Titel: Starters |
Klappentext:
Nach einer unvorstellbaren Katastrophe gibt es nur noch sehr alte und junge Menschen. Mittellos kämpfen die 16-jährige Callie und ihr kleiner Bruder auf der Straße ums Überleben. Callie entschließt sich daher zu dem Undenkbaren: Sie verleiht ihren Körper an einen alten Menschen, dessen Bewusstsein übernimmt ihren Körper und kann so wieder jung sein. Doch alles verläuft anders als geplant ...
Die Body Bank, ein mysteriöses wissenschaftliches Institut, bietet Callie eine einzigartige Möglichkeit, an Geld zu kommen: Sie lässt ihr Bewusstsein ausschalten, während eine reiche Mieterin die Kontrolle über ihren Körper übernimmt. Aber Callie erwacht früher als geplant, in einem fremden Leben. Sie bewohnt plötzlich eine teure Villa, verfügt über Luxus im Überfluss und verliebt sich in den jungen Blake. Doch bald findet sie heraus, dass ihr Körper nur zu einem Zweck gemietet wurde - um einen furchtbaren Plan zu verwirklichen, den Callie um jeden Preis verhindern muss ...
Meine Meinung:
Erster Satz: Enders machten mir Angst.
Lange lange hat's gedauert, bis ich mich an "Starters" herangewagt habe. Der Grund? Für mich klang dieses Buch wie eine Mischung aus "Seelen" und "Totentöchter", zwei Bücher, die mir zwar einzeln sehr gut gefallen haben, die ich mir zusammen aber nun gar nicht vorstellen konnte. Zweifel im Bezug auf die Eigenständigkeit dieses Romans breiteten sich ihn mir aus, die sich aber während des Lesens glücklicherweise nicht bestätigten.
"Starters" wirkt auf mich nämlich eher wie eine moderne Aschenputtel-Version mit recht interessanten Dystopie-Elementen: Callie, das eigentlich arme Mädchen aus der Gosse, die einige Wochen zu früh in ihrem Körper aufwacht und der auf einmal völliger Luxus zur Verfügung steht. Sie feiert in exklusiven Klubs und lernt dort andere reiche Starters - inklusive Blake - kennen, die sie für eine andere Person halten. In den teuren Kleidern ihrer Mieterin lebt sie ein Leben aus Lügen und niemand weiß, wer sie in wirklich ist. Als sie auf einer Flucht sogar einen Schuh verliert, der dann ihrem "Prinzen" in die Hände fällt, musste ich fast schon ein bisschen schmunzeln.
"Hatte Aschenputtel dem Prinzen gestanden, wer sie wirklich war, als sie sich mit diesem herrlichen Ballkleid auf seinem Fest amüsierte? Dachte sie auch nur im Traum daran, ihm zu gestehen: Ach übrigens, mein Prinz, die Kutsche gehört nicht mir, ich bin nur einen barfüßige Küchenmagd, die in wenigen Stunden wieder den Herd putzen muss? Nein. Sie genoss den Augenblick.
Und ergriff nach Mitternacht still und heimlich die Flucht." - S. 119
Okay, darum geht es natürlich nicht nur. Ich habe ja auch von einigen Dystopie-Elementen gesprochen, richtig? Und die gefallen mir gar nicht mal so schlecht, denn in diesem Roman liegt ein wirklich tolles Konzept zu Grunde: Nach einem Krieg leben nur noch Menschen unter 20, beziehungsweise über 60 Jahren, es gibt also nur noch Kinder, Jugendliche und Alte. Haben die Starters (junge Menschen) Glück, so haben sie noch lebende Großeltern, bei denen sie wohnen können - wenn nicht, leben sie in ständiger Flucht vor der Polizei auf der Straße. Sie werden unterdrückt und haben keine Rechte. Die älteren/alten Menschen, hier Enders genannt, haben durch Firmen wie Prime Destinations die Chance sich für viel Geld in einen jungen Körper einzumieten und sich somit den Traum auf eine erneute Jugend erfüllen zu können.
Um das Spenden und Mieten der Körper dreht sich genau genommen das komplette Buch und ich finde es gut, dass es einen Handlungsstrang gibt, der sich über die gesamte Handlung erstreckt. Obwohl immer wieder neue Fragen und Aufgaben auftauchen ist dies für mich einer der Hauptgründe für die allgegenwärtige Spannung. Es passiert unerwartetes und überraschendes, ein mögliches Ende konnte ich mir, aufgrund so einiger plötzlicher Wendungen, lange überhaupt nicht vorstellen.
Als es schließlich soweit war, hatte Autorin Lissa Price wieder einmal Momente im Petto, an die ich nie gedacht hätte. Bis zur letzten Seite bleibt "Starters" also interessant und kann die Leser mit fast jedem vorhandenen Handlungsstritt überraschen.
Protagonistin Callie hat mir sehr gut gefallen. Durch den Tod ihrer Eltern ist sie sehr eigenständig geworden und kümmert sich von dort an liebevoll um ihrem kleinen 7-jährigen Bruder Tyler. Sie ist selbstbewusst und handelt stets mit viel Überlegung, sodass ihre Entscheidungen für die Leser gut nachzuvollziehen sind. Ist sie in manchen Situationen zwar etwas verwirrt und weiß nicht, was sie machen soll, wird das von der Autorin jedoch so gut dargestellt, dass sie man versteht und mit ihr mitfühlt, -leidet oder sich in schönen Momenten für sie freut. Einzig und allein ihrer Beziehung zu Blake konnte ich nicht so recht etwas abgewinnen, da mir alles viel zu schnell geht.
Im gesamten Verlauf der Handlung schreibt Lissa Price sehr eindringlich. In jedem Satz scheinen ein Haufen an Informationen zu stecken, ausführlichere Beschreibungen und somit auch unnötige Längen bleiben aus. Ihr Debütroman "Starters" lässt sich sehr flüssig und schnell lesen, was die knapp 400 Seiten, zusammen mit der (fast) immer vorhandenen Spannung, nur so dahinrennen lässt.
Fazit:
Obwohl ich mir lange nicht sicher war, ob ich "Starters" überhaupt lesen soll, hat der Roman es doch geschafft, mich zu begeistern. Und zwar sehr! Bis auf die Liebesgeschichte von Callie und Blake und ein paar fehlenden Hintergrundinformationen (Wieso ist der Krieg überhaupt ausgebrochen? Wer kämpfte gegen wen?) habe ich nichts auszusetzen und vergebe somit sehr gute 4 Sterne.