Reihe: XPerten, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Es ist für mich immer wieder ein spannendes Erlebnis, zu lesen, wie andere Autoren sich die Welt vorstellen könnten. Wenn ich aber Sätze wie: "Ein spannender SF-Roman über parapsychologische Phänomene, bilderreich wie ein orientalischer Teppich, der quer durch die Welt erotische Fäden verknüpft." auf der Rückseite des Buches lese, werde ich skeptisch. Erwartet mich ein Märchen aus 1001 Nacht oder erotische Geschichten? Nichts von beidem. Statt dessen ein gediegener SF-Roman, der das Thema von Para-Gaben aufgreift.
Gleich am Anfang der Erzählung geht es um Leben und Tod. Ein mächtig schwerer Stein, wohl hundert oder mehr Kilo schwer droht die Bergsteigerin Andrea zu erschlagen. Beide erkennen, dass der Stein (losgetreten von einem anderen? 100kg?) Andrea in wenigen Sekunden erschlagen wird. Marcus entdeckt plötzlich seine Paragabe und weiss sofort (woher?), er muss sie selbst vor seiner Partnerin geheim halten. Diese Ausführung ist etwas naiv beschrieben, geradeso wie die gleichen Abenteuer in den Heftromanen der 1960er und 1970er Jahre und den entsprechenden Comics. Dies gilt auch, als es auf Seite 117 darum geht, einen Entführer dingfest zu machen. Marcus nutzt seine Kraft einen Ast abzubrechen und auf den Mann fallen zu lassen, der daraufhin niedergeschlagen daliegt. Mit der Kraft hätte man den Mann auch einfach die Luft "abdrehen" können. Aber warum zieht er dem Mann die Hose aus und zerreisst die? Warum nimmt er dessen Ausweise etc.? Woher kommt plötzlich das Seil, mit dem er den Mann fesselt? Leider gibt es mehr solcher Ungereimtheiten. Da macht es dann fast keinen Spass mehr, das Buch zu lesen. Weniger störend, aber Gewöhnungsbedürftig die Erzählzeit in der Gegenwart.
Die Xperten sind eine leicht zu lesende Unterhaltungslektüre, über die man nicht lange nachdenken muss. Die Handlung ist interessant, aber nicht immer logisch schlüssig, recht einfach gehalten aber dafür gut zu lesen. Hauptsächlich beschäftigt sich der Roman mit der Frage: „Was wäre wenn?“ Wie können Menschen, die mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet sind, in unserer Gesellschaft unauffällig überleben? Was passiert, wenn ihre Fähigkeiten aufgedeckt werden und wie reagiert die angeblich tolerante Gesellschaft, wenn sie mit solchen Fähigkeiten konfrontiert wird?
Andererseits stellt sich mir die Frage, wenn der Autor schon schreibt, dass nichts (oder fast nichts) der Wirklichkeit entspricht, warum wird das Buch mit überflüssigen Fussnoten belastet. Will der Autor mit seinem Wissen glänzen, dann hätte er ein Fachbuch schreiben sollen. Bei einem Unterhaltungsroman sind diese Erklärungen überflüssig.