmare before Christmas Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Jack Skellington, Herr von Halloween-Land, hat gerade das diesjährige Halloween-Fest hinter sich gebracht und fühlt sich ausgebrannt. Es muss mehr im Leben geben, als jedes Jahr für ein gelungenes Halloween-Fest auf der Erde zu sorgen. Durch Zufall entdeckt er Türen zu anderen Feiertagen, und ehe er es sich versieht, ist er in die Welt des "Christmas-Lands" versetzt. Jack ist begeistert von dieser zuckersüß verschneiten Welt und versucht hinter das Geheimnis dieses Festtags zu kommen. Da aber sein Verstand seit eh und je auf Halloween konzentriert ist, bildet sich in seinem Kopf ein ganz bizarres Bild von Weihnachten, und schlimmer noch: Er will dieses Jahr selbst das Weihnachtsfest organisieren.
Jack läßt Santa Claus (oder, wie er sagt, Nick Grauß - engl. Santa Claws) entführen und übernimmt seine Aufgaben. Von da an geht alles schief: Die Kinder und deren Eltern sind über Schrumpfköpfe, christbaumfressende Schlangen und giftige Spinnen alles andere als erfreut, und so lässt man Jack, der auf seinem Schlitten, gezogen von 6 Skelett-Rentieren, durch den Himmel fährt, kurzerhand von der Flak abschießen. Da dämmert Jack, dass er etwas ganz falsch verstanden hat, und er muss den Nikolaus befreien, bevor seine übereifrigen Untertanen dem Armen etwas antun.
Nightmare before Christmas ist ein bizarres Musical. Natürlich hat Danny Elfman wieder für Burton die Musik geschrieben und sich selbst übertroffen. Wunderbar schaurige, infernalische Harmonien untermalen die skurrile Geschichte perfekt. Elfman hat es sich auch nicht nehmen lassen, selbst den Sangespart von Jack zu übernehmen, und man muss sagen: Er hat eine ganz wunderbare Singstimme. Überhaupt ist der ganze Film im Original viel sehenswerter. Nicht nur, weil die Gags viel besser zünden, sondern weil die deutsche Bearbeitung mangelhaft ist. Zumindest auf der DVD kommen viele der Lieder sehr schlecht raus. Der Chor und die Solisten sind schwach ausgesteuert, und man kann kaum erkennen, was sie eigentlich singen. Das ist sehr schade, denn die Texte sind schlichtweg genial (auch in der Übersetzung).
Wenn man nun denkt, der Film sei für Kinder nicht geeignet, so sei gesagt, dass alles nicht so wild ist wie beschrieben. Ein 6-jähriges Kind kann den Film ohne Probleme ansehen und wird den Film lieben. Die bizarren Figuren jedenfalls jagen den Kindern wenig Angst ein. Bestenfalls beim Auftritt vom Oogie Boogie Man sollten Erwachsene dem Kind Beistand geben, und das vor allem deshalb, weil er dem Nikolaus ans Leder will.
Die Figuren selbst sind liebevoll und schön animiert. Jede Figur hat ihr eigenes Wesen und ihre Besonderheit. Makaberes, wie z. B. Sally, die ihren Arm einfach 'abtrennt', um ihrem Schöpfer, dem verrückten Wissenschaftler, zu entkommen, wirkt in dieser bizarren Welt gar nicht so ungewöhnlich. Außerdem näht sie sich später selbst den Arm wieder an (meisterlich mit Stop-Motion-Technik animiert).
Die Zusammenarbeit von Burton und Disney sorgte seinerzeit für große Spannung. Man hatte große Zweifel, ob das Produkt, das Burton herausbringen wollte, in das Disney-Portfolio passen würde. Das Ergebnis brachte alle Zweifler zum Schweigen, und ein ganz wunderbarer Film entstand. Nightmare before Christmas war nicht nur einer der letzten Filme in Stop-Motion-Technik, sondern auch der ausgereifteste. Burton betrieb einen gewaltigen Aufwand. Es wurde extra eine Produktionsgesellschaft gegründet, die 400 Mitarbeiter 4 Jahre lang beschäftigte. Die Puppen wurden mit größter Sorgfallt modelliert, und die Sets wurden meisterhaft ausgeleuchtet. Das sieht man auch im Film, denn die Puppenanimation braucht den Vergleich mit modernen Animationsfilmen nicht im Geringsten zu scheuen.
Fazit: ein etwas anderer Weihnachts- (oder Halloween-)Film, der nicht in die zuckersüße, amerikanische Christmas-Schiene gerät, aber dennoch viel Herz hat. Man muss Jack und seine Spießgesellen einfach mögen. Burtons Vision und Danny Elfmans Musik schufen ein Meisterwerk des Stop-Motion-Animationsfilms, das wohl, nachdem diese Technik aufgrund der wesentlich einfacheren Computergrafiken nicht mehr genutzt wird, immer das Maß aller Dinge bleiben wird.
10 von 10 Punkten.