Titel: Oper der Phantome Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Laura Slasher ist verzweifelt wegen der kürzlichen Trennung von Ihrem Ehemann. Sie lässt sich von McGrath & Sohn anwerben, einer geheimen Organisation, die die Aktivitäten von Portalen zwischen den Universen überwacht. Laura verfügt über eine einzigartige Qualifikation für ihre Arbeit – sie hat schon einmal die Öffnung eines solchen Portals überlebt. Ihre Schwester und Ihr Butler verschwanden in dem Portal und ihr Haus stürzte in sich zusammen. Sie erfährt auch, dass alle, die mit einem Portal in Berührung kamen, eine neue Fähigkeit erlernt haben. Ihre Kollegin Elle, die sie bald kennen lernt, kann das Gedächtnis von Menschen manipulieren.
Nun besteht die Gefahr, dass sich in der Komischen Oper in Berlin ein Portal öffnet. Laura wird zu Ihrem ersten Auftrag gemeinsam mit Elle dorthin geschickt. Schon als die beiden ihren ersten Rundgang im Gebäude der Komischen Oper machen, hat Laura einen Unfall mit der Bühnendekoration. Zur Zeit laufen die Proben zu „Rusalka“ und eine der Arien dieser Oper war schon öfter das Signal für eine Portalöffnung, so auch jetzt. Die wenigen Spuren, die es in den Archiven davon noch gibt, sprechen immer von Bühnenunfällen. Warnungen früherer Intendanten, nie, wirklich niemals „Rusalka“ aufzuführen, wurden nicht beachtet. Während der Proben kommt es zu gefährlichen Vorfällen, McGrath sendet Verstärkung in Gestalt von Lauras Ehemann. Die Truppe wird noch durch einige Berlinerinnen verstärkt und macht sich an Ihre Aufgabe, die mit knapper Not gelingt.
„Oper der Phantome“ ist der Folgeband von „Ashby House“. Hat man dieses Buch nicht gelesen, wird man doch sehr unvermittelt in die Handlung geworfen. Ich habe das Buch mit zwiespältigen Gefühlen gelesen. Zunächst zum Positiven. Erfrischend war der Schauplatz der Handlung. Die Komische Oper in Berlin – wer hätte dort ein Portal zu anderen Welten vermutet. Der Autor hat einiges zur Historie des Hauses recherchiert und in seiner Geschichte verarbeitet. Seiner Phantasie ist die Intendantin entsprungen, die er in die Reihe der gewesenen und heutigen einfügte, und viele (hoffentlich) nicht existierende Untergeschosse. Viele Berliner Lokalitäten erscheinen bekannt und lassen die Leser schnell heimisch werden. Überraschend waren die Bewohner der Welt hinter dem Portal. Musen, Putten, Nixen und andere Gestalten, die man aus Märchen und von Stukkaturen und Wandgemälden kennt, dringen plötzlich während einer Vorstellung in den Zuschauerraum der Komischen Oper ein und verursachen Chaos, Verletzte und Todesopfer. Es hat Spaß gemacht, einmal nicht Geister, Monster oder klassische Außerirdische als Gegner der Protagonisten zu sehen. Ich mochte den Humor des Autors, der das Genre der klassischen Horror- und Mysteryromane schmunzelnd mit so vielen Klischees bediente, dass es oft Spaß machte.
Einiges hat mir nicht gefallen. Es fiel mir schwer, mit den handelnden Personen warm zu werden. Am Ende des Buches konnte ich mir weder Laura noch ihren Ehemann Hector oder eines der anderen Teammitglieder wirklich vorstellen. Personen aus „Ashby House“ tauchten plötzlich auf, ohne dass sie für Leser, die dieses Buch nicht gelesen hatten, ausreichend eingeführt wurden. Die Kassiererin, die in der „Ouvertüre“ vorkam, spielte nachfolgend keine Rolle mehr etc..
Aber vielleicht war es auch gar nicht beabsichtigt, mit den Figuren warm zu werden. Vielleicht ging es nur um das Spielen mit den Versatzstücken einer solchen Geschichte. Das wiederum ist dem Autor ganz gut gelungen.
Wie gesagt, das Buch ließ mich etwas zwiespältig zurück.