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Titel: Der Totenerwecker
Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
ER ist der grausamste Serienmörder, den es je gab!
Seitdem der neue Nachbar Dale McCarthy in das Haus einzog, hat Sarah schreckliche Albträume. Sie träumt immer wieder, dass sie und ihr Mann in ihrer Wohnung brutal ermordet werden. Sarah weiß, dass dies nur wirre Ängste sind.
Bis sie eines Morgens erwacht und die Flecken auf dem Teppich und das Blut auf der Matratze bemerkt …
Denn ER besitzt die einzigartige Fähigkeit, seine Opfer ohne Gedächtnis zurück ins Leben zu holen – um sie wieder und wieder zu quälen und zu töten.
Kritik:
“Der Totenerwecker” ist eines dieser Werke, die mir schon mehrfach, unter anderem von Verleger Frank Festa selbst, empfohlen wurden. Irgendwie hat mich die Thematik aber immer ein bisschen abgeschreckt, denn diese Wiederbelebungs-Geschichte erschien mir irgendwie etwas… “seltsam”. Nun hat meine äußerst romantisch veranlagte Liebste mir das Buch aber zum Valentinstag geschenkt. Es führte also kein Weg mehr dran vorbei. Gut so!
Zunächst einmal muss man sagen, dass Autor Wrath James White schon direkt vom Beginn der Story an absolut offen mit den Fähigkeiten des Totenerweckers Dale McCarthy umgeht und man somit also nicht mit einem langen Rätselraten um den Hintergrund von Sarahs mysteriösen und erschreckenden Träumen konfrontiert wird. Das bedeutet nun aber um Längen noch nicht, dass in “Der Totenerwecker” keine Spannung aufkommen würde, das Gegenteil ist der Fall. Das Buch zieht seine Wirkung komplett aus dem Kampf gegen den übermächtig und unfassbar erscheinenden Gegner – und natürlich auch aus Sarahs Kampf mit sich selbst und den Behörden, die einer solch unglaubwürdigen Story natürlich keinen Glauben schenken wollen. White gelingt es hierbei über den kompletten Roman hinweg, eine sehr bedrückende und erschreckende Atmosphäre zu erschaffen, die den Leser zwangsläufig in ihren Bann zieht.
Auf der charakterlichen Seite kann man bei “Der Totenerwecker” ebenfalls kaum etwas bemängeln. Die Figuren sind, soweit es für einen phantastischen Roman möglich ist, sehr glaubwürdig ausgefallen. Wrath James White gelingt es, dem Leser ihre Gedankenwelt und im Fall von Dale auch ihre erschreckende Motivation so zu präsentieren, dass man sie ihnen zu jeder Zeit abnimmt. Auch die Handlungsweisen sind glaubwürdig und nachvollziehbar, den Charakteren wurde genug Tiefe verliehen, um sie nicht oberflächlich erscheinen zu lassen. Natürlich darf man nicht die Komplexität eines Stephen King erwarten, aber das ist hier auch gar nicht nötig. White liefert mit “Der Totenerwecker” auch an dieser Stelle eine runde Nummer ab.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Autor eine Vorliebe für die harte Gangart hat, so findet sich in seiner Vita unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem ausgemachten Hardcore-Autoren Edward Lee. Das schlägt sich natürlich auch in diesem Roman nieder, auch wenn er es (zumindest soweit ich es aus anderen Rezensionen herausfiltern kann, ich habe nur den direkten Vergleich zu “Sein Schmerz”) bei “Der Totenerwecker” etwas ruhiger angehen lässt. Das bedeutet aber nicht, dass man es mit einem harmlosen Buch zu tun hat. White setzt auch hier auf sehr detaillierte Gewalt- und Sexszenen, die aber nicht selbstzweckhaft in den Vordergrund gestellt werden, sondern sich gut in die Geschichte einfügen. Davon abgesehen ist sein Stil gut zugänglich, wenig sperrig und macht einfach Spaß.
Fazit:
“Der Totenerwecker” ist mein erstes persönliches Highlight in diesem Lesejahr. Wrath James White präsentiert und mit seiner vierten Veröffentlichung im Hause Festa einen der kreativsten Horrorthriller der letzten Zeit. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite mit einer gehörigen Portion Biss, ohne dabei zu einem stumpfen Splatterflick zu werden ist das Buch ein absoluter Pageturner, der sich nicht nur auf seine “Schauwerte” reduzieren lässt und mit genügend Anspruch daher kommt, um nicht in der Masse “normaler” Horrorveröffentlichungen unter zu gehen.