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Titel: Pulsarnacht Eine Besprechung / Rezension von Markus Solty (weitere Rezensionen von Markus Solty finden Sie auf seinem Blog Horror & Co.
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Science Fiction ist ein Teilgebiet der Phantastik, welches mir eigentlich nicht so liegt. Will sagen, so viele reinrassige Science-Fiction-Romane habe ich noch nicht gelesen. Dan Simmons‘ HYPERION gehört zwar, wenn ich solch eine Liste mal aufstellen würde, zu den Top Ten der besten von mir gelesenen Bücher, aber sonst interessieren mich Weltraumabenteuer eher weniger. Warum habe ich also dann zu PULSARNACHT gegriffen? Der Grund ist Dietmar Dath. Ich schätze ihn schon lange. Das erste Mal aufgefallen ist er mir, als er ein Buch aus der Edition Phantasia im Feuilleton der FAZ besprochen hat. Das gab es vorher so nicht. Also habe ich mich mehr mit dem Feuilletonisten beschäftigt und in Popkultur, Mathematik und Marxismus weitere gemeinsame Interessengebiete außer der Phantastik gefunden (hier möchte ich kurz sein 2007 bei Suhrkamp erschienenes Buch HEUTE KEINE KONFERENZ. TEXTE FÜR DIE ZEITUNG empfehlen, in dem kurze Texte zu verschiedenen Themengebieten gesammelt erschienen sind).
Eines der 6 (!) Bücher (darunter auch ein Essay zu der Fernsehserie "Lost"), die 2012 von Dath erschienen sind, ist also der Roman PULSARNACHT, erschienen bei dem deutschen Publikumsverlag für Science-Fiction-Literatur: Heyne. Das Buch verlangt dem Leser gleich zu Beginn einiges ab. Dath erschafft eine vollkommen neue zukünftige Welt mit vollkommen neuen Begrifflichkeiten. Diese werden aber nicht erklärt, sondern zunächst einfach in den Raum geworfen. Manche Begriffe erklären sich später aus dem Kontext heraus oder aber auch erst im Glossar am Ende des Romans. Das macht den Einstieg zugegebenermaßen schwierig.
Aber nun zum Inhalt: Wir befinden uns in der Zukunft und die Menschen können quer durch viele Galaxien reisen. Aber sind diese Menschen noch Menschen? Die Menschen sterben nicht mehr, sondern haben Zyklen, in denen sie jeweils erneuert werden (jeder Mensch hat eine gewisse Anzahl dieser Zyklen, bevor er abtreten muss) und implantierte Chips übernehmen die Funktionen, die heute das Gehirn hat und noch mehr. Es gibt eine Regierung für die gesamte universale Menschheit unter der Leitung der Präsidentin Shavali Castanon. Es gibt verbannte Rebellen, die irgendwann einmal versucht haben die Präsidentin zu stürzen und nun verbannt sind. Sie halten sich sogenannte Dims als Arbeitssklaven. Diese Dims erinnern mehr an jetzige Menschen als die Menschen selbst. Außerdem tummeln sich noch andere Lebensformen in den Weiten des Alls mit denen man mittlerweile in gegenseitiger Akzeptanz lebt (was nicht immer so war): die an Hunde erinnernden Binturen, planetengroße Wesen namens Medeen und die Custai, echsenähnliche Kreaturen.
Ich kann hier nicht auf einzelne Aspekte der Handlung eingehen, weil es den Rahmen sprengen würde. Es geht um politische Auseinandersetzungen nach innen und außen, es geht um die Geschichte der verschiedenen „Rassen“, es geht aber auch unterschwellig um Liebe und es geht um Physik. Die PULSARNACHT, ein Ereignis das nach der Relativitätstheorie unmöglich ist, droht das Universum zu vernichten.
Aber Hauptthemen des Romans sind meiner Meinung nach die politischen Beziehungen der Menschen untereinander und zu den anderen „Rassen“. Der Autor stellt sich dabei auf keine Seite. Jede der handelnden Parteien kann plausibel argumentieren, warum ihre Handlung die einzig richtige ist und so ist es unmöglich für den Leser hier ein Gut oder Böse herauszuarbeiten. Und das ist auch gut so. Es wird nicht gewertet, sondern beschrieben. Das hätte ich so von Dath nicht erwartet, der sonst mit seinen politischen Vorlieben nicht hinter dem Berg hält.
Es gelingt ihm hier auf etwas über 400 Seiten eine Welt zu erschaffen, die sehr gut durchdacht ist. Und das Ganze in einer Komplexität, dass ich mein Haupt vor dieser Leistung verneigen muss. Die mathematisch-physikalischen Exkurse haben mich nicht gestört, können aber auf jemanden, der sich nicht mit dem Thema beschäftigen möchte, abschreckend wirken. Trotzdem ist es Dath gelungen, einen lesbareren Roman zu schaffen und nicht in pseudo-intellektuelles Geschwurbel zu verfallen. Er geizt auch nicht mit Kampfszenen und Spannungsmomenten. Trotzdem muss man schon sehr konzentriert lesen, um bei der Stange zu bleiben.
Fazit: Komplexer Science-Fiction-Roman, dessen Lektüre zwar nicht einfach, aber dafür sehr lohnenswert ist.