Titel: Wir sind verbannt Eine Rezension von Christel Scheja |
Die kanadische Autorin Megan Crewe lebt mit ihrem Mann und drei Katzen in Toronto. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet sie mit Jugendlichen aus sozial schwachen und benachteiligten Familien. Die dort gesammelten Erfahrungen schlagen sich auch in ihrem Roman „Wir sind verbannt“ wieder, das der Auftakt einer Reihe zu sein scheint.
Bisher haben Kaelyn und Leo auf einer kleinen Insel vor dem Festland gelebt und waren enge Freunde. Doch dann entzweit ein Streit die beiden. Leo zieht fort – in eine ferne Stadt, während das Mädchen schmollend zurück bleibt und sich nicht einmal von ihm verabschiedet. Schon bald soll sie dies bitter bereuen.
Zunächst scheint alles beim Alten zu sein, auch wenn es einige merkwürdige Todesfälle in der Umgebung gibt.
Die Betroffenen sprechen erst von einem unangenehmen Jucken, das sie einfach nicht loswerden können, dann fangen sie an, offen über ihre Geheimnisse zu reden und bekommen Fieber. In der letzten Phase der Krankheit machen sie Halluzinationen völlig paranoid, bis sie dann endlich zusammenbrechen und sterben.
Als immer mehr Menschen krank werden und sogar sterben, stellen die Behörden die Insel unter Quarantäne. Während die Ärzte, unter ihnen auch Kaelyns Vater, verzweifelt nach der Ursache der Epidemie suchen und schließlich den Virus isolieren können, bricht draußen das Chaos aus, denn da es keinen Nachschub mehr gibt, werden die Vorräte knapp und lebenswichtige Dienste versagen. Mittendrin steckt das junge Mädchen, dass das Grauen hautnah mitbekommt, ebenso wie die Tragödien in der eigenen Familie...
Noch immer begeistern sich die Verlage für düstere Zukunftsvisionen, die ihren Halt im hier und jetzt nicht verloren haben. Auch „Wir sind verbannt“, lässt sich in diese Kategorie schieben, beschäftigt sich die Geschichte doch mit den Entwicklungen in einer Quarantänezone.
Minutiös schildert die Autorin, wie die heile Welt ihrer Protagonistin Stück für Stück aus den Fugen gerät und schließlich zusammen bricht. Das einzige, was sie am Leben zu halten scheint, sind die wie ein Tagebuch geführten Berichte an ihren ehemaligen Freund.
Natürlich ist vieles vorhersehbar, aber Megan Crewe gewinnt dem ein oder anderen Handlungsmuster doch noch eine neue Facette ab.
Auch steht die Romanze nicht im Vordergrund, geht es doch erst einmal darum zu zeigen, wie die Heldin einerseits mit den Konsequenzen ihres Handelns lebt, auf der anderen Seite durch die Entwicklungen auch lernt, erwachsen zu werden und für ihre Taten einzustehen.
Zudem nimmt sich die Autorin die Zeit die Veränderungen in der Gesellschaft glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen, so dass man sich ungestört in die Geschichte fallen lassen kann. Allerdings verzichtete sie darauf, allzu brutal und ekelig zu werden, Grausamkeiten und auch der Tod einiger Personen werden schnell ausgeblendet oder nur am Rande erwähnt. Das nimmt der Geschichte etwas von ihrer Eindringlichkeit und Schärfe.
Vor allem Leser im Teenager-Alter werden sich von „Wir sind verbannt“ angesprochen fühlen, setzt die Autorin ihren düsteren Thriller angemessen jugendgerecht in Szene und präsentiert eine lebendige Heldin, mit allen Stärken und Schwächen dieses Alters.