|
Titel: Schatten Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Schatten” von David Kenlock erschien 1999 beim Heyne Verlag, mittlerweile hat es der Autor unter seinem richtigen Namen, Rainer Wekwerth, als Ebook unter dem Titel “Das Flüstern des Windes” neu herausgegeben.
Das Cover des Buches ist recht merkwürdig. Es zeigt einen Ork und einen Menschen in der Mitte einer Arena, umringt von zwei Dinosauriern. Auf einem der Dinosaurier scheint ein Menschen zu reiten. In der linken Ecke des Covers kann man die Beine eines in der Arena liegenden Menschen erkennen. Damit zeigt das Cover wohl eine der Szenen aus dem Buch – auch wenn Dinosaurier als solche nicht vorkommen und ich mir die Szenerie deutlich anders vorstelle als hier dargestellt.
Ein dunkler Schatten liegt über dem Königreich Denan. Bisher war dem König kein Thronfolger vergönnt – und in der langersehnten Geburtsnacht seines Sohnes stirbt die Königin. Nur wenige Stunden später ist der Thronfolger verschwunden und der König tot. Als Findelkind wird der wahre Erbe des Thrones von einer Händlerfamilie aufgezogen, nur um wenige Jahre später als einziger Überlebender seiner Ziehfamilie in die Sklaverei verschleppt zu werden. Nun liegen wirklich Welten zwischen ihm und seiner Heimat.
Für das, was die Geschichte erzählt, ist sie eigentlich viel zu kurz. Auf dreihundert Seiten erzählt sie quasi die Lebensgeschichte eines Prinzen. Von Verschwörungen, Verrat, Sklaverei, Freundschaft, Liebe und Krieg. Manche lieb gewonnenen Figuren bleiben dem Leser nur über wenige Kapitel erhalten: Auf wenigen Seiten lernt man sie kennen und mögen, nur um dann zu lesen, wie sie der Welt wieder grausam entrissen werden. David Kenlock schafft es sogar, dem Leser den Tod eines Fremden nahe gehen zu lassen.
Die (durch Weltentore verbundenen) Welten, die David Kenlock beschreibt, sind harte Welten, die sich an verschiedene Epochen aus unserer Vergangenheit wie etwa den Römern oder dem Mittelalter orientieren, Magie wirkt eher im Hintergrund – und zumindest die Weltentore könnten auch einer längst vergangenen Technik entsprungen sein. Aufgrund der Kürze des Buches sind allerdings sowohl die Welten als auch ihre Geschichte eher nebensächlich. Sie dienen einzig und allein als Hintergrund für die Entwicklung der Figuren, die ebenfalls wirklich rasant verläuft.
Harte Bedingungen schaffen harte Menschen und kurze Begegnungen tiefe Verbindungen, längere Begegnungen schaffen ein fast undurchdringliches Band. So wie das zwischen dem Königsprössling und einem jungen Ork. Bis hin zur letzten Seite dauert ihre Freundschaft an, trägt sie durch Kämpfe und Kriege und dauert auch über den Tod hinaus an. Die enthaltene Liebesgeschichte ist nur als kleiner Hauch zu spüren, auch wenn diese Liebe ist, die den Prinzen durch einen Großteil der Geschichte trägt.
Einzelne Abschnitte der Geschichte sind durchaus klassisch zu nennen, so ist die Rückkehr nach Denan zum Beispiel absolut vorhersehbar, das Ende der Geschichte ist allerdings nicht im geringsten wie erwartet. Es ist vergleichsweise offen, sehr melancholisch, hinterlässt aber auch einen Funken Hoffnung – zumindest für das Königreich Denan und vielleicht sogar für die Liebe.
Das ungewöhnliche an “Schatten” ist wohl die Kürze, in der sich Personen entwickeln und Ereignisse ablaufen – und das man als Leser dabei trotzdem wirklich mitgerissen wird und sogar mitfühlen kann. An manchen Stellen hätte ich mir durchaus mehr Informationen gewünscht, im Nachhinein bin ich mir allerdings nicht sicher, ob nicht gerade dieser Mangel an Informationen den Reiz des Buches ausmacht. Empfehlenswert ist es in jedem Fall.