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Reihe: The Broken Earth, Band 2
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Roman “The Fifth Season” war ein faszinierendes Werk voller Überraschungen und einem schriftstellerischen Niveau, dass man nur selten in Werken der Phantastik findet. Kein Wunder also, dass der Roman mit Preisen überschüttet wurde.
The Obisidian Gate ist nun die Fortsetzungen der Geschichte.
Essun fand zuletzt Zuflucht in einer Gemeinschaft, der neben Menschen auch Stone Eater angehören. Mehr und mehr beginnt sie zu verstehen, dass die Zukunft der Welt mit der großen Katastrophe (im Buch „The Fifth Season“ genannt) eng mit der Vergangenheit ihrer Welt zusammenhängt. Und die Geschichte ist ganz dicht verwoben mit der Entstehung der Orogenen und der Stone Eater. Alabaster, ihr Freund und ehemaliger Liebhaber und auch Hoa, der Stone Eater, mit dem sie lange Zeit ohne des Wissens um seine wahre Natur gereist war, begrüßen die Zerstörung der Welt. Essun nimmt an, dass die Ereignisse etwas heilen, was vor Äonen zerstört wurde. Und da ist die Frage, mit der Essun überhaupt nichts anfangen kann: „Wo ist der Mond?“
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Essuns Tochter Nassun, die genau wie sie eine Orogene ist und von ihrem Vater aus Unverständnis und Angst verschleppt wurde. Während der Flucht lernt sie nach und nach ihren Vater zu verstehen und besser zu lesen. Sie erkennt seine Angst und versucht ihrer Fähigkeiten zu verbergen. Ihren Bruder hat er aus Angst erschlagen und Nassun will vermeiden, dass ihr das gleiche Schicksal droht oder dass sie ihn in Selbstverteidigung töten muss. Dann jedoch treffen Sie auf den Guardian Schaffa, der anbietet, Nassun zu unterweisen, bis es ihr gelingt, sich selbst von der Macht der Orogene zu befreien. Doch Schaffa und Nassun ist klar, dass dies eine Lüge ist, denn keiner von beiden will das.
Die Geschichte setzt die Geschichte konsequent fort. Nassuns Kapitel werden immer noch in der zweiten Person geschrieben und dies ist immer noch gewöhnungsbedürftig. N. K. Jemisin jedoch hat dies nicht gemacht, um irgendeinen literarischen Kniff zu testen. Vielmehr ist die Frage, warum sie das gemacht hat, von großer Bedeutung. Wer erzählt denn nun die Geschichte von Essun und ich will es vorweg nehmen: Auch im zweiten Band erhält man auf diese Frage keine Antwort. Andere Fragen wurden im Laufe der Romans geklärt, aber andere wurden dadurch erst aufgeworfen und harren der Auflösung im finalen Band der Trilogie.
Mit Nassun erhält die Trilogie eine neue Protagonistin und die Autorin nutzt diese, um weitere Beschreibungen über die Welt zu geben. Man erlebt wir sie nach und nach ihre Kräfte entdeckt und auch mehr und mehr versteht, warum ihr Vater so Angst vor ihr hat. Interessant ist aber auch Schaffa, der Guardian, der bereits ihre Mutter Essun geschult und natürlich überwacht hatte. Er hat seine ganz eigene Geschichte und irgendetwas an dem Bruch zwischen Essun und ihm hat den Mann verändert. Wieder spielen hier die Rätsel der Vergangenheit eine Rolle.
Nun aber die entscheidende Frage: Hat der Roman „The Obsidian Gate“ verdient, mit dem Hugo Award 2017 ausgezeichnet zu werden? Der Roman ist an sich gut. Er ist gut geschrieben und über die schriftstellerischen Fähigkeiten der Autorin müssen wir nicht reden. Aber es passiert im zweiten Band zu wenig und teilweise hat die Geschichte Längen. Am Ende ist es doch nur der Mittelband einer Trilogie und es gibt so wenige Autoren, die es schaffen, den mittleren Band gut einzufügen in das Ganze. Aber bitte: Der Roman ist beileibe nicht schlecht und ich werde den dritten Band auch lesen. Nur finde ich nicht, dass diesem Werk der Vorzug gegenüber anderen nominierten Werken gegeben hätte werden sollen. Ich meine auch, er hätte nicht auf die Shortlist der Hugo Nominierungen gehört. Aber scheinbar gefällt den amerikanischen Lesern der Stoff sehr gut und außerdem punktet vor den laufenden Diskussionen um die Vergabe Jemisin doppelt: Sie ist eine Frau und ist Afroamerikanerin. Dass die Puppy Diskussion noch nicht ganz ausgestanden ist, zeigt sich darin, dass 2017 nur Frauen und vornehmlich neue Autoren (ich meine damit Autoren, die nicht seit 10 Jahren oder mehr aktiv sind) honoriert wurden. Ich bin zwar auch kein Freund der oft kritisierten Tendenz, etablierten Autoren die Stimme zu geben, aber sicherlich gab es 2017 auch Romane von etablierten, männlichen Autoren, die es verdient hätten, nominiert zu werden. Wenn das also so bleibt, holt Jemisin nächstes Jahr den Hattrick. Es kann sein, dass viele SF Fans ein Zeichen setzen wollten, die gerade Jemisin wurde von rechten Poppiges als Halbwilde gescholten. Letztendlich aber ist das ganze wieder mal so ein typischen Fanden Scharmützel. Da sind zu viele Menschen, die gerne Diskutieren und vehement ihre Meinung verteidigen und manchmal übersehen sie, dass sie Grenzen übertreten haben, die nicht hätten übertreten werden dürfen. Und dann gibt es jene, die viel Spaß daran haben, immer wieder die Hand in die Wunde zu legen. Ganz normales Fanverhalten eben.
Für den Roman gibt es 7 von 10 Punkten.