![]() | Titel: Star Trek Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Gleich dreifach wurde ich bezüglich des neuen Star-Trek-Kinofilmes vorgewarnt. Nach der Lektüre des ersten Bandes von ST: TITAN, deren erstes Abenteuer ja in den romulanischen Raum führt und als Fortsetzung des TNG-Zweiteilers "Wiedervereinigung" sowie des 10. Star-Trek-Filmes "Nemesis" fungierte, konnte man sich die postapokalyptische Gestaltung des ST-Franchise nach dem desaströsen "Nemesis" zu Gemüte führen. Nicht minder überrascht war ich, als das Prequel zum neuen Kinofilm - die vierteilige Comicreihe "Star Trek: Countdown" - diese Storyline weiterführte und mit der Zerstörung Romulus endete. Natürlich entkam einer der Helden und auch der Bösewicht - und bereitete so die Bühne für Abrams Star-Trek-Spektakel.
Und zu guter Letzt - nach dem auf YouTube der erste Trailer zu sehen war, auf dem hektisch und (kaum etwas zu erkennen) wild mit Special Effects herumgeworfen wurde, schwand meine Hoffnung, dass das ein vernünftiger Film werden kann.
Dieser Meinung war ich auch noch kurz vor Filmbeginn.
Etwa 10 Minuten später - nach dem James-Bond-artigen Einleitungsintro - saß der nicht mehr ganz so jugendliche Rezensent mit offenem Mund im Kinosaal und dachte sich: "Das ist Star Trek????"
Zur Story: Der die Romulus-Katastrophe überlebende Captain eines Minenschiffes, names Nemo, schwört ewige Rache und macht die Föderation für die Zerstörung seines Heimatplaneten und den Tod seiner Familie verantwortlich. Über weitere Hintergründe schweigt sich der Film meist aus - diese bleiben dem Comic vorbehalten. Kurz nach dem Erscheinen Nemos in seiner relativen Vergangenheit stößt er auf die USS Kelvin - und tötet während des nachfolgenden Kampfes James T. Kirks Vater. Seine schwangere Mutter, auf demselben Schiff reisend, kann rechtzeitig entkommen. Das weitere Leben von Kirk ist das eines klugen, aber flegelhaften Jungen, der erst eine konkrete Richtung in sein Leben bekommt, als er nach einer Kneipenschlägerei Captain Christopher Pike begegnet, der ihn einlädt, als Kadett zur Sternenflotte zu kommen.
Parallel beobachten wir auch den Werdegang des Halbvulkaniers Spock, der als Sohn einer menschlichen Mutter von seinen Mitschülern ausgegrenzt und gemobbt wird - unterschwellige Agressivität und ein zerissenes Ich prägen den jungen Spock und machen ihn auf allen Welten zum Außenseiter. Getrieben ist er nur durch den Ergeiz, als erster Vulkanier in Starfleet sich selbst zu beweisen.
Während des Trainings auf der Akademie taucht Nemos krakenartiges Schiff wieder auf, 25 Jahre nach der Zerstörung der USS Kelvin. Es steuert Vulkan an und beginnt mit der Zerstörung des Planeten. Die gesamte verfügbare Sternenflotte wird mobil gemacht, unter anderem kommt die spätere Kernbesatzung der USS Enterprise ebenfalls auf ihr künftiges Schiff - Uhura (die im Übrigen eine romantische Beziehung mit Spock unterhält), Sulu, Chekov und eben Kirk sowie Spock. Im Hintergrund sah man sogar Schwester Chapel herumlaufen ... Captain Pike erreicht Vulkan jedoch zu spät, der Planet wird von Nemo zerstört. In der Hoffnung, mit Nemo verhandeln zu können, fliegt er zu dessen Schiff - währenddessen bricht zwischen dem amtierenden Captain Spock und seinem kommissarischen Ersten Offizier Kirk ein offener Konflikt aus ...
Abrams wendet modernes Film-Sehen konsequent auf den neuen Star-Trek-Film an. Da wird blitzschnell geschnitten, mit farbenfrohen CGI- und Special-Effekten nur so geprotzt und eine beziehungsreiche Story eingeflochten, die auch ohne den ganzen F/X-Kram funktionieren könnte. Dachte ich anfangs, der Film würde vor lauter CGI kaum laufen können, war ich sehr angenehm überrascht, als ich zwischen den Effekten und der Geschichte ein angenehmes Gleichgewicht vorfand. Letzteres war sogar interessant - zwar beherrschte der Konflikt mit dem Romulaner aus der Zukunft den Film, jedoch waren alle Pausen und Ecken angefüllt mit zwischenmenschlichen Beziehungen vor allem zweier durchaus neu interpretierter Charaktere. Besonders die neue Darstellung des Spock als facettenreichem und unergründlichem Egozentriker gefällt und lässt den kumpelhaften Kirk viel besser als Gegenpart erscheinen. Lediglich die Figur des siebzehnjährigen Chekov wurde etwas übertrieben dargestellt - wobei seine extrem akzentreiche schiffsweite Durchsage herrlich anzusehen war. Jeder der späteren Helden bekam seine eigene kleine Geschichte bzw. Szene, in der die bekannten Ticks und Tricks dargestellt werden konnten. Amüsant für den wissenden Fan und lustig für den Neuling. Besonders amüsant - die minutenlange "Behandlung" Kirks auf dem Flur der Enterprise durch einen überforderten McCoy.
Ebenso überraschend der Plot - Abrams hält sich hier alle Karten offen und begeht nicht den Fehler, in das übliche "Alles wird gut" von Star Trek zurückzufallen. Hier besteht nur die Gefahr, dass sich die Fans aufgrund der Existenz zweier paralleler Handlungsebenen etwas verwirren.
Fazit: Star Trek 11 hat mich grundlegend überrascht und mir einen unterhaltsamen, spannenden und amüsanten Abend geschenkt.