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Reihe: Midnight Breed, Band 11 Eine Rezension von Christel Scheja |
Bisher spielte die „Midnight-Breed“-Serie von Lara Adrian in einer nicht näher definierten Gegenwart. Nun hat Lara Adrian aber einen gehörigen Sprung in die Zukunft gewagt und einiges auf den Kopf gestellt. Nicht länger leben die Vampire in ihren „Dunklen Häfen“ und verheimlichen den Menschen ihre wahre Natur. Dramatische Ereignisse haben es erzwungen, dass sie sich offen zeigen mussten, um einem grausamen Krieg ein Ende zu bereiten.
Nun, zwanzig Jahre ist die Lage immer noch angespannt. Zwar haben Lucan Thorne und die Krieger des Ordens mit den Regierungen Verträge geschlossen und kämpfen um Anerkennung und ein friedliches Miteinanderleben, aber es gibt auf beiden Seiten Rebellengruppen, die eigentlich nur den Krieg wollen und alles tun, um physischen und psychischen Schaden anzurichten.
Mira gehört zu den Kräften, die in Nordamerika aktiv sind, um Schaden von Menschen und Vampiren abzuhalten. Da sie immer noch unter dem Tod ihres Geliebten Kellan Archer leidet, schießt sie nicht selten gerne einmal über das Ziel hinaus und handelt zu unüberlegt und heftig. Aus diesem Grund wird sie erst einmal aus dem aktiven Dienst abgezogen. Lucan und die anderen erfahrenen Krieger wollen verhindern, dass sie sich auch noch umbringt, denn sie haben das Mädchen, dass sie bei sich aufnahmen, sehr gerne.
Deshalb soll sie nun einen exzentrischen Wissenschaftler bewachen, der zwar gefährdet aber noch nicht bedroht zu sein scheint. Während sich Mira noch über diese Degradierung und das seltsame Gehabe ihres Schutzbefohlenen ärgert, wird sie von einem Angriff überrascht. Die Attentäter nehmen sie und den Mann, den sie beschützen soll, gefangen und verschleppen sie in ihr geheimes Versteck.
Und dort erlebt Mira nicht nur eine, sondern gleich zwei Überraschungen. Denn der Anführer der Rebellentruppe ist ihr wohlbekannt und sie arbeiten daran, ein Rätsel zu lösen, dass auch für die Vampire wichtig sein könnte: Hat der Wissenschaftler eine Waffe entwickelt und verkauft, die die Unsterblichen auf der Stelle umbringen kann ... und wenn ja, an wen und warum?
Man muss Lara Adrian eines lassen – sie weiß genau, wann es Zeit ist, etwas an der Hintergrund-Geschichte zu verändern, um die Spannung zu erhalten. Denn nun sind zwar die offensichtlichen Feinde besiegt, der Schaden ist aber angerichtet und fordert mehr als einmal seinen Preis.
Menschen und Stammesvampire müssen lernen miteinander umzugehen – das Misstrauen bleibt jedoch bestehen, ebenso wie viele Vorurteile. Die nutzt jemand geschickt aus, dessen wahre Natur erst nach und nach ans Licht kommt. Es sei nur so viel verraten – auch die Stammesgefährtinnen sind nicht ganz so normale Menschen wie man denkt, eine neue Mythologie, die zu der der Vampire passt, nimmt ihren Lauf.
Das alles ist eingebettet in ein actionreiches Abenteuer, zu dem natürlich auch eine deftige Liebesgeschichte gehört. Anders als sonst ist das Pärchen einander gut bekannt, muss aber erst einmal daran arbeiten, die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hat, wieder zu schließen. Immerhin nimmt sie sich die Zeit, die Figuren angemessen auszuarbeiten und damit Profil zu geben.
Dabei bedient sich die Autorin einiger Klischees, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Erst am Ende übertreibt sie es damit und nutzt mehrere sehr gängige Kniffe, um der Liebe doch noch zu ihrem Recht zu verhelfen und das Pärchen vor weiterer Verfolgung durch die Menschen zu schonen.
Alles in allem bedient Lara Adrian den Leser mit der gewohnten Mischung aus handfester Action, prickelnder Erotik und einem gut durchdachten Hintergrund, der auch wirklich eine Rolle spielt und als roter Faden dient. Genrefans können deshalb durchaus ihren Spaß haben, wenn sie ein paar Abstriche machen und nicht zu viel erwarten.
„Vertraute der Sehnsucht“ zeichnet sich durch frischen Wind in der Handlung und die gewohnt spannende Mischung aus Abenteuer und Liebe aus, wie man sie nur selten in paranormalen Romanzen findet und bleibt auch deshalb noch im elften Band der Saga lesenswert.